Ausbreitung des Coronavirus: Warten auf die Pandemie
Das Coronavirus wird kommen. Solange es geht, müssen wir es lokal eindämmen – auch mit Zwangsmaßnahmen.

M enschenleere Straßen, abgeriegelte Städte, rasant steigende Infektionszahlen – nicht von China ist die Rede, sondern von Italien. Das Coronavirus, das seit zwei Monaten das Leben in China lahmlegt, hat nun auch Europa erreicht. Mehr als 100 Infizierte melden die italienischen Behörden. Auch Iran und Südkorea melden drastisch steigende Zahlen. Was bei diesen Ausbrüchen Sorge bereitet: Die Ansteckungswege lassen sich nicht mehr zurückverfolgen.
Die weltweite Ausbreitung von Covid-19 ist kaum mehr zu stoppen. Und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch hierzulande die Zahlen deutlich steigen werden – zumal kein europäisches Land so intensiven wirtschaftlichen Kontakt mit China pflegt wie die Bundesrepublik. Umso mehr erstaunt die Nachlässigkeit, mit der Deutschland bislang agiert: Anders als etwa auf dem Flughafen von Wien wird im internationalen Drehkreuzflughafen Frankfurt auch weiterhin bei ankommenden PassagierInnen aus Fernost nicht standardmäßig Fieber gemessen. Eine Dunkelziffer an Infizierten dürfte in Deutschland schon jetzt vorhanden sein.
Soll man jetzt resigniert alles laufen lassen – und hoffen, dass es so schlimm nicht wird? Nein, solange eine Chance besteht, die Ausbreitung des Virus lokal einzudämmen, sind Zwangsmaßnahmen wie Quarantäne, Schließung öffentlicher Einrichtungen und die Absperrung ganzer Orte sinnvoll. Dass Chinas Führung nach anfänglichem Verschleiern mehr als 60 Millionen Menschen unter Quarantäne gestellt hat, war richtig. Und auch wenn eine weltweite Ausbreitung trotz aller Maßnahmen nicht zu stoppen ist, gewinnen Behörden, Krankenhäuser und WissenschaftlerInnen wichtige Zeit, sich auf eine Pandemie vorzubereiten und an Impfstoffen zu arbeiten.
Nach derzeitigem Stand ist Corona nicht gefährlicher als ein Influenzavirus. Sollte die Zahl der Corona-Infizierten hochschnellen, sollten sich Gesundheitsbehörden, Ärzte und Pflegekräfte wie bei einer Grippe auf die Behandlung von Menschen konzentrieren, die als besonders gefährdet gelten, also Ältere und chronisch Kranke.
Für alle anderen gilt: Gesund essen, häufig Händewaschen, ausreichend schlafen. Sprich: Ruhe bewahren.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen