BaggerbesetzerInnen wieder frei: Klowasser getrunken
Sechs Tage in Haft saßen AktivistInnen, die im Braunkohletagebau Garzweiler Bagger besetzt hatten. Sie berichten von skurrilen Erlebnissen.
Seit Freitagabend sind alle wieder raus, alle unbeschadet. „Hungerstreik“, sagt Sven jetzt, „ist ein fundamentales, selbstermächtigendes Gefühl.“ Es gab ekelhafte und rührende Momente. Mancherorts mussten die Inhaftierten „um jeden Schluck Wasser fast betteln“, berichtet Lukas Schnermann von der Gruppe Extinction Rebellion (XR), die sich um die Eingesperrten von außen kümmerte.
In Krefeld saß der einzige Durststreikende. Als dieser nach 36 Stunden wieder trinken wollte, weil er sich zunehmend unwohl fühlte, habe anderthalb Stunden lang niemand auf sein Klingeln reagiert, so Schnermann. Der Betroffene habe deswegen Wasser aus der Klospülung getrunken, dann ging es ins Krankenhaus.
Eine Frau habe sich ein Schachspiel aus Papierkügelchen gebastelt, es wurde konfisziert. Manche durften telefonieren, anderen wurden alle Bücher weggenommen. Manche hatten nachts Dauerlicht, andere kurzen Hofgang in Handschellen. Ein Gefangener habe sechs Kilo abgenommen.
„Fast alle haben erzählt, dass sie gegen die Langeweile viel gesungen haben“, erzählt Schnermann, „und einer sehr laut gerappt.“ Nach Auskunft von XR wurde bei keinem der Inhaftierten ernsthaft weiter nach der Identität geforscht. Jugendliche waren, anders als zuvor vermutet, offenbar doch nicht dabei: „Eine Frau, die wirklich sehr jung aussah“, sagt Schnermann, „hat mir jetzt gesagt, sie sei 19“.
Sven hat erlebt, „wie hilflos Polizisten beim Umgang mit anderen nichtdeutschsprachigen Gefangenen sind“. Manche Beamte konnten kaum Englisch, Dolmetscher gab es nicht, „und auf Schreien reagierten die Beamten mit lauterem Schreien“. Es habe auch kuriose Dialoge gegeben: „Wo wollen Sie hin?“, habe eine Beamtin gefragt. „In eine Welt ohne Klimakrise.“ Antwort: „Das könnte knapp werden.“ Nein, das sei wohl nicht zynisch gemeint gewesen.
Glücklich war Sven über die Solidarität von außen. Gut 30 Leute, „darunter ganze Familien“, hätten ihn bei der Entlassung erwartet. Ein Polizist habe zum Abschied gesagt: „Respekt, was Sie gemacht haben, sechs Tage lang nichts essen. Ich könnte das niemals. Sie und die anderen müssen schon sehr überzeugt sein.“
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