Arte-Doku „Tax Wars – Krieg der Steuern“: Die Großen zur Kasse bitten
Eine Arte-Doku erzählt vom weltweiten Kampf gegen Steuerflucht von Großkonzernen. Trotz der großen Ungerechtigkeit gibt es einige Hoffnungsschimmer.
Amazon-Gründer Jeff Bezos erhielt einmal vom Fiskus einen Kinderbonus in Höhe von 4.000 Dollar. Das liegt nicht etwa daran, dass Bezos früher arm gewesen wäre und auf eine hollywoodreife From-Rags-To-Riches-Geschichte zurückblickt, sondern daran, dass der Multimilliardär sich vor der Steuer arm gerechnet hatte. Wie praktisch.
Steuervermeidung kostet die Weltgemeinschaft jährlich knapp 500 Milliarden Dollar. Ein Teil davon geht auf Privatpersonen zurück. Das meiste Geld jedoch geht verloren, weil multinationale Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. Geld, das eigentlich dringend benötigt wird, beispielsweise um Armut, Hunger, Pandemien und die Klimakrise zu bekämpfen.
Um den Kampf gegen Steuerflucht geht es in der Arte-Dokumentation „Tax Wars – Krieg der Steuern“. Darin erklären Fachleute, wie der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, US-Ökonom Joseph Stiglitz und die norwegische Juristin Eva Joly, relativ verständlich, wie sich die „Imperien“ von Amazon, Apple und Co mit Armeen von Anwältinnen und Bankern um ihre gesellschaftliche Verantwortung herummogeln. Und wie eine kleine Gruppe von „Rebellen“ versucht, ihnen Einhalt zu gebieten.
Erfolge im Fokus
„Tax Wars – Krieg der Steuern“
noch bis zum 4. Juli in der Arte-Mediathek
Der Film begleitet die Mitglieder der ICRICT, der Unabhängigen Kommission für die Reform der Unternehmensbesteuerung, bei ihrer Mission, eine Neuordnung des globalen Steuersystems anzustoßen, um die Großen der Welt zur Kasse zu bitten.
Entlang der Bilder von staubigen chilenischen Slums, verseuchtem Trinkwasser in Sambia und den darüber thronenden Glaspalästen in Londons Finanzdistrikt erzählt die Doku, wie die „Hirngespinste einiger crazy Lefties“, so die ugandische Juristin und Aktivistin Irene Ovonji-Odida, über die Jahre konsensfähig wurden.
Während sonst beim Thema Steuergerechtigkeit häufig vor allem die Übermacht von Konzernen betont wird, geht es hier viel mehr um bisher erzielte Erfolge, wie den historischen Beschluss einer globalen Mindeststeuer durch die G20 im Jahr 2021.
Obwohl die dramatische „Star-Wars“-Rahmung manchmal etwas nervt, schafft es „Tax Wars“, ein Thema voller Zahlen und Rechnungen so anschaulich und unterhaltsam zu erzählen, dass man es wirklich versteht – selbst wenn man sich zuvor wenig bis gar nicht mit Steuerpolitik auskannte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite