Aus Angst vor Corona: Weniger Passagiere in Bus und Bahn
Die Nutzerzahlen im öffentlichen Personennahverkehr brechen ein. Viele haben Angst vor dem Virus – und fahren lieber mit dem Auto.
Laut den StatistikerInnen entsprach die Auslastung im Januar und Februar noch dem üblichen Aufkommen. Erst im März haben Verkehrsunternehmen Verbindungen stark einschränkt, viele Menschen blieben aus Furcht vor Infektionen fern. Im Jahr 2019 haben Verkehrsunternehmen im Schnitt 32 Millionen Fahrgäste am Tag in Linienverbindungen befördert.
Für den Eisenbahnnah- und -fernverkehr hat das Statistische Bundesamt ausnahmsweise jetzt schon die Zahlen für März. Danach sind die Fahrgastzahlen aufgrund der Coronakrise hier um 40 Prozent eingebrochen. Betroffen war hier vor allem das größte Unternehmen, die Deutsche Bahn. Für sie arbeitet die Bundesregierung derzeit an einem Rettungspaket von knapp 7 bis 9 Milliarden Euro, das auch Kürzungen etwa beim Personal vorsieht. Der Aufsichtsrat der Bahn berät am Freitag darüber.
Denn viele Menschen haben Angst vor Infektionen unterwegs, wie Untersuchungen zeigen. Solange kein Impfstoff zur Verfügung stehe, wollen rund 40 Prozent seltener öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Züge nutzen, hieß es kürzlich in einer Umfrage des Strategieberatung McKinsey. Stattdessen wollen die Befragten häufiger zu Fuß gehen, oder auf das Fahrrad oder das eigene Auto zurückgreifen.
Nicht nur Hilfe für Staatskonzern Bahn
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert, dass der Bund nicht nur dem Staatskonzern Bahn hilft. Die gesamte Branche habe Angebote aufrecht erhalten, die betriebswirtschaftlich aufgrund der gesunkenen Nachfrage kaum noch zu rechtfertigen, aber für die Gesamtgesellschaft wichtig seien, sagte VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff. „Um die Funktionsfähigkeit der Unternehmen nicht zu gefährden, ist nun ein Beitrag des Staates dringend erforderlich.“
Die Konferenz der Verkehrsminister der Bundesländer hat bereits im April in einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einen Rettungsschirm von mindestens 5 Milliarden Euro für den Nahverkehr gefordert.
Bei einer Telefonkonferenz am Donnerstag werden die Länderverkehrsminister nochmals über das Thema beraten, sagte eine Sprecherin des saarländischen Verkehrsministeriums. Die saarländische SPD-Ministerin Anke Rehlinger ist derzeit Vorsitzende der Konferenz. „Es hat noch keine formelle Antwort von Bundesverkehrsminister Scheuer gegeben“, sagte die Sprecherin. Rehlinger sei bei ihm mit dem Anliegen aber auf „offene Ohren“ gestoßen.
Das Bundesverkehrsministeriums sei derzeit „in engem Austausch mit allen relevanten Akteuren zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Verkehrsträger und -unternehmen“, sagte ein Sprecher. „Dazu gehört auch der ÖPNV“. Gespräche liefen, zu Ergebnissen könnten noch keine Angaben gemacht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben