Auftritt der First Lady: Eine Hutkrempe Abstand
Melania Trump kam zur Inauguration ihres Mannes im Gangsterlook. Am auffälligsten: ihre Kopfbedeckung. Trug sie damit die Demokratie zu Grabe?

Blau war er, manche erinnerte er an Mary Poppins, andere an Zorro oder die Mafia, vor allem aber war er: breitkrempig. Man konnte exakt nicht sehen, wie Melania unter der Hutkrempe schaute. Ihr Mann konnte sie auch nicht küssen nach dem erfolgreich abgelegten Amtseid, es blieb beim etwas ungelenken Luftkuss, skeptisch beäugt von Sohn Barron.
Völlig müßig, was Melania von ihrem Ehemann als solchem hält. Aber interessant ist diese breitkrempig vorgetragene Geste der vermeintlichen Verweigerung doch. Man wusste ja nie so recht, schon während Trumps erster Amtszeit, wie sie den Job als First Lady eigentlich findet. Beobachter*innen hielten fest, sie kümmere sich eher wenig um eigene politische Akzente. Dass sie vor acht Jahren erst verspätet ins Weiße Haus einzog, weil ihr damals zehnjähriger Sohn zunächst das Schuljahr in Florida beenden sollte, wurde ebenfalls bemerkt. Nun will sie womöglich sogar nur Teilzeit nach Washington ziehen.
Wenn es denn sein muss
In einem Interview mit dem Time Magazine gegen Ende des Wahlkampfs stolperte sich ihr Mann auf die Frage, ob sie in der zweiten Amtszeit nun präsenter sein werde, durch folgende Antwort: „Nein, sie wird – sie wird aktiv sein, wenn sie es sein muss, wenn sie es sein muss“.
Und wenn es denn sein muss, dann war Melania bisher noch immer „aktiv“. Wenn es denn sein muss, dann hält sie ihrem Mann beim Amtseid die Lincoln-Bibel. Und, vielleicht auch das: Wenn es sein muss, ist sie der passende optische Hintergrund für die düstere Doomsday-Rede, die Trump in der Rotunde des Kapitols vom Stapel ließ. Das wäre die aus feministischer Sicht weniger ansprechende Interpretation.
Die etwas wohlmeinendere wäre, dass da eine Frau mit den Erwartungen an sie bricht, womöglich gar eine eigene politische Interpretation beigesteuert hat zur Trumps Auftritt: Beerdigt sie mit ihrem breitkrempigen Hut die amerikanische Demokratie? Trauert sie, vielleicht weil ihr Mann die USA aus der Weltgesundheitsorganisation austreten lässt oder trans Rechte schleift? Oh my god, schön wär’s. Vermutlich war es aber einfach nur ein Hut.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell