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Bergbau unter dem MeeresgrundVerpasste Einigung bei Tiefseebergbau-Regeln schürt Hoffnung

Der Rat der Internationalen Meeresbodenbehörde kommt beim Mining Code nicht voran. Für Umweltorganisationen ist das ein Erfolg.

Helmqualle (Periphylla periphylla): Was Schürfungen dem sensiblen, wenig erforschten Ökosystem antun könnten, ist unabsehbar Foto: dpa

Kingston dpa | Manchmal ist kein Ergebnis das bessere Ergebnis: So ist die Ratssitzung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) im Karibikstaat Jamaika zu Ende gegangen, ohne dass sich die Staaten auf ein Regelwerk für Tiefseebergbau einigen konnten. Umweltorganisationen wie Greenpeace werten dieses Scheitern als Erfolg für den Schutz der Ozeane – denn der sogenannte Mining Code wäre auch der Startschuss für den Beginn von Abbau von Bodenschätzen unter dem Meeresboden.

„Die ISA hat Rückgrat gezeigt – und sich gegen die Tiefseebergbauindustrie und Regierungen wie der US-amerikanischen unter Trump behauptet“, sagte die Meeresbiologin Franziska Saalmann von Greenpeace.

Noch gibt es eben kein verbindliches Regelwerk für den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern. Und angesichts der Risiken für die sensiblen, größtenteils unerforschten Ökosysteme, die das Schürfen mit sich bringen würde, fordern Umweltorganisationen und viele Staaten ein Moratorium, auch Deutschland zählt dazu.

Am Montag begann in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston die jährliche Vollversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde, die insgesamt bis zum 25. Juli dauert. Im Mittelpunkt stehen Grundsatzfragen zum Schutz des Meeres. An den Beratungen nehmen 169 Mitgliedsstaaten und die EU teil, außerdem Beobachter wie Umweltorganisationen und Fachgremien.

Unregulierter Vorstoß

Im Lauf dieser Versammlung gelte es klarzumachen, „dass die Tiefsee kein rechtsfreier Raum für Industriefantasien ist, sondern ein globales Naturerbe, das Schutz verdient“, sagte Aktivistin Saalmann.

Im März hatte ein Vorstoß des kanadischen Konzerns The Metals Company (TMC) für Kritik gesorgt. Das Unternehmen will über eine Partnerschaft mit den USA eine Genehmigung zum Abbau in internationalen Gewässern erreichen. Viele Staaten sehen darin den Versuch, die Zuständigkeiten der ISA zu umgehen.

TMC plant den Abbau von Rohstoffen in der Clarion-Clipperton-Zone im östlichen Pazifik, wo große Mengen Manganknollen mit Nickel, Kobalt und Kupfer auf dem Meeresboden liegen. Die Metalle sind unter anderem für Batterien und digitale Technik gefragt. Die ISA leitete eine Untersuchung gegen den Konzern ein.

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4 Kommentare

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  • Wenn die Rohstoffe auf der Erdoberfläche ausgebeutet sind, wird es dem Meeresboden an den Kragen gehen. Das können gut gemachte Abkommen verzögern, aber nicht aufhalten. Natürlich ist das eine Schande, und ich hoffe sehr, dass ich Unrecht habe, aber die Geschichte der Ausbeutung unseres Planeten hat gezeigt, dass Macht- und Profithunger grundsätzlich stärker sind, als der Wunsch, etwas für kommende Generationen und vor allem auch seiner selbst willen zu schützen.

  • Ob Weltraum oder Tiefsee - in beiden Faellen sehe ich das positiv. Die Rohstoffe werden gebraucht, die Frage ist nur wo man sie abbaut.

  • Wo das Rückgrat ist, ist irgendwie nicht klar. Ist kein Ergebnis wirklich gut? Und dann steigen die USA aus und nichts ist gewonnen. Ok, man kann ja mal aufs Gute hoffen.



    So wie das Bild. Sehr hübsch, so eine Helmqualle. Die Natur ist so toll und auch künstlerisch ansprechend (jedenfalls oft besser als die Kunst, über die täglich auch hier in der Zeitung berichtet wird), dass jeder Verlust eben ein großerVerlust ist.

  • Endlich einmal gute Nachrichten 🦈🐡🦐🐬🦑🪸🐟