Bauernverband gibt Widerstand auf: Durchbruch für neues Fleischsiegel
Nun schlägt auch der Bauernverband vor, Fleisch danach zu kennzeichnen, wie das Tier gehalten wurde. Tierschützer begrüßen das.
Konkret schlägt der Bauernverband vor, dass in der Kennzeichnung eine Stufe 1 für den gesetzlichen deutschen Standard stehen soll. Stufe 2 seien höhere Standards – etwa mit mehr Platz im Stall. Stufe 3 sei „Premium“, zum Beispiel mit Auslauf ins Freie. „Und 0 ist alles, was nicht deutscher gesetzlicher Standard ist.“ Bio-Fleisch stehe mit eigenen, höheren Standards für sich: „Da brauchen wir keine eigene Spezifikation in diesem System.“
Dazu könnte eine Herkunftskennzeichnung kommen. „Zum Beispiel D-D, das heißt, das Ferkel kommt aus Deutschland, und gemästet wurde das Schwein dann auch in Deutschland.“ Wenn das Ferkel aus Dänemark stammt, würde die Kennzeichnung „DK-D“ lauten, sagte Rukwied. „Es geht darum, überhaupt eine deutsche Ferkelerzeugung zu erhalten.“ Der Anteil importierter Ferkel sei deutlich gestiegen, die Hälfte der deutschen Erzeuger habe seit 2010 aufgehört.
Noch im Juni hatte Rukwied in der taz eine Pflicht zur Haltungskennzeichnung abgelehnt. Doch dann kündigte der Discounter Lidl an, ab April mit einer Stufen-Kennzeichnung für seine Fleisch-Eigenmarken zu starten. „Der Bauernverband springt jetzt auf einen Zug auf, der fährt. Er will nicht alleine stehen bleiben“, sagte Ulrich Jasper, Geschäftsführer der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der taz. Wie die Grünen und die Tierschutzorganisation ProVieh begrüßte er Rukwieds Kehrtwende. Alle forderten aber, dass die Kriterien streng genug sein müssten.
ProVieh kritisierte es als „Verbrauchertäuschung“, den besten Standard mit der 3 und nicht mit der 1 zu kennzeichnen: „Die 1 verbinden wir nicht erst seit der Eierkennzeichnung mit etwas besonders Gutem, wir kennen sie von Schulnoten und Prüfungen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste