BUNDjugend-Sprecherin über Agrarsystem: „Jugend hat Recht auf Mitsprache“
Die Zukunftskommission Landwirtschaft möchte ein neues Agrarsystem. Das muss laut Myriam Rapior wettbewerbsfähig und umweltfreundlich sein.
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Klima-taz: Frau Rapior, Sie sind Teil der Zukunftskommission Landwirtschaft. Was sind Ihre Erwartungen an die ZKL und wofür werden Sie sich einsetzen?
Myriam Rapior: Ich erwarte, dass die Kommission mutig und visionär denkt, statt nur kosmetische Veränderungen zu diskutieren. Unter wissenschaftlicher Begleitung müssen die gesellschaftlichen Akteure eine Zukunftsvision für ein Agrarsystem erarbeiten, das strukturelle Probleme löst. Ich werde mich für eine sozial und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft einsetzen, denn das Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen ist möglich.
Warum haben Sie sich zur Teilnahme entschieden?
Wir als Jugendorganisation empfinden die Partizipation der Jugend als unheimlich wichtig. Junge Meinungen kommen häufig in politischen Prozessen zu kurz. Die Gefahren des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts betreffen meine und zukünftige Generationen am meisten, daher haben wir auch ein Recht auf Mitsprache.
Was sind aus Sicht der jungen Generation die größten Herausforderungen in der Landwirtschaft?
Angesichts des bestehenden Wachstumszwangs im internationalen Handel wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig Umweltziele zu erreichen. Wir müssen in allen wirtschaftlichen Bereichen, auch in der Landwirtschaft, zu einer verantwortungsvollen Nutzung natürlicher Ressourcen kommen. Das erreichen wir nicht, wenn wir auf immer mehr Produktion, immer mehr Konsum setzen.
Die Akteure der ZKL reichen vom Bauernverband bis hin zu Umweltverbänden und verfolgen unterschiedliche Interessen. Wie ist in einer solchen Konstellation eine konstruktive Diskussion und Einigung möglich?
Eigentlich müssten wir doch alle das gleiche Ziel haben. Auch der Bauernverband möchte in Zukunft noch Erträge erzielen – das ist nur in einer intakten Umwelt möglich. Ich möchte in der ZKL einen Konsens finden. Aber wenn wir dort bei Dingen, die für mich essenziell sind, wie das Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen, nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen, dann brauche ich nicht weiterzudiskutieren.
Zivilgesellschaft und Wissenschaft fordern eine Verringerung der Tierbestände und einen geringeren Fleischkonsum, um Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ministerin Julia Klöckner verschließt davor bislang die Ohren. Werden Sie den „Elefanten im Raum“ zum Thema machen?
Wir fordern seit Jahrzehnten eine artgerechte Tierhaltung und eine Verringerung des Fleischkonsums. Wer über nachhaltige Landwirtschaft spricht, kommt an dem Thema sicher nicht einfach vorbei.
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