Coronavirus in China: Metropole Wuhan abgeriegelt
Kein Flugverkehr, Busse und U-Bahnen fahren nicht mehr, es gilt Atemmaskenpflicht. China sperrt wegen des Coronavirus die Millionenstadt Wuhan ab.
Auch der Flugverkehr wurde eingestellt. Die staatliche Volkszeitung twitterte unter Verweis auf die Lokalbehörden, auch städtische Busse, U-Bahnen, Fähren und Fernbusse würden vorläufig nicht fahren. Die Stadtbehörden riefen Bewohner auf, Wuhan nur unter besonderen Umständen zu verlassen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. In Genf verschob die Weltgesundheitsorganisation derweil ihre Entscheidung darüber, wegen des Virus einen globalen Gesundheitsnotstand auszurufen.
„Meines Wissens ist der Versuch, eine Stadt von elf Millionen Menschen zu beherrschen, neu für die Wissenschaft“, sagte Gauden Galea, der Vertreter der WHO in China, der Nachrichtenagentur AP in Peking. „Es ist noch nie als öffentliche Gesundheitsmaßnahme ausprobiert worden. Wir können zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, ob es funktionieren wird oder nicht.“ Die Behörden in Wuhan drängten Bewohner, in der Öffentlichkeit Atemmasken zu tragen: „Diejenigen, die die Warnung missachten, werden nach relevanten Gesetzen und Regulationen bestraft.“
WHO tagt am Donnerstag weiter
Die durch das Virus verursachte Lungenerkrankung hat mindestens 17 Menschen das Leben gekostet, Hunderte haben sich angesteckt. Erstmals brach das Virus im Dezember in Wuhan aus. Es ist nach Expertenmeinung von Mensch zu Mensch übertragbar, verbreitet sich über die Atemwege und mutiert möglicherweise. Die chinesische Gesundheitskommission rechnete zumindest mit einer Fortentwicklung des Virus, die Vorsichtsmaßnahmen müssten entsprechend angepasst werden.
Ob und wie international auf das Virus reagiert wird, darüber sollte ein Expertengremium der WHO am Donnerstag weiter beraten. Eine weltweite Notlage gilt nach WHO-Richtlinien als „außerordentliche Situation“, bei der ein Risiko für andere Staaten besteht und die eine internationale Reaktion erfordert.
Allein in der Provinz Hubei, deren Hauptstadt Wuhan ist, sind bislang 444 Fälle verzeichnet worden. Die landesweite Zahl liegt bei über 570. Auch im Ausland sind bereits Infizierungen registriert worden – unter anderem in Japan und Südkorea, auch in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong wurde am Freitag ein Fall bestätigt. Die meisten Menschen sind aus Wuhan oder reisten dort kürzlich hin.
Das neue Virus kann Husten, Fieber, Atembeschwerden, aber auch Lungenentzündungen auslösen. Es wurde Gesundheitsexperten zufolge zunächst von Wildtieren übertragen, die in Wuhan illegal verkauft wurden.
Erinnerungen an Sars-Pandemie 2002/03
Dort bildeten sich lange Schlangen vor Apotheken, die wiederum den Verkauf von Gesichtsmasken auf ein Paket pro Kunde beschränkten. Anwohner zeigten sich nicht allzu beunruhigt. „Als Erwachsener mache ich mir nicht so viele Sorgen um die Erkrankung“, sagte Yang Bin nach dem Kauf einer Gesichtsmaske. Er ist Vater eines sieben Jahren alten Kindes. „Ich denke, wir machen uns mehr Sorgen um unsere Kinder … Wenn sie krank werden, ist das für Eltern nicht zu akzeptieren.“
Die chinesische Regierung will ein ähnliches Szenario wie bei der Sars-Pandemie von 2002 und 2003 verhindern. Damals hatte sich die ebenfalls durch ein Coronavirus verursachte Atemwegserkrankung von Südchina aus auf mehr als zwei Dutzend Länder ausgebreitet. Mehr als 800 Menschen starben. Im aktuellen Fall reagierten die Behörden jedoch deutlich schneller.
Sie fürchten, dass sich das Virus in den kommenden Tagen noch schneller ausbreiten könnte, weil das chinesische Neujahrsfest bevorsteht, zu dem Millionen Chinesen kreuz und quer durch das Land reisen, ins Ausland fliegen oder Besuch von dort erhalten. Viele Länder haben deswegen bereits ihre Vorsorgemaßnahmen verschärft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben