Ausbreitung der IS-Miliz: Sorge um Palmyra
Die syrische Stadt ist unter Kontrolle des IS. Offenbar hat sich die Miliz in einem Museum verschanzt und führt Enthauptungen durch. Der Irak startet Gegenoffensiven.
BAGDAD/BEIRUT/NEW YORK ap/dpa | Der Irak hat seine Gegenoffensive auf die Terrormiliz Islamischer Staat offenbar begonnen: Regierungskräfte und schiitische Kämpfer hätten am Samstag die am Vortag verlorene Kleinstadt Husseiba in der Provinz Anbar zurückerobert, teilte ein irakischer Sicherheitsbeamter mit. Dabei seien einige IS-Kämpfer getötet worden. Husseiba liegt rund sieben Kilometer östlich von der seit gut einer Woche vom IS eroberten Provinzhauptstadt Ramadi.
Die irakische Regierung hatte mitgeteilt, man bereite zusammen mit den vom Iran unterstützten schiitischen Kämpfern eine große Gegenoffensive in der Provinz Anbar vor. Die schiitischen Kämpfer hatten bereits zuvor bei Auseinandersetzungen gegen die Terrormiliz eine große Rolle gespielt. Allerdings könnte die Präsenz der Schiiten in der vorwiegend sunnitischen Provinz Anbar Spannungen schüren.
In der vor wenigen Tagen eroberten historischen syrischen Wüstenstadt Palmyra brachen IS-Kämpfer nach Angaben von Behörden in das Museum ein. Der für Antiquitäten und Museen zuständige syrische Generaldirektor Maamun Abdulkarim sagte der Nachrichtenagentur AP am Samstag, die Extremisten hätten die Türen verriegelt und eigene Wächter postiert. Die Artefakte seien aber bereits zuvor in Sicherheit gebracht worden. In den letzten vier Jahren seien rund 6300 Kunstgegenstände aus Syrien heraus geschmuggelt worden.
Experten befürchten, der IS könne die 2000 Jahre alten Ruinen aus der Römerzeit in der Nähe von Palmyra verwüsten. Der IS hatte bereits im Irak und Syrien archäologische Stätten nach ihrer Eroberung zerstört. Die Terrormiliz hatte die Stadt Palmyra, die im Zentrum Syriens in der Provinz Homs liegt, am Mittwoch erobert. Ein von ihren Unterstützern auf Twitter veröffentlichtes Bild zeigte, dass die schwarze Flagge der Gruppe auf der oberhalb der Stadt gelegenen Burg gehisst war.
Am Freitag hatten Aktivisten berichtet, dass der IS nach der Einnahme von Palmyra Rache an Regierungssoldaten genommen habe. Bis zu 280 regierungstreue Kräfte seien gefangen genommen und getötet worden, teilten der Aktivist Bebars al-Talawy und eine Oppositionsgruppe mit. Es soll zu Erschießungen und Enthauptungen in aller Öffentlichkeit gekommen sein.
Nach Eroberungen in der Vergangenheit hatte die Terrormiliz Hunderte syrische und irakische Soldaten hingerichtet – und häufig online damit geprahlt. Zu einem ähnlichen Massaker wie in Palmyra war es vor gut einer Woche in der irakischen Provinzhauptstadt Ramadi gekommen.
Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich besorgt über die Tausenden Bewohner Palmyras. Zivilisten müssten in Sicherheit aus der historischen Karawanenstadt fliehen können, forderten die 15 Mitglieder des Rates in einer am Freitag von den Vereinten Nationen in New York verbreiteten Mitteilung. Auch um das Unesco-Weltkulturerbe zeigte sich das Gremium zutiefst besorgt.
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