Barcelonas Ex-Polizeichef Trapero: Erst Supercop, dann Buhmann
Vor zwei Jahren wurde Josep Lluís Trapero gefeiert. Jetzt klagt ihn die Staatsanwaltschaft wegen Rebellion an.
Jetzt sorgt der 54-jährige Major wieder für Schlagzeilen. Seit Montag steht er mit drei Verantwortlichen der katalanischen Polizei vor dem Sondergerichtshof für Terror, Korruption und Bandenkriminalität, der Audiencia Nacional in Madrid. Er wird – wie sein im Oktober zu zehneinhalb Jahren verurteilter Chef, der katalanische Innenminister Quim Forn – in Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsreferendum 2017 der „Rebellion“ beschuldigt. Trapero drohen bis zu 11 Jahre Haft.
Der Sohn eines Taxifahrers, der aus dem kastilischen Valladolid auf Arbeitssuche nach Katalonien umzog, studierte an der Polizeiakademie der Mossos d’Esquadra, absolvierte ein Jurastudium, war auf Weiterbildung beim FBI in den USA. Der Major, der seit seiner Absetzung durch die spanische Regierung Ende Oktober 2017 wieder in einem Kommissariat in Barcelona arbeitet, soll – so die spanische Staatsanwaltschaft – „eine entscheidende Rolle“ bei der Durchführung der von Madrid verbotenen Abstimmung am 1. Oktober 2017 gehabt haben. „Er trug entscheidend dazu bei, dass die Mossos sich in den Dienst des Abspaltungsplans stellten“, heißt es in der Klageschrift.
Da hilft es auch nichts, dass Trapero, der auf 30 Jahre Dienst zurückblickt, beim Verfahren gegen 13 Unabhängigkeitspolitiker und -aktivisten, darunter sein Chef, der Innenminister, aussagte, seine Truppe hätte die Verhaftung der katalanischen Regierung vorbereitet für den Fall, dass Madrid dies angeordnet hätte. Klare Befehle der spanischen Regierung blieben aus. Die Mossos begnügten sich damit, die Wahllokale zu beobachten und die Identität der Verantwortlichen festzustellen.
Auch wenn ihm die spanische Presse immer wieder vorwirft, er sei ein Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens, mischte sich der verheiratete Vater einen Kleinkindes nie in die Politik ein. So lehnte der Polizist ein Angebot ab, als Parteiloser auf der Liste des im Exil lebenden ehemaligen katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont anzutreten.
Jene Zeugenaussage im Verfahren gegen die Unabhängigkeitsbewegung kostete Trapero seinen Kultstatus, den er in Katalonien innehatte. Nach den Anschlägen im August kamen T-Shirts in Mode, auf denen sein Konterfei zu sehen war. Darunter stand auf Katalanisch: „Gut, sehr gut, und tschüss.“ Es war der Satz, mit dem Trapero reagierte, als ein Journalist eine seiner Pressekonferenzen verließ, weil er statt auf Spanisch auf Katalanisch geredet hatte. Der Satz passt nur zu gut in die Wochen vor dem Unabhängigkeitsreferendum.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder