Attacken gegen Geschlechterforschung: Gender Studies mit Gegenwind
Weltweit sind Gender Studies zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. In Berlin geht es dem Fach vergleichsweise gut – zeigt ein Aktionstag.
Die Stuhlreihen in Raum 2036 der TU Berlin sind am Dienstagmorgen voll besetzt, auch auf dem Boden sitzen Menschen. Es ist eine der vielen Veranstaltungen am Wissenschaftstag Gender Studies, die an diesem Tag bundesweit stattfinden. Ziel ist, die Inhalte der Gender Studies stärker in die Zivilgesellschaft zu tragen. Deshalb ist der Tag an der TU in Form eines Barcamps gestaltet.Die Themen der Workshops schlagen die Teilnehmenden selbst vor: Von hegemonialer Männlichkeit bis hin zu „Wie erkläre ich Gender Studies leicht verständlich?“ ist alles dabei.
„Wir wollen so vielfältig wie möglich darüber berichten, worüber die Gender Studies eigentlich forschen“, erklärt Sabine Hark. Sie ist Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Geschlechterforschungseinrichtungen in Berlin, die die Veranstaltung an der TU organisiert hat.
Vor dem Hintergrund, dass es die Geschlechterforschung in ganz Europa immer schwerer hat, gewinnt die Veranstaltung besondere Bedeutung. Um nur zwei Beispiele zu nennen: In Frankreich wurde kürzlich einem Institut für Gender Studies die Finanzierung entzogen. Und in Ungarn wurde das Fach gleich ganz abgeschafft.
„Der Gegenwind bläst stark“, berichtet Hark. „Immer wieder heißt es, Gender Studies seien keine Wissenschaft, sondern Ideologie.“ Mit dem Einzug der AfD ins Abgeordnetenhaus hätten die Anfeindungen auch in Berlin zugenommen. „Ich selber habe schon oft Hasspost erhalten“, sagt Hark.
Starke Zusammenarbeit hilft
Trotzdem gehe es den Gender Studies in Berlin noch vergleichsweise gut. Das Erstarken der AfD und deren Attacken auf das Fach habe die anderen Parteien sensibilisiert. Seit Kurzem wird deshalb die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft finanziert. Schon seit 18 Jahren funktioniert sie als Verbindung zwischen den Gender-Studies-Abteilungen von zwölf Berliner Universitäten. „Durch die AG stehen die Gender-Wissenschaftler*innen weniger isoliert da“, so Geschäftsführerin Katharina Kowalksik. „Das stärkt uns.“
Sabine Hark
„Hier gibt es eine rege Zusammenarbeit zwischen den großen Unis FU, HU und TU“, sagt Sprecherin Hark. Seminare werden fach- und uniübergreifend angeboten, Wissenschaftler*innen „springen“ zwischen den Einrichtungen hin und her. „Wir haben einen klaren Standortvorteil“, sagt Hark. „Im dichten Stadtraum können wir besser zusammenarbeiten als in anderen Bundesländern.“
Auch die Berliner Zivilgesellschaft habe einen Anteil daran, dass es den Gender Studies hier gut geht. „Das gesellschaftspolitische Klima in Berlin, wo etwa Pegida keine Chance hat, schützt unsere Wissenschaft.“
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