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Befriedung im Nahen OstenTrump, Palivada und Villen mit Meerblick

Was macht man nur mit der Idee des US-Präsidenten Trump, aus Gaza eine Nahost-Riviera zu machen? Warum nicht gleich ein gesamter Gebietsaustausch?

Zweite Nakba oder Verschönerungsmaßnahme, geht es nach Trump ist der Schutthaufen namens Gaza eine Immobilie erstens Ranges Foto: Dawoud Abu Alkas/Reuters

J etzt verstehe einer die Empörung über US-Präsident Donald Trump. Selbstsüchtig? Brutal? Verrückt? Sein Vorschlag für eine Befriedung in Nahost beweist das genaue Gegenteil: „Make Gaza beautiful again!“ Der schmale Küstenstreifen soll die Riviera des Nahen Ostens werden. Geniale Idee. Die Immobilienpreise in Gaza sind derzeit stabil im Keller, noch günstiger ist, dass weite Teile zerstört sind. So kann Trump, der unbestreitbar etwas von Immobilien versteht, ganz nach seinen Vorstellungen gestalten: Villen mit Meerblick, Golfplatz, eine private Strandpromenade mit einer Perlenkette von Pools für AnwohnerInnen.

Jeder wird verstehen, dass diese schöne Zukunft natürlich nicht mit den PalästinenserInnen funktioniert. Schließlich sind die derlei Luxus nicht gewöhnt. Hand aufs Herz: Für die PalästinenserInnen wäre ein Neuanfang in einem der Flüchtlingslager in Jordanien oder im Libanon viel besser. Da wären sie dann wieder mit Ururoma und Ururopa vereint, die vor 75 Jahren dorthin gezogen sind. Oder warum nicht nach Syrien, wo es jetzt wieder friedlich sein soll? Der neue Chef in Damaskus hat sicher nichts gegen ein paar hunderttausend NeubürgerInnen aus dem gebeutelten Süden, die Erfahrungen mitbringen im Wiederaufbau zerbombter Wohnviertel.

Trumps Idee für Nahost ist doch genial: Make Gaza beautiful again!

Und was soll das Gerede von einer zweiten Nakba. Ehrlich, ich kann das nicht mehr hören. Nakba, Nakba – das klingt, als hätte sich eine Ente verschluckt. Nach den vergangenen Monaten kann man als Palästinenserin doch nur froh sein, wenn der Abstand zur israelischen Armee recht groß ist. Damaskus und Beirut reicht da noch kaum. Selbst in Teheran ist man neuerdings vor den Israelis nicht mehr sicher.

Dann doch am besten gleich nach Amerika. Und zwar mit einem Landtausch. Ein paar zehntausend AmerikanerInnen machen es sich am Mittelmeer gemütlich und die Leute aus Gaza kriegen ein ähnlich großes Stück Land in Nevada, in der Wüste. Trockene Zeiten sind die schließlich gewohnt. Vielleicht ist dort auch noch Platz für die Leute aus dem Westjordanland.

Natürlich müsste man einen robusten Zaun um „Palivada“ – ein wirklich schöner Name, finde ich – bauen. Die Menschen aus dem Gazastreifen sind es ja nicht anders gewohnt. Wenn dann auch noch ein paar Aufklärungsdrohnen über das Gebiet fliegen, dann werden sich die PalästinenserInnen dort im Nu wie zu Hause fühlen. Salam alaikum – Friede sei mit euch.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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21 Kommentare

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  • Wieso Nevada?

    Florida wäre geeigneter, ganz Florida.

  • Immerhin haben die Amerikaner ja Erfahrung damit, unliebsame Ethnien in Reservate in wirtschaftlich möglichst unattraktiven Landstrichen zu pferchen.

  • "Villen mit Meerblick, Golfplatz, eine private Strandpromenade mit einer Perlenkette von Pools für AnwohnerInnen.



    Jeder wird verstehen, dass diese schöne Zukunft natürlich nicht mit den PalästinenserInnen funktioniert. Schließlich sind die derlei Luxus nicht gewöhnt."



    Nanana, das ist nun das andere Extrem an Einseitigkeit.



    Die Palästinenser wurden niemals gezwungen Krieg gegen Israel zu führen.



    Die Palästinenser wurden niemals gezwungen über Jahrzehnte einen Großteil der Hilfen illegal für die Hamas und ihren Bau von Bunkern, Tunnels, Bomben, etc... zu verschleudern.



    Israel hat seinen Iron Dome ja nicht aus Jux und Dollerei gebaut...🤷‍♂️



    Das Israel nicht der einfachste Nachbar ist und die Palästinenser sicher nicht übervorteilen will ist zweifelsfrei auch richtig.



    Dennoch: Die Hamas wird von einer überwältigender Mehrheit der Palästinenser unterstützt. Insofern darf man ruhig feststellen, dass die Palästinenser an ihrem Unglück eine gehörige Portion Eigenverantwortung tragen und das der Gaza Streifen heute weder zerbombt noch zerstört wäre und ein paar Villen und Strandpromenade längst haben könnte hätte man ein friedvolles Miteinander statt wieder und wieder Waffengewalt gewählt.

    • @Farang:

      Wie geht ein friedvolles Miteinander unter einer Besatzung?

  • Na ja...Sarkasmus auf Kosten der Leidtragenden ist nicht unbedingt lustig.

    • @Rinaldo:

      Sarkasmus war noch nie eine komische Disziplin.

  • Nun ja, früher war Beirut das Paris des Ostens.

  • Vorsicht, Sarkasmus versteht nicht jeder. Vor allem in der linken Szene wird so etwas gern ernst genommen.

    • @PeterArt:

      Falls Sie mich meinten: Danke, wenigstens einer versteht mich.

      • @0 Substanz:

        Nein, das war ja wohl hoffentlich ernst gemeint.

  • Endlich kommt "From the River to the Sea" mal positiv rüber.

  • Wenn diese psyschich extrem auffälligen Verhaltensweisen dieses Kranken nicht so gefährlich wären, man könnte und sollte über ihn und seine Spinnereien laut lachen...

  • Was ist daran so phantastisch? Israel träumt seit 80 Jahren offiziell davon das Singapur des Nahen Ostens zu werden. Erst jetzt wo Trump das sagt, rufen alle seid ihr wahnsinnig?

    • @wasbinich:

      Genau das hätte Gaza werden können, hätten die Palästinenser damals den UN Teilungsplan akzeptiert, statt mit ihren arabischen Brüdern Krieg gegen Israel zu beginnen.

      • @PeterArt:

        Sie meinen hätten die Palästinenser sich erpressen lassen, würde es ihnen heute gut gehen. Schon damals war man sich bewußt, welche unfruchtbaren Gebiete für die Palästinenser vorgesehen waren laut Teilungsplan, weswegen man eine Wirtschaftsunion angedacht hatte.



        Gaza ist von 1967 bis 2005 besetzt gewesen und kurz danach kam die Blockade. Wer was von Singapur redet, verklärt die Realitäten vor Ort.

  • Ja, eine wirklich bezaubernde Vorstellung, ich wäre auch entzückt, wenn ich mir vorstelle, wie auf dem Massengrab meiner Angehörigen Golf gespielt wird. Das wird den Frieden in der Region sicher vorantreiben. :((((

    • @oricello:

      Die ganze Region ist ein Massengrab, Europa genauso. Das ist keinnArgument. Ethnische Säuberungen sind völkermord und verboten so einfach ist das.

  • Gebietstausch? Ja prima, Trump for president of Gaza.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich humorige Kolumnen angemessen finde, wenn ein US-Präsident eine ethnische Säuberung ankündigt und auch Teile der deutschen Öffentlichkeit damit gar kein Problem haben.

    • @O.F.:

      Das ist mir auch aufgefallen. Statt Trumps Plan als das zu benennen, was er ist, nämlich ein Verbrechen (schon indem er nur vorgebracht wird), fragt man: "Wie realistisch ist das?" Wenn jemand stolz verkündet, daß er einen Bankraub oder eine Entführung plant, fragt man ja auch nicht als erstes: "Kann er das schaffen?"

    • @O.F.:

      Ja so ganz wusste ich auch nicht was ich davon halten soll und normalweise bin ich immer für Sarkasmus und schwarzen Humor. Ich finde zu schrecklich was in den letzten Monaten dort passiert ist und wie das gerade hier in Deutschland immer wieder von Politikern, Medien und Bürgern runtergespielt wurde oder sogar ignoriert wurde. Jetzt regt man sich auf weil Trump sowas sagt, wenn seit Monaten Mitglieder der israelischen Regierung ganz ähnliche und teilweise sogar schlimmere Äußerungen gemacht haben (von dem was sie getan haben mal ganz abgesehen)? Ich kann nicht anders als das alles irgendwie geschmacklos und pietätlos zu finden.