Bahn-Mitmachaktion der ARD: In der Zeile verrutscht
Der SWR bewirbt eine Mitmachaktion zum Deutschlandticket. Das ist schön, eine Abstimmung zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen wäre aber noch schöner.
H oppla, da haben sie in Stuttgart anscheinend etwas missverstanden. Unter dem Hashtag „#besserBahnfahren“ bewirbt der SWR gerade eine ARD-Mitmachaktion zum Deutschlandticket. „Wird das Deutschlandticket eine Verkehrswende einleiten? / Zuschauer:innen können Erfahrungen mit Bussen und Bahnen einreichen“, schreibt der Sender, der gerade den ARD-Vorsitz hat.
„Welche Erfahrungen haben die Menschen mit Bus und Bahn? Wie sehr nutzen sie das Deutschlandticket? Kann es eine Verkehrswende einleiten?“, lauten weitere Fragen. So wollen sie bei der ARD mit Unterstützung der Hochschule Karlsruhe und der Uni Konstanz herausfinden, „wie wir den Verkehr in Zukunft so gestalten können, dass er klimafreundlicher wird und die Menschen dennoch mobil bleiben“.
Auf DasErste.de/besserBahnfahren „können User:innen ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit dem öffentlichen Nahverkehr schildern“ und eigene Beiträge hochladen, schreibt der SWR. Wissenschaftler:innen bereiten die Ergebnisse dann auf. In der ARD-Story „Besser Bahnfahren! Was muss sich ändern?“ geht dann noch „ein Reporterteam ausgewählten Meldungen nach und spricht mit der Deutschen Bahn darüber“.
Schönes Projekt. Und fürs Gendern gibt es auch schon mal volle Punktzahl. Aber liebe ARD-Menschen, seid ihr vielleicht in der Zeile verrutscht? Im Medienstaatsvertrag steht zwar was vom Publikumsdialog. Aber doch nicht über den ÖPNV, sondern beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) selbst! Gefordert wird der „kontinuierliche Dialog mit der Bevölkerung, insbesondere über Qualität, Leistung und Fortentwicklung des Angebots“.
Wo bleibt die Mitmachaktion zur großen Reform?
Wo bleibt also die große ARD-Mitmachaktion zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen, Hashtag „#besserFlimmernundRauschen“? Denn viel interessanter ist doch die Frage „Wird die Reformdebatte eine ÖRR-Wende einleiten? Welche Erfahrungen haben die Menschen mit ARD und ZDF? Wie sehr nutzen sie das Deutschlandradio? Oder braucht es andere Angebote, damit die Bürger:innen die Öffentlichen-Rechtlichen wieder lieb haben?“
Klimafreundlicher im übertragenen Sinne muss es schließlich auch für den gerade ziemlich unter Druck stehenden ÖRR werden. Lasst uns also herausfinden, wie wir ihn in Zukunft so gestalten können, dass er akzeptiert wird und die Menschen dabeibleiben. Und ja, dazu sollten User:innen auch ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf DasErste.de hochladen können. Das wird lustig. Wir freuen uns auch schon auf die ARD-Story „Besser Rundfunken! Was muss sich ändern“, in der ein Reporterteam ausgewählten Meldungen nachgeht und mit allen Intendant:innen darüber spricht. „Ja“, meint die Mitbewohnerin, „und die Diskussionsrunden bei ‚Anne Will‘ und ‚Maischberger‘ werden toll. Hoffentlich reichen die Stühle für alle Intendant:innen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei