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Die GAL vor dem Sündenfall

Die Grünen winken aus Koalitionsräson umstrittene Bebauung in Wohldorf durch, die sie jahrelang bekämpft haben

Sie werden gegen ihre eigene Überzeugung stimmen und machen daraus auch keinen Hehl. Einen Antrag der SPD, den seit Jahren umstrittenen Bebauungsplan Wohldorf-Ohlstedt 13 zu stoppen, wird die GAL heute in der Bürgerschaft ablehnen – und das, obwohl sie jahrelang gegen die damit verbundene Vernichtung von 12 Hektar Landschaftsschutzgebiet gekämpft hat. „Wenn wir für den SPD-Antrag stimmen, wäre das ein Bruch der Koalitionsvereinbarung mit der CDU“, nennt CDU-Fraktionschef Jens Kerstan den einzigen Grund für das GAL-Veto.

Enthalten wird sich allein die GAL- Abgeordnete des Wahlkreises Alstertal/Walddörfer, Christiane Blömeke, die zehn Jahre lang gegen den B-Plan stritt. Da sich ihre inhaltlichen Positionen nicht mit ihrem Anliegen „den Koalitionsvertrag umzusetzen, vereinbaren“ ließe, käme für sie nur ein solches Abstimmungsverhalten in Frage, erklärte Blömeke gestern.

Ein gefundenes Fressen für die SPD, die nach Auffassung von Kerstan den Antrag nur stellt, um „Christiane Blömeke an den Pranger zu stellen“. „Nicht wir stellen Frau Blömeke an den Pranger sondern die GAL sich selbst“, hält der SPD-Innenexperte Andreas Dressel dagegen. Der GAL wirft Dressel den „Bruch eines wichtigen umweltpolitischen Wahlverprechens“ vor: Würde sie das tun, „was sie vor der Wahl den Menschen vor Ort versprochen“ habe, gäbe es eine „Mehrheit gegen den hoch fragwürdigen Bebauungsplan“.

Pikant dabei: In der Wandsbeker Bezirksversammlung stimmte die GAL gerade zusammen mit der SPD und der Linkspartei für einen Antrag, der dem heute zu debattierenden SPD-Papier weitgehend gleicht. Christiane Blömeke freute sich gar über das „positive Signal aus dem Bezirk“. „Viele Menschen können nicht verstehen, warum wir gegen den SPD-Antrag stimmen“, räumt da Jens Kerstan ein. MAC

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