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Auf kurzen Frühling folgt der KommerzFalscher Film

Alexander Diehl
Kommentar von Alexander Diehl

Absurd: Mitten in der Stadt schafft Hamburg ein Angebot, das verbindlich vorsieht, das Auto mitzubringen.

Viel zu zentral nur für Autos: Das Heiligengeistfeld könnte so viel Schönerem Platz bieten Foto: Markus Scholz/dpa

E s war wie in den Erzählungen aus Berlin. Wo den Leuten das Tempelhofer Feld zugefallen war – und nicht weitergereicht wurde an die üblichen Verdächtigen mit den erwartbaren Interessen. Nun also hatte auch Hamburg, der Pandemie sei Dank, überraschend eine Fläche ohne feststehende Nutzung.

Denn der eigentlich anstehende Frühlingsdom fiel ja aus. Und noch dazu war die früher ja ganz schön verwahrlost wirkende Fläche gerade saniert worden, ist also schön nutzbar für alles, was Rollen hat, zum Beispiel.

Und so zeigte sich dort, mit dem Frühlingswetter, ein ganz ungewohntes Bild: Familien kamen, man möchte annehmen, auch solche, die sonst auf engem Raum auskommen müssen. Kinder, noch stützradbedürftig, übten unsicher auf ihren kleinen Fahrrädern; ihre etwas älteren Geschwister brachten Skateboards mit und ferngesteuerte Modellautos, und ja, es wird auch mal ein Grill angefeuert worden sein.

Es war ein kurzer Frühling der Utopie, ein Verschnaufen des Verwertungsgedankens, wie er sich gleich nebenan, auf dem Investoren überlassenen Feldstraßenbunker, schon wieder so deutlich in den Himmel reckt. Wie wohltuend, dass die Kaufmannsstadt mit den stetig kletternden Grundstückspreisen da einfach etwas geschehen zu lassen schien.

Schien, genau. Denn der Frühling ist ja schon wieder vorbei. Und natürlich gibt es auch Argumente fürs Autokino, das da nun die nächsten drei Monate lang steht: Dem Zeise-Kino etwa seien die Euros gegönnt, nach Monaten ohne eine einzige Vorstellung.

Andererseits: Jede Nutzung schiene sinnvoller auf einem so zentralen Platz, als eine, die verbindlich vorsieht, das Auto mitzubringen. Wer ohnehin motorisiert mobil ist, der wäre auch an die Peripherie zu locken.

Und jedes freie Fleckchen schnellstmöglich einzuengen auf seine Tauglichkeit für ein paar weitere Geschäfte: Dieser Film ist auch schon ganz schön alt.

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Alexander Diehl
Redakteur taz nord
Wollte irgendwann Geisteswissenschaftler werden, ließ mich aber vom Journalismus ablenken. Volontär bei der taz hamburg, später auch mal stv. Redaktionsleiter der taz nord. Seit Anfang 2017 Redakteur gerne -- aber nicht nur -- für Kulturelles i.w.S.
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5 Kommentare

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  • „.....liegt ja nicht daran, dass man neuerdings Autos in der Stadt so toll finden würde....“



    Interessant, da nehme ich die Hamburger Verkehrspolitik ganz anders wahr.

    • @Senza Parole:

      Die Hamburger Verkehrspolitik sieht so aus, dass sie derzeit zwar noch in die Innenstadt fahren dürfen, dort aber nur noch Anwohnerparkplätze und gebührenpflichtige Parkplätze für max. eine Stunde vorfinden. Viel Spaß damit!

  • Schon klar - nur bringen Autos nunmal eine optimale Distanz- Schutzhülle mit. Während dies in „normalen Zeiten“ gewöhnlich eher negativ gesehen wird, ist es in diesen Zeiten ein klarer Vorteil. Dass jetzt überall Autokinos aus dem Boden sprießen, liegt ja nicht daran, dass man neuerdings Autos in der Stadt so toll finden würde, sondern daran, dass der Verbleib im Auto der einfachste und effektivste Infektionsschutz ist. Und überhaupt - was wäre denn gewonnen, wenn die Hamburger statt zum Heiligengeistfeld fürs Kino etwa erst Richtung Husum aufs platte Land fahren müssten?

    • @Rainer B.:

      husum, really? ich dachte, die naechste freie flaeche liegt erst kurz vor hammerfest

      • @the real günni:

        Nun ja - Hamburg ist groß und dicht bebaut. Die nächste freie Fläche für so'n Autokino wäre dann schon erst einige Kilometerchen weiter ausserhalb zu finden.