Attacke vor Synagoge in Hamburg: Keine Akzeptanz für Antisemitismus
Man darf dem Antisemitismus nicht nachgeben. Kinder und Jugendliche dürfen nicht in einer Gesellschaft aufwachsen, die sich damit abfindet.
D er Anschlag von Halle während des höchsten jüdischen Feiertags, Jom Kippur, bei dem zwei Menschen starben, ist gerade einmal ein Jahr her. Dass jetzt in Hamburg an Sukkot erneut eine jüdische Gemeinde in Deutschland einem antisemitischen Terrorakt ausgesetzt ist, macht mich traurig und wütend zugleich.
Den Sicherheitskräften vor Ort sind wir dankbar dafür, dass sie schnell handelten und den Angreifer von weiterer Gewalt abhalten konnten. Aber man muss auch festhalten: Die Sicherheitspräsenz war offensichtlich nicht ausreichend, um einen Menschen vor einer schweren Verletzung zu schützen.
Wir müssen uns selbst fragen, und die örtlichen und nationalen Sicherheitsbehörden müssen sich der Frage stellen: Warum passiert das immer wieder? Warum wächst der Antisemitismus weiter an, warum denken diese Leute, dass es für ihren Hass in dieser Gesellschaft Raum gibt?
ist Executive Vice President des Jüdischen Weltkongresses.
Man darf beim Antisemitismus keinen Fuß breit nachgeben, Antisemitismus darf nicht als Normalität akzeptiert werden, die eben nun mal vorkommt. Kinder und Jugendliche dürfen nicht in einer Gesellschaft aufwachsen, die sich mit Antisemitismus abgefunden hat. Sie dürfen nicht täglich auf ihren sozialen Medien wie beispielsweise Tiktok erleben, dass Antisemitismus etwas Denkbares und Sagbares ist.
Die Bundesregierung muss die Federführung dabei übernehmen und die Aufklärung verstärken, sodass die nachfolgende Generation versteht, dass jegliche Art von Hass nicht akzeptabel ist. Es geht um nichts weniger als das langfristige Bestehen jüdischen Lebens in Deutschland.
Es ist auch Aufgabe der Regierungen und Justizbehörden, dafür zu sorgen, dass die Einrichtungen der jüdischen Gemeinden, Synagogen, Schulen und Begegnungsstätten ausreichend Polizeischutz haben, sodass Juden frei, ohne Angst und Belästigung ihren Glauben ausleben und ihre Feiertage begehen können. Der Angreifer von Hamburg muss zur Verantwortung gezogen werden, wie alle, die Hass und Intoleranz pflegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen