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Berliner Club KitKatDie rechteste Tür der Stadt

In der Security des KitKat arbeiten Personen mit Verbindungen in die rechte Szene. Die Liste von Verfehlungen und Beschwerden ist lang.

Nicht mehr je­de:r fühlt sich sicher im KitKat Foto: imago/Peter Meißner

Berlin taz | Die Tür des KitKat steht nicht allen offen. Der sexpositive Club in der Köpenicker Straße in Mitte sortiert am Einlass seine Gäste aus wie alle bekannten Technoclubs Berlins. Doch ausgerechnet im KitKat kann es der so diversen wie internationalen Szene der Stadt und ihren Be­su­che­r:in­nen passieren, auf Türsteher zu treffen, die dem rechtsextremen Hooliganmilieu angehören.

Laut einem vor Weihnachten veröffentlichten ausführlichen Bericht der antifaschistischen Rechercheplattform Exif-Recherche über das Berliner Netzwerk des rechtsextremen Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ (KdN) – Europas größter neonazistischer Kampfsportveranstaltung – entstammen mindestens drei der Türsteher des KitKat diesem Milieu. Es ist eine Szene aus Hooligans, Kampfsportlern, Rockern und Kriminellen.

Ausführlich geht der Artikel dabei auf Maik P. ein, dem, wie es heißt, „Dreh- und Angelpunkt der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo“. Er soll schon lange der Hoolszene des Berliner Viertligisten angehören, die schon seit Ost-, besonders aber der Nachwendezeit zu den schlagkräftigsten des Landes zählt – und keinen Hehl aus ihrer rechten Gesinnung macht.

P. soll ein Kampfsporttraining in einem Gym leiten, das seine Räume im Erdgeschoss eines Clubhauses der Hells Angels in Biesdorf hat. Dort trainiere er zusammen mit den „Kernpersonen“ des „Kampfs der Nibelungen“. Ein Foto zeigt ihn mit Alexander Deptolla, einem Dortmunder Nazikader, der als Hauptverantwortlicher des Kampfsportevents gilt, ein anderes im T-Shirt der Neonazi-Marke Label 23.

Auf einem weiteren Foto ist P. zusammen mit Mark F. zu sehen, beide in T-Shirts mit dem Aufdruck „KKC-Korps“ – KKC steht für KitKat Club. F. wird als Teil des rechten Hooligan- und Rockermilieus beschrieben, der zusammen mit P. und Mitgliedern des KdN-Teams ebenfalls in dem Biesdorfer Studio trainiere und entsprechende freundschaftliche Verbindungen pflege. Als weiterer Türsteher des KitKat wird der Kampfsportler Robert M. benannt. Auch er soll Kontakte in diese Kreise pflegen. Ein Bild zeigt ihn in einer Jogginghose der bei Neonazis beliebten Modemarke „Thor Steinar“.

Betreiberin äußert sich

Aus einer Antwort der KitKat-Betreiberin Kirsten Krüger auf eine Anfrage der taz geht hervor, dass Mark F. als Security-Unternehmer für sie arbeitet und dieser selbst Mitarbeiter beschäftigt. Über F. könne sie sagen, dass er „bis vor knapp 20 Jahren in der Hooliganszene Berlins aktiv“ gewesen sei. Zu seinen heutigen Umtrieben sagt Krüger nichts.

Zu Robert M. teilt sie mit, dass dieser in seinem Gym „nicht nur Boxen, sondern auch Selbstverteidigung für Menschen verschiedener sexueller Orientierung“ anbiete. Im KitKat habe er nur aushilfsweise gearbeitet. Krüger schreibt: „Soweit ich das weiß und beurteilen kann, gab es weder bei Herrn F. noch Herrn M. je politische Ambitionen.“

Maik P. kenne sie persönlich nicht, dieser sei lediglich „4- bis 5-mal kurzfristig eingesprungen“. Krüger schreibt, P.s private Verbindungen seien ihr „nicht bekannt“. Sie betont, dass ihre Mitarbeiter ganz verschiedene Hintergründe hätten, und teilt mit: „Ganz grundsätzlich haben wir kein Interesse an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit extremen Positionen. Das widerspricht unserer Philosophie.“ Konsequenzen für ihre Türpolitik aber kündigte sie nicht an.

Keine guten Erfahrungen

Für Szene-Insider kommt die Recherche über rechte Türsteher im KitKat nicht überraschend. Laut Maximilian B. von der Initiative Geradedenken, die sich mit rechten und verschwörungsideologischen Strukturen auch in der Clubszene beschäftigt, habe man „schon viel Negatives über die Security gehört“. Die Recherche sei „glaubwürdig“. B. spricht von einem „Haufen breit gebauter, kurzhaariger Männer“, von Kleidung mit „altdeutscher Schrift und mit Deutschland-Aufnähern“.

Er selbst habe „sexistisches Verhalten“ an der Tür erlebt. Demnach habe ein Türsteher über einen Gast nach dessen Eintritt gesagt: „Die würde ich auch gern mal nach hinten ziehen und mir von ihr einen blasen lassen.“ Für Menschen, die im Club rassistische oder sexistische Übergriffe erleben, könne es „schwierig sein, sich an die Türsteher zu wenden“. Das passe nicht zu einem „offenen, bunten und toleranten Feierleben“, für das die Berliner Clubkultur stehe. Generell gelte: „Menschen aus rechten Strukturen haben an der Tür nichts verloren.“

Dem Kitkat bescheinigt B.: „Für einen international bekannten Kinky-Club ist es erschreckend, wie wenig sie sich um die Themen Übergriffigkeit und rechtes Gedankengut kümmern.“ Eine eigene Awareness-Struktur neben der Security hat das KitKat nicht. Diese gibt es nur bei wenigen Fremdveranstaltungen. Den Betreibern wirft B. vor, sich in der Vergangenheit zu ähnlichen Vorfällen nicht klar geäußert zu haben.

Ein Insider, der anonym bleiben möchte, sagt der taz, es handele sich um „eine der anstrengendsten Türsituationen“. Auffällig sei insbesondere sexistisches und queerfeindliches Verhalten der Türsteher. Diese agierten „täterschützend“ und „zweifeln Schilderungen von betroffenen Personen stark an“. Viele queere BiPoc-Personen „fühlen sich an dem Ort nicht mehr sicher“ und würden das KitKat meiden, Der Betreiberin Krüger bescheinigt sie, sie würde „Vorwürfe aussitzen, statt sich damit auseinanderzusetzen“. Auch würde sie „völlig hinter den Türstehern stehen“.

Lindemann im KitKat

Für breite Kritik hatte der Besuch von Rammstein-Sänger Till Lindemann im KitKat im vergangenen Juli gesorgt. Wie es hieß, sei dieser nach einer Umarmung mit einem Türsteher ohne Taschenkontrolle in den Club gelangt. Gegen Lindemann waren zuvor breite Vorwürfe wegen sexualisierter Übergriffe erhoben worden, die der Sänger bestreitet. Das Kollektiv Geradedenken schrieb damals: „Indem Till Lindemann trotz der aktuellen Vorwürfe im KitKat feiern konnte, hat der Club gezeigt, dass dort Betroffenen sexualisierter Gewalt kein Glauben geschenkt wird.“

Vergangenen Oktober waren im Online-Magazin Resident Advisor Vorwürfe von mehreren Par­ty­be­su­che­r:in­nen aufgrund sexueller Übergriffe erhoben worden. Laut der Promoterin DJ Maze habe bei einer Veranstaltung der Partyreihe Symbiotika ein nackter Mann von hinten ihre Hüften gegriffen und sie mehrfach gestoßen. Diesen Vorfall habe sie nicht gemeldet.

Ein weiterer Künstler berichtete dem Magazin, bei einer Party des Kollektivs Gegen begrapscht worden zu sein. Den Türstehern wollte er den Vorfall jedoch nicht melden: „Wenn Leute versuchen, ihnen etwas zu melden, werden sie oft rausgeschmissen“, so die Aussage. Dies sei bei Gegen-Partys in anderen Clubs anders, dagegen sei übergriffiges Verhalten „Teil der KitKat-Kultur“.

2022 hatte ein geplanter Auftritt des Coronaleugners und Dauerdemonstranten „Captain Future“ alias Michael Bründel für Aufsehen gesorgt. Bründel, der mit Neonazis oder Holocaustleugnern kooperiert, sollte als DJ bei der Mystic-Rose-Party auflegen und war erst kurz zuvor vom externen Veranstalter ausgeladen worden. Club-Betreiberin Krüger hatte Bründel auf Facebook als „durchaus unterhaltsam“ bezeichnet. Im P.S. verteidigte sie ihn: „Und Michael Bründel ist nicht rechts. Er würde keinen Schwarzen im Wald liegen lassen. Andere schon.“

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6 Kommentare

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  • Ganz ehrlich, autoritäre, intransparente, unfreundliche, willkürliche und schikanierende Türpolitik ist immer rechts. Sei es nun Kitkat, Berghain oder was auch immer. Meide Läden mit löangen Schlangen, meide Läden in denen irgendjemand nicht reinkommt, ausser den WIRKLICH unangenehmen Gästen (zB. "kurzhaarige Männer die Kleidung mit „altdeutscher Schrift und mit Deutschland-Aufnähern“ tragen).

  • Ein Problem in vielen Clubs ist definitiv die Macho-Attitüde an der Tür. Frauen sind da oft nur schmückendes Beiwerk und ich habe zu oft erlebt, dass an der Tür bewusst weggeschaut wird, wenn da bspw. die üblichen Männercliquen zu vorgerückter Stunde in den Laden kommen und schauen, welche Frauen ohne Begleitung und angetrunken da sind. Die werden dann gezielt abgefüllt oder gleich gespiked und mitgenommen. Die Türsteher sehen das und schauen bewusst weg. Spricht man das an, kommen die üblichen Sätze: Die Frauen seien ja selbst verantwortlich wenn sie zu viel trinken. Man soll keinen Stress machen, sonst gibt es Hausverbot.

    • @Heike 1975:

      Hallo Heike1975,



      leider empfinde ich Ihren Kommentar gegenüber weiblichen Security-Mitarbeiterinnen als patriarchalisch und misogyn. Auch weibliche Sicherheitskräfte sind in ihrem Beruf und ihren Aufgaben ernst zu nehmen und zu respektieren. Sie sind kein ,,hübsches Beiwerk“ nur weil sie weiblich sind. Übrigens habe ich als Stammgast noch nie erlebt, dass Männergruppen (egal zu welcher Uhrzeit) ein Anrecht auf den Einlass hätten.



      Erfahrungsgemäß wurde auch meinen Freundinnen und mir bei Problemen von der Tür immer geholfen. Bei Fragen und Problemen wurde sich direkt darum gekümmert und wir haben uns immer ernstgenommen gefühlt. Diese hohe Qualität an Sensibiltät gegenüber Schutzbedürftigen (wie z.B. uns Frauen, Queers uvm) habe ich in noch keinen anderen Club erlebt, wie im KitKat. Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass Ihre Schilderungen der Wahrheit entsprechen :(

  • ich habe noch in keinem club dieser stadt eine so offene, freundliche und unvoreingenomme atmosphäre erlebt wie im kitkat. mag etwas mit dem sex zu tun haben, vielleicht auch nicht. das problem am kitkat ist für mich die zuweilen unterirdische musik.



    dagegen habe ich schon schlägereien in allen anderen besuchten clubs gesehen. und ich gehe clubben seit mitte der 90er.



    die tür lässt man im allgemeinen nach ein paar minuten hinter sich.

    • @peanuts:

      Täterschutz ist hier nicht willkommen. Erst recht nicht, wenn man "unterirdische Musik" in den Raum wirft, um die Schattenseiten mit Banalitäten zu überdecken.

      Das Recherchenetzwerk hat genügend Beweise vorgelegt, um den Club zu boykottieren.

    • @peanuts:

      Gebe dir völlig Recht mit der Tür, die sind alle super dort. mit der Musik hingegen gehe ich nicht d'accord - hängt natürlich von ab, wann du hingehst, MO, DI;MI;SA die haben ja alle unterschiedliche Veranstalter und sind auch musikalisch unterschiedlich. Samstags ist es meistens gut, je nach line-up - das kann man ja vorher nachschauen, wer auflegt...