piwik no script img

Begegnungszone in KreuzbergHotline für die Bergmannstraße

Sitzinseln auf dem Parkstreifen sollen für mehr Begegnungen und weniger Autoverkehr im Bergmannkiez sorgen.

Soll man drauf sitzen und Spaß haben: hölzernen Begegnungszonen-“Möbel“ in der Bergmannstraße in Kreuzberg Foto: picture alliance/Gregor Fischer/dpa

Ich sitze auf einem Parklet in der Kreuzberger Begegnungszone und bin alleine. Parklets sind Podeste aus Holz mit Sitzgelegenheit, die Ende vergangenen Jahres als Bürgersteigverlängerung auf dem Standstreifen der Bergmannstraße errichtet wurden. Sie sollen den Verkehr beruhigen und das Miteinander fördern.

Neben mir wachsen Gräser zwischen Zigarettenstummeln und Joghurtdeckeln aus Blumenkübeln. Vor mir blockiert ein Kleintransporter die einspurige Fahrbahn, der Bus Linie 248 muss auf die Gegenspur wechseln, ein Fahrradfahrer weicht aus, es wird gehupt und gebrüllt, ich inhaliere den Feinstaub der Bergmannstraße und laufe zur nächsten Insel.

Siehe da: Dieses Parklet ist sauberer und besser besucht. Udo Obst sitzt in der Sonne und wartet auf seine Familie. Die Stadtreinigung sei eben hier gewesen, erklärt er. Udo Obst findet die Sitzgelegenheiten gut, man könne hier sitzen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Auch Elisabeth Brinkmann macht mit ihrem Gehwagen eine Pause auf dem Podest. „Ich liebe die Bergmannstraße“, sagt die Rentnerin. Aber mit den Parklets säume man das Pferd von hinten auf. „Zuerst müssen Radwege geschaffen werden, so ist die Straße noch enger und alle müssen sie teilen.“

Testphase bis November

Neben Parklets wurden auch Fahrradbügel, Rampen und Lieferzonen auf dem ehemaligen Parkstreifen installiert. An das Wort Multifunktionsfläche dürfe man sich schon mal gewöhnen, erklärt Florian Schmidt, grüner Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Fahrbahn wird außerdem seit dem Wochenende an der Ecke Schenkendorfstraße von Dutzenden hellgrünen Punkten verziert. „Aufmerksamkeitsschaffende Elemente“ nennt Schmidt diese. Die gesamte Begegnungszone befinde sich in einer Testphase und entgegen aller Gerüchte werde diese nicht verkürzt, sagt er, sondern die Module blieben mindestens bis November. Ab August soll mit Anwohner*innen die weitere Umsetzung diskutiert werden.

Die beschweren sich jetzt schon über Lärmbelästigungen durch jugendliche Biertrinker*innen in den Abendstunden. Deshalb, so Schmidt, sollen Parkläufer*innen nun die Zone bewachen und bald unter einer speziellen Hotline erreichbar sein, damit die Polizei nicht jedes Mal ausrücken müsse.

Zurück auf die Bergmannstraße: Ein Parklet weiter sitzen tatsächlich fünf Jugendliche. Ein Bier haben sie diesmal nicht in der Hand. Dafür lösen sie Kreuzworträtsel. „Eigentlich ganz cool hier“, sagt einer. Noch entspannter wäre allerdings ein richtiger Fahrradweg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Sehr freundliche Beschreibung. Warum nicht gleich eine Sitzgruppe auf einer Verkehrsinsel? Straßen und Wege dienen der Mobilität. Die Verknüpfung mit immobilen Strukturen und Bewegungsräumen ist die Kunst der Architektur. Wenn das die großen grünen Verkehrskonzepte für Berlin sind, dann herzlichen Glückwunsch!