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US-Hafenarbeiter beenden Streik61,5 Prozent mehr Einkommen

Ein Streik Zehntausender Hafenarbeiter weckte in den USA viele Sorgen. Nach drei Tagen ist der Ausstand vorerst vorbei. Eine Einigung wurde erreicht.

Arbeiter nehmen an einem HafenStreik im Port Newark teil Foto: Eduardo Munoz Alvarez/AP/dpa

New York dpa | Zehntausende Hafenarbeiter an der US-Ostküste haben ihren Streik nach wenigen Tagen gestoppt. Die Laufzeit des aktuellen Vertrages wurde bis zum 15. Januar verlängert, um weiterzuverhandeln, wie die Gewerkschaft ILA mitteilte. Die großflächige Arbeitsniederlegung nur wenige Wochen hätte Sorgen vor Lieferengpässen ausgelöst.

„Der Streik ist vorbei“, sagte der lokale Gewerkschaftschef Scott Cowan in Baltimore dem Sender CBS. Nach seinen Angaben will die Gewerkschaft das Angebot einer Einkommenserhöhung um 61,5 Prozent über die sechsjährige Laufzeit des Vertrages annehmen. Außerdem sollen in den kommen Monaten Maßnahmen ausgehandelt werden, die einen Abbau von Arbeitsplätzen durch Automatisierung verhindern.

Die Arbeiter waren in der Nacht zum 1. Oktober in den Streik getreten. Auch ein neues Arbeitgeber-Angebot mit einer Einkommenserhöhung von nahezu 50 Prozent hielt sie nicht davon ab.

Leere Klopapier-Regale

In den USA löste der Streik Panikkäufe von Toilettenpapier aus. Käufer berichteten auf Online-Plattformen von leeren Regalen oder schwindendem Angebot in großen Läden wie Walmart oder Costco – ganz ähnlich wie zu Beginn der Corona-Krise. Dabei werden mehr als 90 Prozent des in den USA verkauften Toilettenpapiers im Land selbst produziert.

Die US-Regierung rief die Parteien auch zu einer schnellen Einigung und einem Ende des Streiks auf, um das Verderben von in Containern verladenen Nahrungsmitteln zu verhindern. Unter anderem erreicht ein großer Teil der in den USA verkauften Bananen das Land über Ostküsten-Häfen.

Hohe kosten durch Streik

Über die Ostküsten-Häfen wird rund die Hälfte des Containerumschlags im US-Außenhandel abgewickelt. Der Streik Zehntausender Mitglieder der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) dürfte mehrere hundert Millionen Dollar pro Tag gekostet haben. Zudem brauche man pro Streiktag sieben bis zehn Tage, um den Stau in den Häfen abzubauen, sagte etwa der Chef des Logistikers Flexport, Ryan Petersen, dem TV-Sender CNBC. Da der Streik schon seit Monaten absehbar war, bauten viele Unternehmen Vorräte zumindest für einige Wochen auf.

Die ILA-Mitglieder beladen und entladen Schiffe und sind für die Wartung der Hafentechnik zuständig. Die Gewerkschaft verweist auf die Milliardenprofite in der Container-Schifffahrt. Dem „Wall Street Journal“ zufolge verlangte sie in den Verhandlungen ein Einkommensplus von 77 Prozent.

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13 Kommentare

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  • Der moderne Journalismus ist ja in manchen Aspekten schon etwas belustigend: Da ist von einer Einkommenserhöhung von 61,5% über eine Laufzeit von 6 Jahren die Rede. Das wären also ca. 10% pro Jahr mehr.



    Jetzt hätte es den geneigten Leser evtl. interessiert, wie viel ein Betroffener denn eigentlich jetzt so verdient, also in Dollar, nicht in Prozent von irgendwas. Was tue ich also, um das herauszufinden? Ich frage ChatGPT mit den Worten: "Liebes ChatGPT, wie hoch ist der Jahresverdienst eines Hafenarbeiters an der US-Ostküste in US$?"



    Die Antwort lautet (interessanterweise auf Englisch):



    "The salary of a dockworker or longshoreman on the U.S. East Coast varies significantly depending on experience and the amount of overtime worked. Entry-level wages start at about $20 per hour, with more experienced workers earning up to $39 per hour. The average salary for a dockworker is around $53,000 per year. However, those who work a significant amount of overtime can earn over $100,000 annually, with some top earners making $200,000 or more​ (Salary.com)​(BTimes Online)."

    • @Aurego:

      Und wie sieht es mit der "anderen Seite" aus? Wieviel $ streichen denn die Aktionäre oder die Top-Manager ein?

      • @Perkele:

        Finden Sie es heraus und berichten es uns!

        • @Aurego:

          Das ist nicht meine Aufgabe. Ich verstehe das als Anregung, nicht immer nur die eine Seite zu betrachten. So etwas gehört m.E. in eine Reportage hinein!

          • @Perkele:

            Wenn Sie es nicht recherchieren, werden wir es wohl nicht erfahren.



            Was soll das überhaupt heißen, das sei nicht Ihre Aufgabe? Ich hatte es doch gerade als Ihre Aufgabe definiert, wenn Sie schon meinen, es als Argument beisteuern zu wollen, obwohl es mit dem eigentlichen Thema kaum etwas zu tun hat.

            • @Aurego:

              Ach so!? Wenn Sie das also definieren, dann muss ich das machen!? Was ist das denn für ein Argument? Und wieso hat es mit dem eigentlichen Sachverhalt nichts zu tun? Eine sehr merkwürdige Auffassung....

              • @Perkele:

                Es HAT nichts mit dem besprochenen Sachverhalt zu tun, denn weder präzisieren Sie, welche Aktionäre und Top-Manager welcher Firmen Sie meinen, noch, was das genau mit der Arbeit in Häfen zu tun hat.



                Wenn Sie also meinen, mit Whataboutism argumentieren zu müssen, sollten Sie wenigstens Daten und Fakten parat haben, die dies rechtfertigen.

    • @Aurego:

      Danke - ja - zum Jagen tragen - ist im landläufig eingerissenen Journaille‘ismus! Gellewelle&Wollnichtwoll



      Kategorie “Da kannste deine Fische in einwickeln!“ ©️ Dick Brown Inc.



      Hägar der Schreckliche -



      "Hägar, was tunkst du da in dein Bier?" Hägar: "Honigkuchen!" Wirt. " Mann, Hägar, du bist wirklich ein Barbar!"



      So in etwa! Wollnich ( by heart - Schokoladen-Eclair;)

  • 61%? Da haben sie vermutlich vorher so gut wie gar nichts verdient?! Wäre interessant gewesen, in dem Artikel auch etwas über die Verhältnisse vor Ort zu erfahren. Hinter so massiven Lohnsteigerungen steckt ja wohl etwas.

    • @Jalella:

      Sind 8,2% pro Jahr. Sicherlich viel aber die Inflation in den USA ist auch nicht niedrig. Hafenarbeiter werden in den USA sehr gut bezahlt und haben viel weniger Abgaben als in Deutschland.

    • @Jalella:

      Jung! Immer eins im Sinn!



      “I weiß zwar nix davon ab!



      Aber je schneller i schreib⌨️



      Je ehr bin i ferti!“ woll



      Pfuiati! - 🙀🥳 -

  • geht doch!

    • @Usch Bert:

      …anschließe mich & hat the dockers -



      Tradition - gern auch der anderen Art!



      Meyer-Lansky - der einzige Mafia-Boss der im Bett starb - sorgte gern via seinen Einfluss bei den Dockern NY dafür - daß nach Nahost bestimmte Waffenlieferungen regelmäßig im Hafenwasser landeten.