Batterieindustrie in der EU: Sterbehilfe für die Autobranche
Um fit für das Elektrozeitalter zu werden, muss sich die Autobranche Know-how für die Batterieherstellung aneignen. Das passiert in der EU zu wenig.
D ie Rettung der Autoindustrie ist in Europa in aller Munde: So viel Tradition gibt’s da, so viele Arbeitsplätze hängen dran, so wichtig ist das für die Volkswirtschaften – besonders natürlich im Autoland Deutschland. Die Angst ist groß vor der chinesischen Konkurrenz und auch begründet. Schließlich bringen BYD, Nio, MG und Aiways längst E-Autos auf den Markt, die so günstig sind, dass sie für viele Verbraucher*innen tatsächlich infrage kommen. Der billige E-Volkswagen lässt hingegen weiter auf sich warten, soll erst 2027 kommen.
Und offenbar setzt das Unternehmen VW auch nicht sonderlich darauf, das Wissen für eine effiziente Batterieherstellung zu sich zu holen: Zwar kooperiert der größte deutsche Autobauer mit dem chinesischen Hightech-Konzern Gotion, an dem es mehr als ein Viertel der Anteile hält. Seit Herbst 2023 läuft die gemeinsame Produktion von Batterien in Göttingen. Nur gibt es kaum Wissenstransfer zwischen den Unternehmen, zeigt eine Untersuchung der Brüsseler NGO Transport & Environment.
Die Zusammenarbeit bringt also kurzfristig Lithium-Eisenphosphat-Batterien, gut so. Aber sie hilft kaum dabei, die deutsche Autoindustrie auch im Elektro-Zeitalter auf eigene Beine zu stellen. Sie ist damit der Studie nach immerhin nicht allein: Chinesisch-europäische Kooperationen in anderen Ländern wie Spanien sehen ähnlich aus. Viele europäische Autokonzerne wehren sich seit Jahrzehnten mit Händen und Füßen dagegen, sich eine Zukunft aufzubauen.
Dass die Klimakrise den Verbrenner eher früher als später zum Auslaufmodell macht, ist schließlich schon lange offensichtlich, der klimaschädliche Effekt des Verbrennens von Benzin und Diesel hinlänglich bekannt. In dieser Lage will etwa die konservative EVP, die größte Fraktion im Europaparlament, der auch die deutsche Union angehört, das 2023 endlich vereinbarte Verbrenner-Aus zurücknehmen. Ein unwürdiges Hin-und-Her, eine Gefahr für den Planeten – und eher eine Sterbehilfe für die Branche als die Stabilität, die ihr langfristig helfen würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abgeordnete mit Migrationshintergrund
Bundestag ist sehr weit von Repräsentativität entfernt
Neuer AfD-Verbotsantrag?
Ein Verfahren mit eigenem Wert
Gastbeitrag zu Putins Kulturzerstörung
Dieser Krieg ist ein Angriff auf unsere Lebensweise
Kritik an Staatszuschüssen für Verbände
CDU und CSU – Meister der Doppelmoral
Pläne für ein Sondervermögen
Undemokratisch und falsch
Jungwähler*innen für die Linken
Ukraine nicht mehr im Fokus