An Informationen fehlt es nicht. Roberto Martinez erzählt viel über das belgische Nationalteam. Jede Frage beantwortet er bei dieser Weltmeisterschaft mit großer Ausführlichkeit. Der katalanische Trainer versucht, genau zu erklären, warum er was macht, warum wer spielt und wie viele positive Dinge er bei dem Turnier von seiner Mannschaft gesehen hat. Man hat das Gefühl, da will einer verstanden und vor allem auch wertgeschätzt werden. „Drei Siege in der Vorrunde“, sagt er, „sind keine Selbstverständlichkeit.“
Und doch weiß man noch nicht sonderlich viel über dieses Team, das über so große Fußballer verfügt wie Kevin de Bruyne, Eden Hazard, Dries Mertens und Romelu Lukaku. Die Auftaktgegner Panama und Tunesien taugen nicht als Maßstab, um den ewig scheiternden Geheimfavoriten der letzten großen Turniere für dieses Mal seriös mehr Hoffnung machen zu können.
Als mit England der erste ernsthafte Gegner auf dem Spielplan stand, war Belgiens Auswahl bereits fürs Achtelfinale am Montag in Rostow gegen Japan qualifiziert. Martinez schickte eine B-Elf aufs Feld, die im Duell mit der B-Elf von England, das ebenfalls nicht mehr punkten musste, den etwas bemühteren Eindruck machte.
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WM 2018 – Die Spielorte
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Das ist der Mannschaft hoch anzurechnen. Denn als Gruppenzweiter hätten die Belgier von ihrem Stammquartier in Moskau aus nicht so viel reisen müssen, wie Martinez hinterher klarstellte. Jetzt muss man im Viertelfinale mit dem fünfmaligen Weltmeister Brasilien als Gegner rechnen. Den Engländern schmeckte diese Vorstellung möglicherweise nicht. Martinez stellte indes klar: „Man kann bei einem großen Turnier nicht erfolgreich sein, wenn man den leichten Weg sucht.“
Und er erzählte wieder einiges mehr. Wie viele positiven Dinge er bei diesem Spiel gesehen habe. Wie wichtig es war, dass der lange verletzte Thomas Vermaelen wieder näher an die Mannschaft herangeführt werden konnte. Wie der erst 21-jährige Youri Tielemans vom AS Monaco sich immer besser integriere und wie gut sich da ein neues Team zusammengefunden habe.
Auf der Bank
Gegen Japan wird das so hoch gelobte Team vornehmlich auf der Bank Platz nehmen. Und es werden wieder de Bruyne, Hazard, Mertens und Lukaku auflaufen. Diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass man seit Jahren in Belgien von der goldenen Generation spricht. Ob bei dieser WM die guten Ergebnisse für diese Ehrenbezeugung nachgeliefert werden, ist vermutlich selbst nach einem Einzug ins Viertelfinale schwer einzuschätzen.
Fairplaypunkte haben den Japanern das Weiterkommen ermöglicht, zu den großen Teams dieses Turniers zählen sie nicht. So bequem ist der Weg für das belgische Team ins Viertelfinale nie gebaut gewesen. Und Martinez weiß um die günstige Gelegenheit. Vor der Partie gegen Japan erklärte er: „Wir haben eine gute Gelegenheit zu zeigen, welches Talent wir als Mannschaft haben.“
Die Betonung des Kollektivs gehört zu den Standards auf jeder Pressekonferenz von Roberto Martinez. Immer wieder spricht er von der Notwendigkeit eines ausbalancierten Kaders. Mit Radja Nainggolan ließ er einen der großen Stars der vergangenen Jahre zu Hause, obwohl der beim AS Rom gerade eine bestechend gute Saison gespielt hatte.
Martinez erklärte dies mit taktischen Gründen und seinen Sorgen um das Gleichgewicht auf dem Rasen. Einige in Belgien glauben eher, die unbequeme Art von Nainggolan habe Martinez nicht gepasst.
In jedem Fall war es ein Zeichen, das auch seine Wirkung nach innen nicht verfehlt haben dürfte. Denn Kritik musste sich Martinez auch von seinem vielleicht wichtigsten Spieler, Kevin De Bruyne, gefallen lassen.
Taktisch besser
Nach einem Freundschaftsspiel gegen Mexiko (3:3) vergangenen November schimpfte er, der Gegner sei taktisch besser gewesen. Und De Bruyne beklagte, Belgien würde mit vielen offensiven Spielern sehr defensiv agieren. Das passe nicht zusammen.
In Deutschland hätte eine solcher Angriff auf Löw vermutlich eine Krise ausgelöst. Trainer Martinez musste sich dagegen in Tapferkeit üben. De Bruyne hat in Belgien einen größeren Stellenwert als er. So sagte er: „Ich habe die Aussagen nicht als persönliche Kritik an mir aufgenommen.“
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Obwohl das belgische Team in den letzten anderthalb Jahren ungeschlagen ist, hat es Martinez nicht leicht. Die souveräne Qualifikation für die WM wurde als Selbstverständlichkeit erachtet. Bei Gegnern wie Griechenland, Bosnien, Estland, Zypern und Gibraltar ist das auch nachvollziehbar. Der goldenen Generation fehlt es an einem vorzeigbaren Erfolgserlebnis gegen eine der ganz großen Fußballnationen.
Wie es um Martinez Autorität genau bestellt ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Nach den Erfolgen in der Vorrunde sind die Schwingungen im belgischen Lager eher positiv. „Wir haben uns taktisch enorm weiterentwickelt. Wir sind jetzt stärker und daran glauben wir auch“, sagte Torhüter Thibaut Courtois dieser Tage.
Aus den Erfahrungen des Scheiterns ist schon oft Großes entstanden. Vielleicht hat auch deshalb Nico Kovac, der neue Trainer des FC Bayern München, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kurz vor der WM Belgien zu seinem Geheimfavoriten erkoren. Beunruhigenderweise für die Belgier hat er an selber Stelle bekundet, er mache sich keine Sorgen um das deutsche Team.
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