Asyl für Snowden-Helferin in Kanada: Die Erleichterung ist ihr anzusehen
Vanessa Mae Rode versteckte Edward Snowden in Hongkong. Ihr gemeinsamer Anwalt konnte jetzt ihre Aufnahme in Kanada erreichen.
Berlin | taz | Die Erleichterung ist Vanessa Mae Rodel und ihrer siebenjährigen Tochter Keana bei der Ankunft auf dem Flughafen von Toronto am Montagabend deutlich anzusehen. Denn für die 42-jährige Philippinerin und ihre in Hongkong geborene staatenlose Tochter endet damit eine mehrjährige Odyssee als Flüchtlinge.
„Wir können jetzt endlich ein neues Leben beginnen“, sagte Rodel nach der Landung. Sie wollen nach Montreal ziehen, wo eine Flüchtlingsorganisation Hilfe zugesagt hat.
Rodel geriet im Juni 2013 in den Strudel der Weltpolitik, als sie in Hongkong der Bitte ihres Anwalts folgte und für einige Tage einen anderen Flüchtling bei sich aufnahm. Sie besorgte dem hungrigen Mann, der jünger war als sie, in einem Schnellrestaurant zunächst einen Muffin und Pommes.
Als er sie am nächsten Morgen bat, ihr eine Zeitung zu besorgen, sah sie darin sein Foto: Ihr Gast war der Whistleblower Edward Snowden. Der US-Amerikaner hatte gerade die Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA enthüllt und musste dringend untertauchen. Denn das 5-Sterne-Hotel, in dem er in der früheren Kronkolonie untergekommen war, wurde inzwischen von Journalisten belagert und sicher zum Ziel der Geheimdienste.
Ihr Anwalt bat sie um Aufnahme von Snowdon
Rodel hatte mit Robert Tibbo in Hongkong denselben kanadischen Asylrechtsanwalt wie Snowden. Tibbo vermutete, niemand würde einen weißen NSA-Whistleblower bei armen asiatischen Flüchtlingen suchen, und bat deshalb Rodel um Hilfe. Sie sagte sofort zu, ohne genau zu wissen, worauf sie sich einließ.
Rodel war wie Zehntausende andere Filipinas nach Hongkong gekommen, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. Als sie ihre philippinische Heimat besuchte, wurde sie nach eigenen Angaben vergewaltigt und geriet in die Gewalt eines Menschenhändlerrings.
Doch gelang ihr die Flucht nach Hongkong. Dort war sie aber ihren Job los und damit bald illegal in der Stadt. Rodel wollte auf keinen Fall in die Philippinen zurück, doch ihr Asylantrag in Hongkong wurde abgelehnt.
Hollywood-Regisseur enthüllt ihre Identität
Ihre kurze Verbindung zu Snowden, der von Hongkong nach Moskau flog und dort wegen seines für ungültig erklärten US-Reisepasses strandete, blieb lange geheim. Erst der US-Regisseur Oliver Stone deckte in seinem Film „Snowden“ die Verbindung und Identität von Rodel auf.
Die plötzliche Bekanntheit, die sie fortan von anderen Flüchtlingen abhob, war für Rodel Bürde wie Hilfe zugleich. Für Hongkongs Behörden wurde sie zur heißen Kartoffeln, doch bot die plötzliche Prominenz ihr auch gewissen Schutz.
Anwalt Tibbo bemühte sich zusammen mit der kanadischen Flüchtlingsorganisation in seiner Heimat um Asyl für Rodel und zwei Flüchtlingsfamilien aus Sri Lanka, die Snowden in Hongkong ebenfalls einige Tage bei sich aufgenommen hatten. Tibbo wandte sich auch direkt an Premierminister Justin Trudeau.
Im Januar konnte er eine Zusage für Rodel erreichen. Während diese bis zu ihrer Abreise am Montag geheim blieb, kämpft Tibbo immer noch um das Asyl für die Familien aus Sri Lanka.
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