Aufrüstung in Europa: Eine Bahnlinie für den Kriegsfall
Gibt es eine Reaktivierung der Eisenbahnstrecke zwischen dem Ruhrgebiet und Antwerpen? Vor allem Belgien hat daran Interesse.
Die geopolitisch angespannte Lage führt zu Überlegungen, Bahnstrecken zu reaktivieren, um im Kriegsfall schnell Militärgüter Richtung Osten bringen zu können. Belgien, die Niederlande und Deutschland beschleunigen die Gespräche über eine Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnstrecke „Eiserner Rhein“, einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Verbindung zwischen dem Hafen von Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Hintergrund ist die Sorge, dass die bestehenden Bahnlinien bei einem Krieg mit Russland schnell überlastet sein könnten.
Nun hat der belgische Premierminister Bart De Wever das Thema zur Chefsache gemacht, berichtet Politico. Die 1879 in Betrieb genommene Strecke zwischen Rheydt und Antwerpen ist die kürzeste Verbindung zwischen den belgischen Seehäfen und dem Ruhrgebiet. Seit 1991 liegt sie weitgehend brach. Belgien sieht nun darin eine Möglichkeit, sowohl den Handel als auch die militärische Mobilität der EU zu fördern.
Niederlande wenig begeistert
Die Niederlande sind weniger begeistert. Ein kurzer Abschnitt der Strecke verläuft parallel zur bestehenden Betuwe-Güterbahnlinie nach Rotterdam. Niederländische Beamte befürchten, dass der „Eiserne Rhein“ Antwerpen auf Kosten von Rotterdam stärken könnte. Befürworter des Projekts wollen die Niederlande mit den möglichen EU-Geldern für militärische Mobilität in Höhe von 17 Milliarden Euro überzeugen.
Vorerst sind zudem noch frühere Streitigkeiten beizulegen. Dazu gehören Umweltkosten, die laut einem Schiedsspruch aus dem Jahr 2003 größtenteils Belgien zu tragen hat. Deutschland ist vorsichtig. Im Bundesverkehrswegeplan ist die Strecke nicht als „vordringlicher Bedarf“ aufgeführt. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) weiß zudem, dass das Projekt Sorgen vor Umweltbelastungen und Lärm auslöst. Dennoch schaffte es das Projekt in eine gemeinsame Erklärung zwischen NRW und Flandern. Es wäre auch positiv für den Personennahverkehr.
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