Auswirkungen des Hollywoodstreiks: Alle nach Hause
Der Hollywoodstreik trifft auch die Filmbranche in Europa. Einige Teams, die dort Hollywoodproduktionen realisieren, stehen plötzlich ohne Arbeit da.
Die Berliner Premiere von Greta Gerwigs Film „Barbie“ sah anders aus als geplant. Die internationalen Celebrities fehlten. Keine Margot Robbie und kein Ryan Gosling waren am Montag auf dem pinken Teppich. Auch auf Netflix und Co. wird im nächsten Jahr wohl weniger Hollywoodprominenz zu sehen sein – Auswirkungen des Hollywoodstreiks, die die Zuschauer*innen rund um die Welt zu spüren bekommen.
Vor echten Problemen stehen nun aber Filmleute in Europa. Da US-amerikanische Produktionen häufig in europäischen Ländern realisiert werden, verloren unzählige Arbeitnehmer*innen in der vergangenen Woche ihre Jobs.
Ein Kameraassistent aus Prag, der anonym bleiben möchte, berichtet von Hollywoodproduktionen in Tschechien, die von einem Tag auf den anderen gestoppt wurden. „Letzten Donnerstag kamen alle noch ganz normal zur Arbeit. Da wurde ihnen gesagt, dass am Freitag ihr letzter Tag sein würde“, erzählt er. Die US-amerikanischen Schauspieler*innen am Set seien alle abgeflogen. Seine Frau sei an der Produktion einer bekannten Amazon-Serie beteiligt, die ebenfalls auf Eis gelegt wurde.
Keine Hollywood-Drehs mehr in Berlin
In Deutschland sieht die Lage noch etwas entspannter aus. Doch berichten auch hier Leute aus der Filmbranche von Sorgen, die durch den Streik entstanden sind. Caro* ist Kameraassistentin und arbeitet für verschiedenste Produktionen in Berlin. Sie möchte gleichfalls anonym bleiben. Der Streik, dazu in Kombination mit den Preissteigerungen durch die Inflation, sei laut Caro* in der deutschen Filmbranche stark zu spüren: „Vor allem Berlin ist normalerweise das Zuhause für viele internationale Produktionen. Viele Optionen brechen weg oder werden abgesagt“, sagt sie.
Ein britisches Crewmitglied einer High-End-TV-Serie für eine Streamingplattform berichtet, gleichfalls anonym, von misslichen Zuständen bei US-amerikanischen Produktionen in Großbritannien. Als die US-amerikanische Schauspieler*innengewerkschaft verkündete, ihren Streik fortzusetzen, mussten alle Schauspieler*innen, die der Gewerkschaft angehören, sofort ihre Dienste einstellen. Die meisten Drehbücher ließen sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr drehen.
Das Studio habe bisher noch keiner Crew formell gekündigt und eine einwöchige Pause eingelegt, um eine Entscheidung über den Weitergang der Produktion zu treffen. „Der allgemeine Konsens ist, dass wir nach Ablauf dieser Woche unsere Kündigung erhalten und die Produktion bis auf Weiteres eingestellt wird“, so das Crewmitglied. Einen neuen Job in der Filmbranche zu finden, werde durch den Streik auf unbestimmte Zeit nahezu unmöglich.
* Name redaktionell geändert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“