Berlin und Brandenburg: Harmonie, zur Schau gestellt
Die Kabinette von Berlin und Brandenburg treffen sich zum ersten Mal nach dem Streit ums ÖPNV-Ticket. Angeblich ist jetzt alles wieder gut.
![Mehrere Menschen stehen um ein Städtemodell Mehrere Menschen stehen um ein Städtemodell](https://taz.de/picture/5841762/14/0103-1.jpg)
Fünf Minuten steht die Gruppe schon in Position, ein nöliges „Ich wär jetzt so weit“ ist einer Ministerin schon entfahren, als die beiden endlich kommen. Ort des Geschehens ist der Platz vor der Siemens-Verwaltung in Spandau; das Sonnenlicht glänzt im Aluminium der zehn Meter hohen Skulptur, die Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat.
Interessant ist ja immer, wer sich für ein solches Foto wie zusammen stellt: Die von einer Partei? Die vom selben Ressort? Tatsächlich steht Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hinter seiner Berliner SPD-Amtskollegin Iris Spranger, und die beiden für Wirtschaft Verantwortlichen – Jörg Steinbach und Stephan Schwarz – parlieren sowieso schon länger miteinander.
Im Gebäude ist für die beiden Regierungen die Vorstellung eines „digitalen Zwillings“ angekündigt. Das ist kein Roboter, sondern die Simulation dessen, was mal die Siemensstadt von 2035 sein soll. Am Vortag der großen 175-Jahr-Feier am Mittwoch geht der Blick voraus in ein Stadtviertel, das sich auch die drei heutigen Berliner Regierungsparteien selbst gemalt haben könnten: 20.000 neue Siemens-Arbeitsplätze für die SPD, fast keine Pkws und nachhaltig mit 25 Prozent per Photovoltaik produzierter Strom für die Grünen. Und Gentrifizierung soll es auch nicht geben. Das Ganze ist keine abstrakte „Wir zeigen mal ein paar Ideen“-Präsentation: Die ersten 540 Millionen Euro für das Projekt habe der Siemens-Aufsichtsrat vor drei Wochen frei gegeben.
Woidke wie Giffey sprechen dann auch wieder von „Metropolenregion“, mehrfach erwähnen sie den Begriff „gemeinsam“. Das war ja jüngst etwas in den Hintergrund getreten: Im Gezerre um das 29-Euro-Ticket als Nachfolgeangebot für das sommerliche 9-Euro-Ticket fühlte sich Brandenburg von Berlin überfahren. Glaubt man Woidke, so hat das Verhältnis trotzdem nicht gelitten. Und was dabei konkret ihn und Giffey angeht, sagt er: „Wir sind befreundet – mehr muss man nicht wissen.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!