: Grüne Gewinne mit Kaffee
Regelmäßig stellen wir an dieser Stelle aktuelle Werte aus dem Natur-Aktien-Index vor. Heute: der Index-Neuling Starbucks, eine amerikanische Kaffeehauskette mit weltweitem Engagement
Mit dem letzten Jahreswechsel gab es auch einige Neuerungen im Natur-Aktien-Index (siehe Beitrag unten auf dieser Seite „In eigener Sache“). Der Index wurde um fünf Firmen auf nunmehr 25 erweitert. Eines der neuen Unternehmen ist die Einzelhandelskette Starbucks Corporation. Die 1971 im amerikanischen Seattle gegründete Firma ist „heute weltweit führender Einzelhändler und Röster von Kaffeespezialitäten“, heißt es beim hannoverschen Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug), das die Unternehmensprofile für den Index erstellt.
Das Management stieß offenbar in eine Marktlücke, die es zu nutzen verstand: Inzwischen unterhält Starbucks nach Imug-Angaben mehr als 5.800 Coffee Houses in 25 internationalen Märkten. In den Geschäften werden Kaffee- und Teespezialitäten sowohl zum Mitnehmen als auch im Ausschank angeboten. Starbucks wolle seine Kaffeebars zum „Lebensraum zwischen Arbeit und Wohnung“ machen. Außerdem werden die Produkte via Internet sowie im Lebensmitteleinzelhandel vertrieben.
In Deutschland kooperiert Starbucks mit der KarstadtQuelle AG als „KarstadtCoffee GmbH“. Der Handelskonzern hält daran einen Anteil von 82 Prozent. Die ersten beiden Kaffee-Trinkläden wurden hierzulande im Mai vergangenen Jahres in Berlin eröffnet. Langfristiges Ziel: bundesweit 1.450 Filialen. Der Umsatz ist laut Imug in den letzten fünf Jahren weltweit von 1,3 Millionen Dollar 1998 auf 3,3 Milliarden Dollar 2002 gestiegen. Als Gewinn blieben dem Unternehmen 215 Millionen Dollar (2001: 181 Millionen). Weit mehr als zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftete man in Nordamerika (78 Prozent).
In seiner Branchenuntersuchung erklärt Imug, der Kaffeeanbau sei für viele Produzentenländer „die bedeutendste Gelderwerbsquelle“, denn Kaffee ist das weltweit populärste und meistkonsumierte Getränk, Kaffee mithin der wichtigste gehandelte Rohstoff. Allerdings bekamen die Herstellerländer mit den Überproduktionen 2001 und 2002 – und dem damit einhergehenden Preisverfall – „schwerwiegende Probleme“. Um die Erträge zu steigern und aufgrund des hohen Handelswerts würden im Kaffeeanbau zudem meist Pestizide eingesetzt. Imug: „Das Thema Nachhaltigkeit erlangt in der Branche zunehmend Relevanz.“
In Deutschland erwartet man durch bereits etablierte Kaffeehäuser „eine starke Konkurrenz“, wodurch die hiesigen Expansionspläne „teilweise kritisch bewertet“ werden. Nach einem Jahr auf dem deutschen Markt „können wir ein sehr positives Fazit ziehen“, heißt es demgegenüber in einer Mitteilung der KarstadtCoffee GmbH. Die Joint-Venture-Partner Starbucks und KarstadtQuelle AG „liegen bei der Marktentwicklung voll im Plan und halten weiterhin an ihrem langfristigen strategischen Expansionsvorhaben in Deutschland fest“. Zurzeit gibt es bereits 22 Coffee Houses in der Bundesrepublik – allein 8 findet man inzwischen in Berlin, 5 in Frankfurt, 5 weitere Eröffnungen sind in Vorbereitung, darunter eine im September in Heidelberg.
Seit gut zehn Jahren verpflichtet sich Starbucks zum Erhalt und Schutz der Umwelt, was 1992 in einem „Environmental Mission Statement“ festgehalten wurde. Dabei werden besonders die Bereiche Beschaffung, Abfall, Energieeinsparung und klimaschädliche Emissionen betont. Starbucks versuche beispielsweise Papier einzusparen, Kaffeerückstände zu kompostieren und nehme zudem an einem Programm zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen teil, ermittelte das Imug. In den USA seien dazu eigens „Green Teams“ eingesetzt, die für die Umsetzung der Umweltrichtlinien verantwortlich seien.
Eine Ökobilanz wird seit 2000 erstellt. Zur Förderung des ökologischen Kaffeeanbaus trage das Unternehmen dadurch bei, dass es etwa Biokaffee oder fair gehandelten Kaffee verkaufe. Zulieferer würden eigenen Richtlinien gemäß „belohnt“, wenn sie ein Boden-, Wasser- und Abfallmanagement betrieben, Artenvielfalt (Biodiversität) förderten, erneuerbare Energien einsetzten und chemische Substanzen weit gehend vermieden. Die von Starbucks verkauften Produkte seien „hormonfrei, Kaffee und Tee gentechnisch nicht verändert“, so Imug.
Auch das innerbetriebliche und soziale Engagement sprach für Starbucks als Kandidaten für den Natur-Aktien-Index. So würden allen weltweit 62.000 Beschäftigten (2002) Versicherungsleistungen im Krankheitsfall sowie bei Berufsunfähigkeit geboten. Das Unternehmen unterstützt nach Imug-Angaben außerdem „mexikanische Kleinbauern durch Spenden“ und verhält sich bei Vertragsschließungen „entgegenkommend“. In Deutschland unterstützt Starbucks karitative Einrichtungen. Daneben engagiert sich das Unternehmen beispielsweise auch für zwei Vereine, die Clownsvisiten zur Aufmunterung von Kindern in Krankenhäusern organisieren.
Vor drei Wochen meldete die Starbucks Corp. wachsende Verkaufserlöse. Allein im Juni sei der Gesamtumsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 27 Prozent auf 410 Millionen Dollar gestiegen. Die Analysten von Smith Barney Citigroup haben die an der amerikanischen Nasdaq gehandelten Aktien von Starbucks jüngst als „Top Pick“ bewertet. Das Kursziel liegt laut einer Anfang Juli veröffentlichten Studie bei 29 Dollar. Die Analysten gehen davon aus, dass die Kaffeehauskette weiterhin steigende Umsatzzahlen präsentieren wird. An der Frankfurter Börse pendelte Starbucks in der vergangenen Woche um 24 Euro. Das 52-Wochen-Tief lag bei 18 Euro, das Hoch bei 25,25 Euro. Eine dpa-Analystenstudie sieht ein mittelfristiges Kursziel bei 29 Euro. ANDREAS LOHSE
www.starbucks.com und www.starbucks.de Das Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug) ist der Universität Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Research und Nachhaltigkeitsfonds. Tel. (05 11) 9 11 15-0, www.imug.de
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