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Automarkt in ChinaWenn Musk auf Sozialismus schwört

Auf Chinas E-Automarkt ist ein Preiskampf ausgebrochen, der die Branche zu zerfleischen droht. Der deutsche Autobauer VW steckt mittendrin.

Produktion von E-Autos im Werk Hongqi Fanrong in Changchun, China am 05.07.2023 Foto: Zhangyao/imago

Peking taz | Auch kreative Comedy-Autoren müssen auf so einen Plot erst mal kommen: Ende vergangener Woche unterschrieb Elon Musk einen offenen Brief, der auf Initiative des chinesischen Industrieministeriums zustande gekommen war. Darin bekannte er sich dazu, mit seiner Firma Tesla die „sozialistischen Grundwerte“ zu stärken. Auch Erzkapitalist Musk merkt gerade: Wer in China überleben möchte, muss sich den Spielregeln der kommunistischen Partei unterwerfen.

Derzeit ist die Lage nicht nur für Tesla angespannt, sondern für die gesamten Branche. Auf dem chinesischem Elektroauto-Markt, dem mit Abstand größten der Welt, tobt ein brutaler Preiskampf, der weite Teile der Industrie zu zerfleischen droht. Allein in diesem Jahr hat die Branche in China über 150 neue Automodelle vorgestellt. Von den nach wie vor über Hundert Start-ups im Bereich E-Mobilität, die im Land aktiv sind, werden mittelfristig wohl nur eine Hand voll überleben. Bereits in den kommenden Monaten dürfte Dutzenden von ihnen die finanzielle Puste ausgehen. Selbst vielversprechende Marken wie Xpeng oder der in Shanghai ansässige Autobauer Nio, der derzeit auch in Europa durchstarten möchte, schreiben tiefrote Zahlen.

Als traditionelle Automarke mit einem nach wie vor soliden Standbein im Verbrenner-Segment hat der deutsche Platzhirsch Volkswagen jene existenzielle Sorgen zwar bislang nicht. Dennoch sind die Wolfsburger mittlerweile ebenfalls mittendrin in jener Rabattschlacht, von der man sich doch eigentlich fernhalten wollte. Nach einer zuletzt aggressiven Preissenkung von 16 Prozent ist das Modell ID.3 in seiner Basisversion in China bereits für umgerechnet gut 15.000 Euro zu haben. Zum Vergleich: Auf dem europäischen Markt kostet der (allerdings nicht exakt baugleiche) Elektro-Pkw rund 40.000 Euro.

Die Wolfsburger stehen derzeit massiv unter Druck. Jahrelang rangierte man im chinesischen Markt auf der Poleposition, nun jedoch verkauft die chinesische Konkurrenz von BYD (Build Your Dreams) mehr Pkws. Angetrieben wird der Paradigmenwechsel vor allem durch die Verkehrswende, bei der die deutschen Autobauer deutlich hinterherhinken. Die chinesischen Marken sind nämlich technisch mindestens auf Augenhöhe, mit ansprechenderen Entertainment-Systemen ausgestattet – und vor allem deutlich günstiger als „Made in Germany“.

Um dem Preiskampf entgegenzuwirken, hat sich die Branche vergangene Woche zu einem ungewöhnlichen Entschluss durchgerungen: Bei einer Konferenz in Shanghai haben insgesamt 16 Autohersteller einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie sich dazu verpflichten, eine „abnorme Preisgestaltung“ zu vermeiden. Tesla ist der Stellungnahme als einzige ausländische Firma beigetreten – und hat damit die eingangs erwähnte „Sozialismus-Klausel“ unterstützt.

Ein Trend, der die Branche alarmiert

Auch VW hofft darauf, dass der Preiskampf endlich nachlässt. Beim „China Auto Forum“ in Shanghai sprach China-CEO Ralf Brandstätter von einer „ungesunden Marktentwicklung“. Das Kapital, das die Branche im Zuge des Preiskampfes verbrenne, brauche man eigentlich für Investitionen. Im zukunftsträchtigen E-Segment hat VW derzeit lediglich einen Marktanteil von 2,7 Prozent, zusammen mit den Absätzen der beiden Joint Ventures liegt man nur auf dem 10. Platz. BYD verkauft derzeit bei Pkws locker zehnmal so viel.

Noch ein Trend, der die Branche alarmiert: Die Zeiten mit dreistelligen Zuwachsraten sind vorbei, der staatliche Autoverband rechnet für 2023 „nur“ noch mit 36 Prozent Plus bei den Verkäufen. Wohl auch ein Grund dafür, dass der „Waffenstillstand“ der 16 Autobauer gerade einmal 48 Stunden hielt. Der chinesische Autoverband zog den offenen Brief zurück, da er möglicherweise gegen das Kartellrecht verstoße. Bereits zuvor hatte das erste Unternehmen gegen die Selbstverpflichtung verstoßen: Ausgerechnet Elon Musk versprach den Chinesen umgerechnet 450 Euro, wenn sie auf Empfehlung eines Tesla-Kunden ein neues Model 3 oder Model Y kaufen.

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16 Kommentare

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  • @JUAN VAHO

    Einerseits... ist das zu befürchten, andererseits: besser spät als nie.

    @HEIDI SCHNEIDER

    Bei Alibaba war die Abgabenquote aber nahe 100%, oder?

  • Sozialismus.

    Naja, China hat eine Steuer- und Abgabenquote von ca 30%, in Deutschland sind es über 50%. Wenn China sozialistisch ist, dann fragt sich, was wir sind.

  • Gut. Vielleicht stürzt die ganze Branche mit Krach ein.

    Wenn sie nicht einsehen wollen, dass wir weniger, deutlich weniger PKWs brauchen, dann ist vielleicht eine solche Katastrophe das einzige, was noch funktionieren kann.

    Capitalism at work, halt. Man macht das Maul so weit auf, dass die Kiefer krachen.

    • @tomás zerolo:

      Leider wird die Katastrophe des Brancheneinsturzes für die andere Katastrophe zu spät kommen.

  • "Nach einer zuletzt aggressiven Preissenkung von 16 Prozent ist das Modell ID.3 in seiner Basisversion in China bereits für umgerechnet gut 15.000 Euro zu haben. Zum Vergleich: Auf dem europäischen Markt kostet der (allerdings nicht exakt baugleiche) Elektro-Pkw rund 40.000 Euro."

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    Womit auch das Grundproblem zu sehen ist. Deutsche E-Autos sind nicht konkurrenzfähig. Selbst die kleinsten Modelle kosten 30 000 €. Ich bekomme für dasselbe Geld in absehbarer Zeit einen doppelt so großen und besser ausgestatteten Wagen aus chinesischer Produktion...in gleicher Qualität. Weshalb sollte ich also zB. einen ID3 (Golf-Größe) für größenwahnsinnige 40 000 € kaufen ?



    Was dagegen helfen könnte ? Strafzölle. Wird man das in Europa umsetzen ? Natürlich nicht, man braucht schließlich seltene Erden.

    • @SeppW:

      nicht nur seltene Erden. Sehr vereinfacht gesagt, kleben unsere deutschen Autobauer nur auf Vorprodukte, die direkt oder über einen Zulieferer bereits jetzt aus China kommen noch ihr Markenlogo drauf. Das ist deutlich teurer als das Auto direkt in China zu kaufen. Aber egal - selbst komplett ein Auto in Deutschland zu bauen wäre gar nicht mehr möglich, da fehlen nicht nur Rohstoffe, da fehlt auch das Know How.

    • @SeppW:

      Warum gibt man freiwillig mehr Geld aus für etwas das in Europa, anstatt in China gebaut wurde mal überlegen:



      - bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne für die Beschäftigten (Wertschätzung des Menschen)



      - höhere Umweltstandarts (Wertschätzung der Natur)



      - Frage: ist die Qualität wirklich die Gleiche? eine hundert Prozent sichere und vertrauenswürdige Aussage dazu wirst du aus China nicht bekommen und es gibt einige ADAC- Tests zu gewissen chinesischen Herstellern (nicht zu allen) die erhebliche Zweifel an Qualität und Sicherheit aufkommen lassen

      • @PartyChampignons:

        "Frage: ist die Qualität wirklich die Gleiche? eine hundert Prozent sichere und vertrauenswürdige Aussage dazu wirst du aus China nicht bekommen und es gibt einige ADAC- Tests zu gewissen chinesischen Herstellern (nicht zu allen) die erhebliche Zweifel an Qualität und Sicherheit aufkommen lassen"

        Also das gleiche Geraune, das man sich an deutschen Stammtischen um 1980 über japanische Autos zugeflüstert hat?

      • @PartyChampignons:

        Warum gibt man freiwillig mehr Geld aus für etwas das in Europa, anstatt in China gebaut wurde mal überlegen:"



        ------------------

        Na weil man es sich leisten kann.Und wenn man das nicht kann wird kostengünstiger eingekauft. Dann hat man keinen Blaupunkt oder Loewe-TV im Wohnzimmer stehen, sondern einen LG oder Sony. Und keinen Tesla in der Garage, sondern einen Nio oder einen Zeekr.

        Merke: Umweltstandards und Wertschätzung von Menschen ist ein Luxus, die man sich leisten können muss.

        • @SeppW:

          Ich kann jetzt leider nicht auf alle drei Kommentare antworten aber: ICH kann mir Wertschätzung auch nicht leisten, meine Gehalt liegt im unteren Mittelklasse Bereich und die Hälfte meines GEhalöts geht alleine für Rechnungen drauf ABER: dann kaufe ich lieber garnicht oder spare etwas länger als andere anstatt mir Menschen- und Umweltverachtenden Müll zu kaufen.....natülich weiß ich auch dass man das nicht überall umgehen kann, da schon echt viel aus China kommt, aber da wo es geht da tue ich es auch und das sollten andere auch

          • @PartyChampignons:

            Letzten Endes entscheidet das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Mehrheit der Konsumenten. Und da hatten sehr lange deutsche Automobilhersteller die Nase vorn. Gut, die Zeiten gehen auch in dem Verbrenner-Segment langsam vorbei, weil deutsche Marken immer teurer werden und nicht mehr mit den 70ern oder 80ern zu vergleichen sind, wo zB. ein Volkswagen wirklich noch ein "Volks"wagen war. Erschwinglich für eine breite Masse.

            Bei den E-Autos hat Deutschland überhaupt nichts für das mittlere Segment zu bieten. Das Geschäft wird komplett Asien überlassen. Und die können das. Die Koreaner und Japaner sowieso, und die Chinesen inzwischen auch. Die Zeiten wo ein Ssangyong beim ADAC-Test Note 6 bekommen hat sind vorbei, dank Technologietransfers ins Reich der Mitte. Ob das durch Zukäufe (Volvo) oder durch Spionage passiert ist (da verschwanden zB. Testwagen einfach mal über Nacht aus den Forschungszentren eines bekannten dt. Automobilherstellers) ist Zweitrangig.

      • @PartyChampignons:

        witzig :))



        Die Fahrzeuge werden auch in China produziert wegen der geringeren Kosten. Zumal müssen die Hersteller in China produzieren, um dort verkaufen zu dürfen. Die wenigen PKW die noch in Europa zusammen gesetzt werden ist schon lange nicht mehr das was es mal war. Kauft Import-VW aus China in China. Das spart viel Geld. gilt auch für BMW, Mercedes etc.

        • @Ramaz:

          Und das die Autos alle in China produziert werden ist schlichtweg Unsinn



          de.wikipedia.org/w...ilindustrie#Europa

          Und du kannst davon ausgehen dass jemand der in einem Deutschen Werk arbeitet ungleich mehr verdient als in China, ist dir das nicht auch lieber? Dein Aufruf kauft Autos aus China ist von daher echt daneben, willst du dass die Werke hier schließen, dass Menschen arbeitslos werden und mehr Ausbeutung in Asien stattfindet nur um deines Geldbeutels willen? Das kannst du nicht wollen.

      • @PartyChampignons:

        Wertschätzung muss man sich leisten können.



        Für die meisten "Normalbürger" macht es einen unterschied ob man ab 9000 Euro in nen Dacia Diesel mobil ist oder der Einstieg bei Elektro mit Dacia bei 21.000 Euro anfängt.

        Und wenn ich mit 150.000 Euro früher bei AMG das Topmodell bekommen habe fange ich heute mit 150.000 Euro erstmal mit den nackten E-Modell an.

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Möglicherweise ist der Anteil der AMG-Topmodellkunden die auf faire Produktion und Umweltschutz Wert legen eher marginal.

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Der Elektro Dacia hat möglicherweise eine Beschleunigung aus dem Stand wie früher das AMG Topmodell.

          Jedenfalls bessere Laufruhe, weniger Motorvibrationen