Befragung zu Arbeitsbedingungen: Schulleiter ist kein Traumberuf

Eine Studie bescheinigt Leitungskräften an Schulen in Hamburg und Rheinland-Pfalz hohe Arbeitsbelastung und eine überdurchschnittliche Burnout-Gefahr.

Ein gelbes Schild an einer Glastür zeigt den Weg zur Schulleitung. Dahinter steht ein Mann.

Wegweiser in einer Schule: Gut möglich, dass am Zielort ein überarbeiteter Mensch anzutreffen ist Foto: Maurizio Gambarini/dpa

HAMBURG taz | Der Beruf des Schulleiters ist anstrengend und belastet die Gesundheit. Das ist das Fazit einer Online-Befragung, die die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften jetzt im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) durchführte. 347 Schulleitungskräfte aus Hamburg und 364 aus Rheinland-Pfalz hatten sich beteiligt. Die Werte wurden mit älteren Erhebungen des Instituts abgeglichen, das seit 15 Jahren in Deutschland mit einem erprobten Fragebogen „psychosoziale Faktoren“ an Arbeitsplätzen misst.

Die gute Nachricht: 55,8 Prozent der Befragten sagten, dass sie oft oder immer von ihrer Arbeit begeistert sind. Die Arbeitszufriedenheit ist ähnlich hoch wie in anderen Berufen. Und auch in Punkt Jobsicherheit schneiden sie gut ab. Doch was zunächst nach „Traumjob“ aussehe, sei mit Blick auf die hohe Belastung „gesundheitsgefährdend“, sagte der Hamburger GEW-Chef Sven Quierung. „Die Daten sind alarmierend.“ Es interessierten sich auch immer weniger Lehrkräfte für Führungsaufgaben.

Schulleitungen seien deutlich erhöhten Anforderungen ausgesetzt, denen nur wenige „günstige Faktoren“ gegenüber stünden, erläuterte Institutsleiter Matthias Nübling. So erklärten vier von fünf Befragten, dass sie immer oder oft in hohem Tempo arbeiteten. Die meisten arbeiteten auch am Abend, in der Nacht und am Wochenende. Und sieben von zehn könnten selten oder nie Pausenzeiten einhalten.

Gefragt, ob diese Angaben nicht subjektiv seien, erklärte Nübling, dass man ja hier den Vergleich zu den Befragungen habe, die sein Institut bereits bei 1.500 Betrieben mit mehr als 600.000 Personen durchführte. Und dort ergebe sich bei den „Quantitativen Anforderungen“ in Summe ein mit 74 Punkten um rund 20 Punkte höherer Wert als im Durchschnitt aller Berufe.

Viele gehen auch krank zur Arbeit

Zudem ist für die meisten Schulleiter ihr Job im hohen Maß emotional fordernd. Und viele sagen, ihnen fehle die Zeit, um den Unterricht gut vorzubereiten. Über die Hälfte ist oft körperlich erschöpft und 44,6 Prozent gehen krank in die Schule. Das heißt „Präsentismus“. Der allgemeine Gesundheitszustand ist im Skalenvergleich mit anderen Berufsgruppen schlecht. Schulleitungen zeigen am ehesten „Burnout-Symptome“.

Die GEW fordert nun, dass Arbeitgeber regelmäßig solche Studien durchführen. Ferner sollten Schulleitungen durch IT- und Verwaltungskräfte entlastet werden.

Hamburgs Schulbehörde äußerte Zweifel an der Aussagekraft der Studie und wies darauf hin, dass diese durchgeführt wurde, als die Coronafolgen noch deutlich spürbar gewesen seien. Zudem seien etliche Forderungen der GEW bereits erfüllt. Zum Beispiel gebe es schon 76 Verwaltungsleitungen an Schulen. Es seien zudem nur einzelne Schulleitungsfunktionen vorübergehend nicht besetzt, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. „Das zeigt, dass Schulleitung in Hamburg nach wie vor als attraktiv angesehen wird“.

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