piwik no script img

Atommüll-Endlager im Schacht KonradKein Lösung

Reimar Paul
Kommentar von Reimar Paul

Der Ausbau des Schachts Konrad zum Bundesendlager ist eine Fehlentscheidung. Ein neues Suchverfahren ist nötig.

Zu klein und technisch überholt: das geplante Atomendlager Schacht Konrad, hier im Jahr 2018 Foto: dpa/Julian Stratenschulte

D ie teils maroden und undichten Atommüllfässer in Leese sind nur die Spitze des radioaktiven Müllbergs. In Niedersachsen und den anderen Bundesländern quellen die Sammelstellen und anderen Zwischenlager für schwach und mittel radioaktive Abfälle über. Keine Frage: Dieser Strahlenschrott muss raus aus den Provisorien und dauerhaft sicher gelagert werden.

Aber nicht im Schacht Konrad, der derzeit zum Bundesendlager für diese Art von Atommüll ausgebaut wird. Die Grube in Salzgitter ist durch den früheren Eisenerz-Bergbau verritzt, Wasser läuft zu, die Pläne sind Jahrzehnte alt und entsprechen längst nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik. Zudem ist Konrad viel zu klein konzipiert. Für die aus der Asse zu bergenden Abfälle etwa wäre dort kein Platz.

Bei alldem hilft auch der Verweis des Betreibers auf die laufende Überprüfung der sicherheitstechnischen Anforderungen für Konrad (ÜsiKo) nicht. Auch das Argument, dass die Umrüstung des Bergwerks weit fortgeschritten sei und schon so viel Geld verbaut wurde, darf nicht gelten.

Zu fordern ist ein komplett neues Suchverfahren: wissenschaftsbasiert, transparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit. So wie es beim Endlager für den hochradioaktiven Müll versprochen, wenn auch bislang nur unzureichend umgesetzt wurde.

Ernsthaft zu prüfen wäre auch, ob nicht doch ein einziges Endlager für alle Kategorien von radioaktiven Abfällen infrage kommt. In jedem Fall muss Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen. Für die Fässer in Leese und anderswo muss notfalls ein neues, sichereres Zwischenlager gebaut werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reimar Paul
Autor
Jahrgang 1955, Journalist und Buchautor. Schwerpunkte: Umwelt, Atomkraft, Verkehr, Flucht & Asyl, Fußball. Schreibt u.a. für taz, nd, Tagesspiegel, Weser-Kurier und die Nachrichtenagentur epd. Leitet taz-Radreisen ins Wendland.
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Der Artikel enthält nichts Konkretes.



    Wer hat festgestellt, dass der Schacht Konrad ungegeinet sei?



    Es laufen u.a. Forschungen in der Schweiz (Montery) zum Thema Endlager.



    Das letzte Wort ist noch längst nicht gesprochen.

  • "Sorgfalt vor Schnelligkeit"



    Wie lange wird jetzt schon gesucht, transparent gemacht, Bürger beteiligt?



    Wenn immer und auf Ewigkeit nur der neueste Stand der Wissenschaft entscheident sein soll, dann wird das auch noch ewig so weitergehen.

    • @Ber.lin.er:

      Transparenz und Bürger*innenbeteiligung mussten über Jahrzehnte hart erkämpft werden. Der übliche Modus bei Atomanlagen waren Top-Down-Entscheidungen die zwischen Politik und Wirtschaft ausgedealt wurden und man dann die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen stellte.



      Auch die 'Probe'-Endlagerung in der Asse erfolgte auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, gehalten hat es keine 50 Jahre und nun droht die strahlende Brühe ins Grundwasser zu sickern und ob die bis 2033 geplante Bergung überhaupt noch realisierbar ist oder die Grube vorher absäuft oder einstürzt kann niemand seriös vorhersagen.

      • @Ingo Bernable:

        Was sind Atomanlagen? Hier geht es um Atommüllendlager.



        Ich vernehme in den Medien laufend, dass irgendwo untersucht und geprüft wird und Bürger und Politiker sich gegen dieses und jenes zur Wehr setzen.

        • @Ber.lin.er:

          Ja, in korrektem Amtsdeutsch müsste es 'kerntechnische Anlagen' heißen. So oder so, auch Schacht Konrad brauchte eine atomrechtliche Genehmigung und diese Genehmigungen wurden eben nicht unter Beteiligung sondern wie damal überlich primär nach politischer Abwägung beschlossen. So fiel die Wahl etwa auf Gorleben weil es 'Zonenrandgebiet' war und nicht deshalb weil die Geologie dort besonders geeignet gewesen wäre, wobei dort sogar nur nach Bergrecht genehmigt wurde, weil es ja offiziell nur der Erkundung und nicht der konkreten Vorbereitung eines Endlagers diente.

  • Wissenschaftler sind die, die Ahnung haben.



    Politiker sind die, die labern und entscheiden.

    Politiker haben keine Ahnung (die Beispiele und Belege dafür füllen Bände).

    Keine Ahnung zu haben ist nicht schlimm - es gibt ja Leute die man fragen kann.

    Leider zeichnen sich Politiker vor allen Dingen durch ihren Dickkopf und Machtgier aus - die Sprache der Wissenschaftler verstehen sie nicht.

    Und die Sprache der Menschen ihrem Land auch nicht ...

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Danke!