Belagerte Hungernde im Syrienkrieg: 300 Menschen evakuiert

Den Helfern bietet sich im belagerten Madaja ein erschreckendes Bild. 300 vom Hungertod bedrohte Menschen wurden nun sofort herausgebracht.

Männer entladen Kartons aus einem LKW

Bis nach Mitternacht entladen: UN-Hilskonvoi in Madaja. Foto: dpa

NEW YORK/DAMASKUS dpa | Nachdem ein Hilfskonvoi erstmals wieder in das seit Monaten belagerte Madaja vordringen konnte, sind mindestens 300 vom Hungertod bedrohte Menschen aus der von Rebellen beherrschten Stadt Madaja gebracht worden. Diese Menschen seien fast tot und bräuchten dringend medizinische Hilfe, sagten UN-Diplomaten am Montagabend nach einer Sicherheitsratssitzung in New York.

Die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, die an dem Konvoi beteiligt waren, hätten zuvor eine Bestandsaufnahme der Lage in dem Ort und des Zustands der Menschen gemacht. Madaja ist seit rund einem halben Jahr von Regierungstruppen eingeschlossen. Der erste Hilfskonvoi könne nur ein Anfang sein, sagten UN-Diplomaten.

UN-Nothilfekoordinator Stephen O‘Brien informierte den Sicherheitsrat über die aktuelle Situation. Spanien und Neuseeland hatten um das Treffen gebeten. „Es ist ermutigend, dass ein Konvoi mit Hilfslieferungen in Madaja angekommen ist, aber das ist nur der Anfang“, sagte Neuseelands UN-Botschafter Gerard van Bohemen. „Wir brauchen ungehinderten und anhaltenden Zugang zu allen notleidenden Menschen in Syrien.“ Der syrische UN-Botschafter Bashar Jaafari betonte dagegen, es gebe gar keine Hunger leidenden Menschen in Madaja. Diese Berichte seien „erfunden“. Es gebe aber das Problem, dass Terroristen Hilfslieferungen stehlen würden.

Am Montag hatte die lebensrettende Hilfslieferung Tausende vom Hungertod bedrohte Bewohner in Madaja erreicht. Die ersten Lastwagen des Konvois mit insgesamt 330 Tonnen Nahrung und Medikamenten fuhren am Montagnachmittag in den seit einem halben Jahr von Regierungstruppen eingeschlossenen Ort. Das UN-Büro für Nothilfekoordinierung (OCHA) berichtete, die Entladung der Lastwagen sei auch nach Mitternacht noch weitergegangen.

Insgesamt starben in Madaja seit Dezember nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) mindestens 28 Menschen wegen Mangelernährung – darunter sechs Kinder im Alter unter fünf Jahren. Erst am Sonntag bestätigte MSF fünf Todesfälle. Neben den Zivilisten befinden sich nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 125 Kämpfer der Rebellen in der Stadt. Spannungen zwischen ihnen und der Bevölkerung gebe es nicht.

Auch Hilfe für weitere Dörfer

Zeitgleich zu der Hilfe für Madaja traf eine Lieferung in den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kefraja im Nordwesten Syriens ein. Diese Dörfer werden von Regierungstruppen gehalten, auch dort war nach Angaben von Menschenrechtlern eine Person infolge der Blockade gestorben. Die Hilfslieferungen in Madaja und den beiden Dörfen gehen auf eine von den Vereinten Nationen vermittelte Abmachung zwischen dem Regime von Baschar al-Assad und Rebellen zurück.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte schätzt, dass sich bis zu 40.000 Menschen in Madaja aufhalten. Ärzte ohne Grenzen spricht von mehr als 20.000 Menschen. Eigentlich hat der Ort nur einige Tausend Einwohner, doch infolge von heftigen Kämpfen um die nahe Stadt Sabadani flohen viele Menschen nach Madaja.

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