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UN-Konferenz zur Biodiversität in CaliWer mit Natur verdient, soll für sie zahlen

Die Staaten wollen einen Vorteilsausgleich für digitale Erbinformationen. Unternehmen, die davon profitieren, sollen in einen Fonds einzahlen.

Eine indigene Frau vom Amazonas auf der COP 16 in Cali. Indigene Gemeinschaften sollen vom Fonds profitieren Foto: Luisa Gonzalez/reuters

BERLIN taz | Die Weltgemeinschaft will einen Fonds einrichten, um die Wertschöpfung aus digital verfügbaren Daten über die Erbinformationen gerecht zu verteilen. Das haben die Mitgliedstaaten der Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) auf der Weltnaturkonferenz im kolumbianischen Cali entschieden.

Dabei geht es um die Nutzung sogenannter Digitaler Sequenzinformationen (DSI) also Datensätze von Erbgut, die in digitaler Form vorliegen. Abhängig von ihrer Größe sollen Unternehmen aus den Sektoren Pharmazie, Lebensmittelproduktion, Kosmetik, Pflanzen- und Tierzucht oder der Biotechnologie 1 Prozent ihrer Gewinne oder 0,1 Prozent ihres Umsatzes in den Fonds einzahlen, wenn sie von der Nutzung digitaler Sequenzinformationen über genetische Ressourcen profitieren. Dies gilt für große Unternehmen, die zum Beispiel drei Jahre hintereinander mehr als 5 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet haben oder einen jährlichen Umsatz von 50 Millionen Dollar überschreiten.

Profitieren sollen vor allem Länder oder Be­woh­ne­r:in­nen des Globalen Südens, in denen sich der Schwerpunkt der weltweiten biologischen Vielfalt befindet. Weitere Kriterien für die Mittelvergabe sind der Stand der nationalen Entwicklung und der Bedarf an Unterstützung, um die biologische Vielfalt zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Vor allem indigene Gemeinschaften, die häufig ein großes Wissen über die Eigenschaften von Tieren und Pflanzen haben, sollen profitieren.

Der Umgang mit DSI war ein zentraler Punkt bei den Verhandlungen, „weil nicht nur die biologischen Ressourcen von Bedeutung sind, sondern auch deren digitalisierte Codierung“, sagt Jens Freitag, Leiter des Leibniz-Instituts für Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. Diese Informationen könnten Innovationen und Fortschritte ermöglichen.

„Bislang zahlen vor allem Regierungen oder Philanthropen für Naturschutzprojekte“, sagt Amber Scholz von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig. „Künftig werden auch Unternehmen, die von der biologischen Vielfalt profitieren, dafür zahlen, die Natur zu erhalten oder wiederherzustellen“.

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5 Kommentare

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  • Ein oder zwei Beispiele wären nett gewesen.

  • Was in D schon lange mit der Kurtaxe funktioniert, sollte eigentlich auch weltweit mit der Umweltdreck- und Ausbeutungsabgabe klappen.



    Vielleicht hätte es aber die Kurtaxe nie gegeben, würden hinter der örtlichen Erholungsindustrie mächtige Wirtschaftskonzerne stecken.

  • "Unternehmen, die davon profitieren, sollen in einen Fonds einzahlen."



    Ein Indiostamm im südamerikanischen Urwald profitiert ebenfalls von der Natur. Nur mal so angemerkt.

  • Man könnte sagen besser als nichts, wenn man ein Lobbyist wäre.

  • Guter Ansatz. Reine Marktwirtschaft, dass wird Lindner freuen.