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Boyle der Woche„Will nicht bei Harris einbrechen“

Bis zur US-Präsidentschaftswahl befragt die taz den Autor T.C. Boyle jede Woche zur Lage in seinem Heimatland. Dieses Mal geht es um das Waffenrecht.

T. C. Boyle Foto: Peter Hassiepen
Stefan Hunglinger
Interview von Stefan Hunglinger

taz: Mister Boyle, haben Sie eigentlich eine Waffe zu Hause?

T.C. Boyle: Habe ich. Sie ist ausschließlich dazu da, Dinge im Haus zu jagen, wie Ratten und Kakerlaken.

taz: Kamala Harris hat kürzlich zugegeben, dass sie eine Waffe hat und einen Einbrecher erschießen würde. Wie finden Sie das?

Boyle: Da ich nicht die Absicht habe, in ihr Haus einzubrechen – ich weiß nicht einmal, wo sie wohnt –, ist das für mich in Ordnung. Ich bin der Meinung, dass ihr Waffenbesitz sie dazu qualifiziert, sich zu diesem Thema sachkundig zu äußern. Interessant ist, dass ihr Gegner im Präsidentschaftswahlkampf seine Waffen abgeben musste, weil er ein verurteilter Verbrecher ist.

taz: Kann sich Kamala Harris so überhaupt noch glaubwürdig für schärfere Waffengesetze einsetzen?

Boyle: Umso mehr! Tatsache ist, dass jeder in dieser Gesellschaft, ob psychisch instabil oder nicht, leichten Zugang zu allen Waffen hat, die er oder sie haben möchte, wie wir an den wöchentlichen Massenschießereien hier sehen. Jede vernünftige politische Entscheidungsträgerin wird handeln, um diesen Zugang einzuschränken und dafür sorgen, dass die bestehenden Gesetze durchgesetzt werden. Natürlich wünsche ich ihr, wie im vorigen Satz erwähnt, viel Glück dabei.

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5 Kommentare

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  • "Ich bin der Meinung, dass ihr Waffenbesitz sie dazu qualifiziert, sich zu diesem Thema sachkundig zu äußern."

    Interessante Einstellung. Kann eigentlich nur ein Ami so äußern. Jeder amerikanische Bürger hat (leider) das Recht, eine Waffe zu tragen. Dass ihn das "sachkundig" beim Thema, wann er sie benutzen darf/soll macht, halte ich für ein Gerücht.

    Ich mag TC Boyles Romane sehr, aber das hier halte ich für gequirlten Mist.

  • Knarre gegen Kakerlaken!? :o



    Das war mir neu.

  • T.C. Boyle: *... wie wir an den wöchentlichen Massenschießereien hier sehen.*

    Als ich davon vor einem Jahr das erste Mal hörte, wollte ich das zunächst gar nicht glauben, dass es in den USA tatsächlich wöchentliche Massenschießereien gibt. Ein paar US-Amerikaner haben mir das dann aber bestätigt, dass Massenschießereien seit einiger Zeit schon zur Normalität in den USA gehören und deshalb kaum noch darüber in den Medien berichtet wird. Die US-Bürger müsste man endlich mal 'zwangsentwaffnen', aber das wird wohl kein Präsident jemals schaffen; auch wegen diesem uralten und unsinnigen Artikel zur Verfassung, denn der garantiert den Besitz und das Tragen von Schusswaffen jedem US-Bürger.

  • Kleine Anmerkung zu dem zitierten Satz von Kamala Harris: "He will be shot" kann auch bedeuten "Man wird auf ihn schießen" (sagt jedenfalls Google Translate). Harris hat diesen Satz in einem eher scherzhaften Ton gesagt; das läßt darauf schließen, daß sie nicht wirklich vorhat, einen Einbrecher zu töten, und es ihren Schießkünsten auch nicht zutraut.

    • @Ulrich Hartmann:

      Frau Harris sagte auch, dass ihr Ziel sei die, dass die US-Army die "most lethal fighting force in the world" sein soll. Völlig scherzbefreit!