Auswirkungen des Coronavirus: Vierzehn Tage kaserniert
Zwei von 124 Menschen, die aus China nach Deutschland zurückgekehrt sind, haben sich mit dem Virus infiziert. Peking legt derweil die Stadt Wenzhou komplett still.
Die China-Rückkehrer kamen aus der Stadt Wuhan, die als Ursprungsort der Epidemie gilt. Allein von dort wurden binnen eines Tages 45 weitere Todesfälle gemeldet. Die chinesische Gesundheitskommission teilte am Sonntag mit, dass die Lungenkrankheit nun insgesamt 304 Menschen in China das Leben gekostet habe. Die Zahl der bestätigten Erkrankungen kletterte demnach so stark wie noch nie innerhalb eines Tages – um 2.580 auf 14.380 Fälle. Etwa 150 Infektionen sind außerhalb Chinas bekannt, davon acht in Deutschland.
Am Sonntag meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten bestätigten Todesfall außerhalb der Volksrepublik: Ein am 21. Januar auf die Philippinen gereister Chinese aus Wuhan sei am Samstag gestorben, seine Begleiterin erkrankt. Bei ihnen handelt es sich laut WHO um die einzigen nachgewiesenen Infektionsfälle auf den Philippinen. Mögliche Kontaktpersonen würden untersucht.
Alle in Deutschland bislang bestätigten Fälle stehen im Zusammenhang mit der Firma Webasto im bayerischen Stockdorf: Es sind sieben Angestellte des Autozulieferers und ein Kind eines Infizierten. Alle acht Menschen befinden sich nach Auskunft des bayerischen Gesundheitsministeriums vom Sonntag in guter Verfassung.
Einkaufen nur alle zwei Tage
China bekämpft die Seuche unterdessen weiterhin hart: Erstmals seit Ausbruch des Krankheit wurde mit der Stadt Wenzhou eine Millionenmetropole außerhalb der schwer betroffenen Provinz Hubei stillgelegt. Für die neun Millionen Bewohner wird auch beschränkt, wie oft sie vor die Tür gehen dürfen. Jede Familie könne ein Mitglied auswählen, das alle zwei Tage zum Einkaufen könne, teilte die Stadtregierung mit. „Andere sollten grundsätzlich nicht das Haus verlassen.“
Wenzhou liegt mehr als 800 Kilometer östlich vom Ursprungsort der Epidemie in Wuhan. Der öffentliche Nahverkehr wurde stillgelegt, ebenso der Überlandverkehr mit Bussen in andere Regionen. An den meisten Bezahl- und Kontrollstellen der Zufahrtsstraßen zu der Metropole wurde der Straßenverkehr gesperrt. Schulen und Universitäten bleiben vorerst geschlossen. Diverse Ausnahmen gelten nur für die medizinische Versorgung und die Bekämpfung der Seuche. Weltweit wurden mittlerweile infizierte Fälle in 25 Ländern gemeldet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern