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Barbara Hans verlässt den „Spiegel“Traditioneller Machtkampf

„Spiegel“-Chefredakteurin Barbara Hans geht zum Monatsende. Ihr Abschied zeigt, dass die Fusion von Online und Print längst nicht abgeschlossen ist.

Seit Januar 2019 war Barbara Hans Teil der „Spiegel“-Chefredaktion Foto: Christian O. Bruch/laif

Nun ist es also soweit: Barbara Hans verlässt den Spiegel zum Monatsende. Die Meldung in eigener Sache kommt gerade einmal drei Tage vor Monatsende, ist aber trotzdem alles andere als eine Überraschung. Für viele in der Hamburger Zentrale, die wie Barbara Hans einen digitalen Hintergrund haben, ist sie eine Sauerei. Nach ihrer Sicht wurde Hans aus der Spiegel-Führung herausgedrängt. Noch dazu kurz nach ihrer Rückkehr aus der Babypause.

Der Spiegel, immer noch das alte, testosterongesteuerte Flaggschiff wie zu Augstein-Zeiten? Ganz so leicht ist es nicht. Dass diesen Abschied „Steffen Klusmann als Vorsitzender der Chefredaktion und Barbara Hans gemeinsam und im besten gegenseitigen Einvernehmen entschieden“ hätten, ist natürlich die handelsübliche Salonlüge für derlei Mitteilungen. Aber auch wenn es vielleicht weniger um direkte Männlichkeitsallüren ging, war es ein leider ganz traditioneller Machtkampf. Und ein klares Zeichen dafür, wer in Sachen Familie und Führungspositionen immer noch draufzahlt.

Dass der Verlag nun „Barbara für ihr großes Engagement an der Spitze der zusammengeführten Spiegel-Redaktion und auch für ihre ausgezeichnete Arbeit in den vielen Jahren davor“ dankt, entbehrt nicht einiger Ironie. Natürlich hat sie „Spiegel Online ein Gesicht gegeben und dieses Haus, wie es heute dasteht, mitgeprägt. Das gilt insbesondere für unsere digitale Schlagkraft“, heißt es in der Lobeshymne weiter. Und belegt damit, dass die Integration der Spiegel.de-Besatzung in Redaktion und Umfeld des alten Magazintankers noch längst nicht abgeschlossen ist.

Beim Spiegel muss mensch mindestens drei Generation auf der Bank hocken, um dazuzugehören. Noch dazu, wenn im Printgenom der Spiegel-Redaktion immer noch Phantomschmerz herrscht, weil ja plötzlich Apanagen und Privilegien mit den On­line­r*in­nen geteilt werden sollen.

In der gleichen Meldung blickt Barbara Hans „mit Freude und Stolz“ brav dankend auf all das zurück. Was zum Ende einer langen Laufbahn und dem Weg in die Pension passt. Aber die Frau ist gerade mal 40.

„Strukturelle Probleme bleiben“

Anfang 2019 rückte sie mit der endgültigen Zusammenlegung der Redaktionen von Online und Print gemeinsam mit Clemens Höges und Steffen Klusmann in die Chefredaktion auf. Mit Klusmann als Chef-Chef. Der ehemalige Financial Times Deutschland (FTD)-Chef Klusmann ist eigentlich ein Glücksgriff für den Spiegel.

Klusmann schleppt nicht die Grabenkämpfe all derer mit, die sich auf der Spiegel-Hierarchie nach oben kämpfen mussten. Nie zu wissen, ob es nächsten Monat noch weitergeht, hat er bei der dauerkriselnden FTD gelernt und sie 2012 mit zu Grabe getragen. Das gibt ihm die nötige Chuzpe und Unabhängigkeit, die es beim Spiegel braucht.

Die hat nun Hans abbekommen. Das Fell der Bärin war verteilt, als sie in die Höhle der Macht zurückkam. Dazu soll – so die Darstellung der Klusmann-Fraktion im Haus – der Chef mit ihren Leistungen nicht wirklich zufrieden gewesen sein. Ihr angebotene Möglichkeiten, seitlich auszuweichen und auf anderen Positionen im Haus weiterzumachen, hat Barbara Hans offenbar eine Absage erteilt.

„Das Personalroulette vieler Verlage“ sei Ausdruck einer „teils erratischen Suche nach Lösungen, die Personen zu Problemen erklärt und in der Folge auf der Stelle tritt. Die Akteure variieren, die strukturellen Pro­bleme aber bleiben.“ Dieser Satz von Hans steht natürlich nicht in der Spiegel-Pressemittelung. Er stand in schon in der Januarausgabe des Branchenmagazins Journalist. Und folgt dem ewig gültigen Spiegel-Motto: „Sagen, was ist.“

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