Lektionen der Woche: Steigbügelhalter der Bösartigkeit
Andi Scheuer ist richtig sauer, der Wald kaputt und Björn Höcke schlecht fürs Hufeisen. 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben.
1 Der Andi ist gut zu reizen
Es war zu absurd, um wahr zu bleiben. Ex-Verkehrsminister und 243-Millionen-Euro-Maut-Verschwender Andreas Scheuer (CSU) sollte Rechnungsprüfer im Passauer Stadtrat werden. Als in der entscheidenden Sitzung zwei Stadträte deshalb von einer „Bankrotterklärung“ sprachen, reagierte Scheuer empört, er sei „menschlich schwer enttäuscht“. Auf Instagram wütete er weiter. „Es reicht“, war sein Post überschrieben. Ein „abgekartetes Spiel“ sei das, Medien hätten sich zum „Steigbügelhalter der Bösartigkeit“ gemacht. Scheuer kündigte seinen Rückzug aus dem Stadtrat an. Es gab in den vergangenen Wochen bedauernswertere Rücktritte.
2 Höcke ist schlecht fürs Hufeisen
Als „Steigbügelhalter“ für die etablierten Parteien bezeichnete AfD-Chefin Alice Weidel ihre Populistenkollegin und BSW-Namensgeberin Sahra Wagenknecht im Welt-TV-Duell. Davon abgesehen umgarnte sie Wagenknecht teils recht ungeniert. Eine gemeinsame Front gegen den Rest da oben, das wäre doch was. Wagenknecht war dagegen aggressiver, griff die AfD beim Thema Migration deutlich an, also eigentlich nur Björn Höcke. „Ich will nicht, dass so ein Mann Macht bekommt.“ Die AfD sei ja sonst „eine differenzierte Partei“. Brandmauer geht anders.
3 Wald ist schlecht fürs Klima
Der deutsche Wald wird zum Klimakiller. Laut Bundeswaldinventur wächst zwar die Waldfläche, durch Schädlinge, Stürme und Trockenheit sterben aber so viele Bäume und geben dabei gespeichertes CO2 ab, dass der Wald heute zur Kohlenstoffquelle geworden ist. Damit helfe der Wald „nicht mehr in dem Maße zum Erreichen der Klimaziele, wie wir es gewöhnt waren“, so Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).
4 Hunde sind gut für Kommunen
Auch schlecht fürs Klima: Hunde. Sie verursachen im Schnitt pro Jahr eine Tonne CO2, etwa so viel wie ein Mittelstreckenflug. Immerhin spülen die rund 10,5 Millionen deutschen Hunde immer mehr Geld in die klammen Kassen. Die Einnahmen aus der Hundesteuer sind so hoch wie noch nie. 421 Millionen Euro haben die Kommunen 2023 eingenommen, vor zehn Jahren waren es noch 299 Millionen. So leisten die kläffenden Racker wenigstens einen kleinen Dienst für die Gesellschaft.
5 Trump ist gut zu Putin
Einen Freundschaftsdienst hat 2020 Donald Trump Russlands Präsidenten Wladimir Putin erwiesen. Der damals noch nicht Ex-Präsident der USA schickte dem damals noch nicht die Ukraine überfallen habenden Putin Coronatests für den Privatgebrauch. Das schreibt der US-Journalist Bob Woodward in seinem neuen Buch. Der Kreml bestätigte es nun. Laut Woodward soll Putin Trump aber um Geheimhaltung gebeten haben: „Ich möchte nicht, dass du es jemandem erzählst, denn dann werden die Leute wütend auf dich sein, nicht auf mich.“ (pw)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Human Rights Watch zum Krieg in Gaza
Die zweite Zwangsvertreibung
Nominierungen für Trumps Kabinett
Schockwellen selbst bei Republikanern