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Autorin Carola RacketeGegen zivilen Gehorsam

Die als Seenotretterin berühmt gewordene Carola Rackete stellt ihr erstes Buch vor. Es ist ein Appell, gegen die Klimakatastrophe aktiv zu werden.

Will, dass Menschen handeln statt zu hoffen: Carola Rackete Foto: dpa

BERLIN taz | Der Umweltschutz hat im Leben von Carola Rackete bisher eine weitaus größere Rolle gespielt als die Rettung von Flüchtlingen: Sieben Polarsommer hat sie in den letzten Jahren auf Forschungsschiffen in der Arktis verbracht. Doch dass sich an diesem Mittwoch, als sie in einem überfüllten Raum im Haus der Bundespressekonferenz ihr erstes Buch über die Klimakrise vorstellt, acht FotografInnen und sieben Kameraleute drängen, liegt nicht an diesen Schiffsexpeditionen.

Sondern an der Mission, die sie im vergangenen Sommer berühmt gemacht hat: Denn im Juni hatte die 31-Jährige als Kapitänin des Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“ trotz eines Verbots der italienischen Regierung mit 58 geretteten Flüchtlingen an Bord den Hafen der Insel Lampedusa anlief. Es folgte eine Festnahme durch die Polizei, die Freilassung durch ein Gericht und großes mediales Interesse.

Mit einer Schilderung dieser dramatischen Tage beginnt auch das Buch „Handeln statt hoffen – Aufruf an die letzte Generation“, das Rackete jetzt unter Mitarbeit von Anne Weiss im Droemer-Verlag veröffentlich hat. Doch von diesem Kampf für Menschenrechte kommt sie bald zu ihrem ursprünglichen Thema, dem Kampf um das Überleben der Menschheit. Denn die Klimakrise sei ein zentraler Grund für die wachsende Zahl von Flüchtlingen.

„Die Menschheit steht vor einer existenziellen Krise“, sagt Rackete. Wenn nicht schnell umgesteuert werde, werde die globale Temperatur schon bis 2050 um 2 Grad ansteigen – und damit jene Kipppunkte erreicht, die die weitere Entwicklung unbeherrschbar machen, so dass bis zum Ende des Jahrhunderts ein Anstieg von 3 bis 5 Grad drohe. „Ein Kind, das heute geboren wird, wird diese Welt noch erleben“, warnt die Kapitänin. „Und niemand weiß, wie viele Menschen in einer solchen Welt leben können.“

Auch wenn der Untertitel „Aufruf an die letzte Generation“ einen anderen Eindruck erwecken kann, soll das Buch aber nicht demotivieren, sondern zum Handeln anregen. „Wir sind die letzte Generation, die die Krise nach abwenden kann“, erläutert sie. Möglich sei das aber nicht durch individuelle Veränderungen. „Die Menschen müssen sich kollektiv organisieren, um das System zu verändern.“

Als vielversprechenden Ansatz dafür sieht sie die Bewegung Extinction Rebellion, bei der sie währende der jüngsten Protestwoche auch als Rednerin aufgetreten ist. Kritik an deren Methoden weist sie bei der Buchvorstellung zurück. „Einzelne Aktionen“ wie die umstrittene U-Bahn-Blockade in London halte sie persönlich nicht für sinnvoll. Insgesamt sei aber „ein bisschen Störung absolut gerechtfertigt, wenn wir sehen, was auf die Menschen zukommt“. Dass sie nicht zivilen Ungehorsam für das Problem hält, sondern das Gegenteil davon, zeigt auch die Widmung des Buches: „Für alle Opfer des zivilen Gehorsams“.

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5 Kommentare

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  • Liggers - “Keiner hat das Recht zu gehorchen.“ Hannah Arendt

  • „Insgesamt sei aber „ein bisschen Störung absolut gerechtfertigt, wenn wir sehen, was auf die Menschen zukommt““



    „Ein bisschen Störung“ klingt ja fast so zart und nett, wie „ein bisschen Liebe“! Und ist es vielleicht auch aus Sicht von Frau Rackete, wenn sie nicht selbst die Auswirkungen dieses „bisschen Störung“ zu spüren bekommt.



    Frau Rackete hat bei ihrer praktischen Arbeit oft genug gefordert, die geretteten Flüchtlinge schnellstmöglich an Land bringen zu können. Würde sie daraufhin z. B. einer Hochschwangeren, die schnellstmöglich ins Krankenhaus muss, wirklich ins Gesicht sagen, dass „ein bisschen Störung“, z. B. des Straßenverkehrs, „absolut gerechtfertigt ist“?

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Als alter weißer Sack sage ich, es läuft immer nach den gleichen Spielregeln ab.



    Es ist die große alte Talkshow. Buch in die Kamera halten.



    Luisa Neubauer ebenfalls.

    Come on.

    • @05158 (Profil gelöscht):

      Als alter weißer Sack sollte man sich lieber fragen, was man selbst tut bzw. tun kann, um die Krise zu bewältigen, anstatt andere in den Dreck zu ziehen. Es ist soo einfach, andere zu diffamieren, anstatt sich mal an seine eigene Nase zu fassen. Ich habe Hochachtung vor all den vielen jungen Leuten, die jetzt aufstehen und offen Veränderungen einfordern.

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Andreas Klein:

        .."Als Diffamierung (von lateinisch: diffamare = Gerüchte verbreiten) bezeichnet man heute allgemein die üble Nachrede und gezielte Verleumdung Dritter. Dies kann durch die Anwendung von Schimpfwörtern oder durch diverse Unterstellungen geschehen..,.."



        (trifft auch auf" in den Dreck ziehen" zu)

        Nun stellt sich mir die Frage ,inwieweit die Wörter Talkshow, Buch und Kamera dem oben genannten Sachverhalt entsprechen.

        Frau Rackete kann ich in einigen Punkten eher folgen als Luisa Neubauer. Sie ist das junge, arrogante,"moderne"Geschöpf der Marktwirtschaft.