Ausbau der Infrastruktur für Flüssiggas: Linke kritisiert Kosten für LNG
Werden Steuerzahlende den LNG-Ausbau finanzieren und Konzerne die Gewinne kassieren? Das fürchtet der Linksfraktions-Abgeordnete Victor Perli.

Für die staatlichen LNG-Terminals sind im Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums 10 Milliarden Euro vorgesehen – ursprünglich waren es 3 Milliarden Euro. „Ein Ende der Kostenexplosion ist nicht in Sicht, zumal die Ampelkoalition sich über Jahrzehnte binden möchte und überdimensioniert einkauft“, sagte Perli. Bekannt ist etwa ein Vertrag mit Katar über große LNG-Lieferungen, der bis Anfang der 2040er Jahre läuft.
LNG ist verflüssigtes Gas, das mit Tankern transportiert werden kann. Am Ziel wird es wieder in einen luftförmigen Zustand versetzt und ins Gasnetz eingespeist. Die Umwandlung verbraucht sehr viel Energie.
Bis zum Ukrainekrieg hatte Deutschland für den Import von Flüssiggas keine Infrastruktur, auch weil es große Kapazitäten in Nachbarländern gibt. Klimaschützer:innen sehen LNG grundsätzlich kritisch, weil bei der Verbrennung viel CO2 freigesetzt wird und bei der Förderung oft umweltbelastende Chemikalien zum Einsatz kommen.
Um Ersatz für ausfallendes russisches Gas zu schaffen, plant oder betreibt die Bundesregierung an insgesamt fünf Standorten den Einsatz schwimmender Regasifizierungsschiffe, über die LNG aus Tankern ins Gasnetz eingespeist wird. In Brunsbüttel soll aus einem schwimmenden Terminal ein festes werden. Darüber hinaus sind fünf weitere LNG-Terminals in Planung, die von privaten Akteuren finanziert werden.
Einnahmen sind völlig unklar
Zuständig für den Betrieb der staatlichen LNG-Anlandestellen ist die Deutsche Energy Terminal, die dem Bund gehört. Sie chartert Schiffe und vermietet sie weiter, am Standort Wilhelmshaven an den verstaatlichten Konzern Uniper, in Brunsbüttel an RWE und andere.
Für die übrigen Standorte sind noch keine Verträge geschlossen worden. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums hervor, die Perli auf eine Berichtsanforderung erhalten hat. Wie hoch die Einnahmen aus der Vermietung an die Importeure sein werden, sei momentan völlig offen, kritisierte Perli. „Die Regierung behauptet zwar, man werde auch erhebliche Einnahmen haben, aber ihr fehlt offensichtlich jede konkrete Planung dafür.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens