#Ausgehetzt-Demonstration in München: Zehntausende gegen den Rechtsruck
In München gingen am Sonntag Zehntausende gegen eine „Politik der Angst“ auf die Straße. Kritisiert wird der „hemmungslos verachtende Ton“ der CSU.
Bauer ist einer von Tausenden, womöglich Zehntausenden Menschen, die laut Veranstalter an diesem Sonntagnachmittag unter dem Motto #ausgehetzt demonstrieren: „Gemeinsam gegen die Politik der Angst“ lautet das Motto. Die Kundgebung in Teilen der Stadt richtet sich gegen die Flüchtlingspolitik der CSU, aber auch das neue bayerische Polizeigesetz und die Wohnungsknappheit. „Seehofer, Söder, Dobrindt und Co“ wird in dem Aufruf zur Demonstration eine „Politik der Spaltung“ vorgeworfen, ein „massiver Rechtsruck“ sowie „Hass und Ausgrenzung“.
Den „hemmungslos verachtende Ton“ der CSU-Politiker kritisiert bei der Auftaktkundgebung Antonia Veramandi, Leiterin der Münchner Schlau-Schule, wo auf vorbildliche Weise Flüchtlingskinder unterrichtet werden. „Dieser Ton, Herr Söder“, ruft sie ins Mikrofon, „löst Rassismus und Nationalismus aus!“ Die CSU sei „moralisch insolvent“.
Da regnet es nicht nur, es prasselt heftig auf die Demonstranten ein. Die Kundgebung ist ein unüberschaubares Meer von Regenschirmen, jene mit den Längsstreifen der Farben des Regenbogens dominieren, man sieht aber auch ein paar mit bayerischem blau-weißem Rautenmuster.
„Seehilfe statt Seehofer“
Der Regen kriecht durch fast jedes Schuhwerk, setzt sich kalt in den Socken fest, wandert an den Hosenbeinen immer weiter hinauf. Doch niemand scheint sich davon abhalten zu lassen. „Helfen statt hetzen“ steht auf selbst gebastelten Schildern, „CSU abschieben“ und „Seehilfe statt Seehofer“. Am Nachmittag, noch vor der großen Schlusskundgebung auf dem Königsplatz, spricht die Polizei schon von mehr als 20.000 Demonstranten. Nach Veranstalterangaben sind insgesamt rund 50.000 Menschen auf die Straße gegangen. Die Zahlen steigen immer weiter.
#Ausgehetzt-Demo in München
Jüngere und ältere Leute sind da, Kinder wurden in Regenzeug gepackt und patschen im Wasser. Parteien wie SPD, Grüne und Linke, die neben 140 anderen Organisationen zu der Kundgebung aufgerufen haben, dominieren das Bild nicht. Von einem Lastwagen wummern Techno-Beats. „No hate, one love“ steht auf einem Transparent.
In einer nächtlichen Eilaktion hat die CSU in weiten Teilen der Stadt Gegenplakate aufgestellt und Lastwagen mit Transparenten organisiert. „Ja zum politischen Anstand“, steht in Weiß-Blau darauf, „Nein zu #ausgehetzt“. Und weiter: „Bayern lässt sich nicht verhetzen.“ Der Demonstrationszug geht daran vorbei, kaum einer nimmt das wahr.
Offenbar findet München Geschmack am Demonstrieren. Im Mai waren schon mehr als 30.000 Menschen zu einer großen Kundgebung gegen das neue bayerische Polizeigesetz gekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin