Aschermittwoch von Linke und BSW: Zwei Arten von Ampel-Bashing
Wagenknecht liefert sich ein Duell mit Linken-Chefin Wissler. Beide gehen die Regierung hart an, setzen aber unterschiedliche Akzente.
Beide greifen in ihren Reden die rot-grün-gelbe Regierung heftig an, setzen aber etwas andere Akzente. Beispiel Verkehrspolitik: Wagenknecht klagt über kaputte Straßen und das drohende Aus für das Verbrennerauto. Wissler empört sich über die ausbleibende Verkehrswende zugunsten von Bus und Bahn. FDP-Verkehrsminister Volker Wissing betrachte Verkehrspolitik „konsequent aus dem Blickwinkel der Windschutzscheibe eines SUV“, wettert Wissler, er sei ein „Totalausfall“. Wagenknecht hingegen lobt die FDP zumindest dafür, dass sie das Heizungsgesetz von Robert Habeck verhindert habe.
Die Linken-Vorsitzende Wissler teilt kräftig aus, mitunter auch recht derbe. „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen und die Ampel macht es genauso“, ruft sie in den Saal. Wagenknecht setzt aber mühelos einen drauf. Die Ampel sei nicht nur die „dümmste“, sondern auch noch die „gefährlichste Regierung Europas“, poltert sie, und geizt auch sonst nicht mit Superlativen: „Was für ein Schwachsinn“, „der pure Wahnsinn“, „Irrsinn“, „völlig undurchdacht“ und ähnliche Aussagen zur Politik der Ampel.
Schnittmengen zwischen Wissler und Wagenknecht gibt es auch in Sachen Friedenspolitik. Doch auch da unterscheidet sich der Ton. „Statt über neue Atomwaffen zu diskutieren, sollte Deutschland endlich den Atomwaffenverbotsvertrag unterschreiben“, fordert Wissler. Die Linke sei „die konsequente Friedenspartei“. Wagenknecht reklamiert das allerdings für sich und arbeitet sich wieder genüsslich an der Ampel ab. Den Grünen wirft sie vor, ihre Werte an die Rüstungsindustrie verkauft zu haben. Und: Deutschland dürfe sich nicht zum „Erfüllungsgehilfen“ der USA machen und sich „alles bieten lassen“.
Wagenknecht mit viel Sympathie für Bauern
Vor ihr hatte schon Klaus Ernst „Panzer-Toni“, „Haubitzen-Agnes“ und dem SPD-Mann Michael Roth vorgeworfen, sie hätten keine Skrupel, „einen dritten Weltkrieg auszulösen. Wagenknecht nennt die FDP-Frau „Agnes Strack-Rheinmetall“ und schlägt vor, sie solle mit Hofreiter, Roth und Kiesewetter von der CDU ein Ehrenbataillon bilden, das Deutschland an Stelle von Waffen in alle Welt exportieren könne. Wozu sachlich, wenn es auch persönlich geht?
Ausführlich prangert Wagenknecht an, dass Deutschland kein Gas und Öl mehr aus Russland bezieht: Das wäre nicht in deutschem Interesse. Wissler konzentriert sich mehr auf soziale Fragen und fordert die Enteignung der großen Immobilienkonzerne, „damit sie nicht mehr die Mieter durch immer höhere Mieten enteignen“. Auch solidarisiert sie sich mit den Gewerkschaften, verurteilt die Angriffe auf das Streikrecht. Wagenknecht bricht stattdessen eine Lanze für die mittelständischen Unternehmen und die Bauern in Deutschland.
Die großen Proteste gegen AfD & Co begrüßt Wissler ausdrücklich. „Dass so viele Menschen auf die Straße gehen gegen rechts“ sei wichtig. „Das ist die Brandmauer“. Wagenknecht geht erst am Ende ganz kurz darauf ein. Statt „abstrakt gegen Rechtsextremismus“ sollte lieber „für bessere Löhne, für ordentliche Renten und eine Regierung, die ihren Job macht“ demonstriert werden, meint sie distanziert. Mehr Sympathien zeigt sie für die Proteste der Bauern gegen das „abgehobene Berlin“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet