+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel greift Hisbollah in Beirut an
Durch einen israelischen Angriff sterben mindestens acht Menschen in Beirut, darunter ein Hisbollah-Kommandant. Die Hisbollah hatte zuvor 140 Raketen abgefeuert.
Tote nach Israels Angriff auf Hisbollah in Beirut
Trotz weltweiter Aufrufe zur Zurückhaltung setzen Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz ihre gegenseitigen Angriffe fort. Damit wächst die Sorge, dass die Kämpfe sich zu einem umfassenden Krieg sowie zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnten.
Israelische Kampfflugzeuge griffen nach Armeeangaben ein Ziel in Libanons Hauptstadt Beirut an. Der Angriff soll israelischen Medienberichten zufolge dem hochrangigen Kommandeur der Hisbollah, Ibrahim Akil, gegolten haben.
Nach Angaben der libanesischen Regierung gab es acht Tote und 59 Verletzte.
Kurz zuvor hatte die militant-islamistische Hisbollah den Norden Israels mit 140 Raketen bombardiert. Darauf reagierte Israel zunächst mit dem Beschuss von Hisbollah-Infrastruktur im Süden des Libanons, bevor dann auch Beirut angegriffen wurde.
Nach Angaben aus Hisbollah-Kreisen soll Akil getötet worden sein. Bei ihm handelt es sich um den „zweithöchsten Kommandeur“ nach dem im Juli bei einem gezielten israelischen Angriff getöteten Militärchef Fuad Schukr. Akil gehört zu den Gründungsmitgliedern der Hisbollah und wirkte insbesondere im militärischen Flügel der schiitischen Organisation. Die USA hatten auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von sieben Millionen Dollar (6,27 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt. (dpa/afp/rtr/ap/taz)
Israelische Soldaten stoßen leblose Körper von Dächern
Israelische Soldaten haben bei einem Militäreinsatz im besetzten Westjordanland drei offenbar leblose Körper von Dächern gestoßen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AP beobachtete die Szene. Sichtbar war sie zudem in Videoaufnahmen, in deren Besitz die AP gelangte. Der Vorfall ereignete sich am Donnerstag in der Stadt Kabatija. Drei Soldaten sollen daran beteiligt gewesen sein.
Es handele sich um einen ernsten Vorfall, der im Widerspruch stehe zu den Werten des Militärs und den Erwartungen an die Soldaten, teilten die israelischen Streitkräfte mit. „Der Vorfall wird geprüft.“ Eine formelle Untersuchung wurde zunächst aber nicht eingeleitet. Bis Freitag blieb unklar, wo die heruntergeworfenen Leichen hingebracht wurden und um wen es sich bei den Toten handelte. (ap)
Israel hat gezielten Angriff in Beirut ausgeführt
Das israelische Militär hat am Freitagnachmittag erklärt, es sei ein gezielter Angriff in Beirut ausgeführt worden. Details werden nicht genannt. Zwei Quellen in Sicherheitskreisen sagen Reuters, der Angriff habe sich gegen Einrichtungen der Hisbollah im Süden der libanesischen Hauptstadt gerichtet.
Zuvor war gemeldet worden, dass über der libanesischen Hauptstadt eine dichte Rauchwolke aufsteigt. Der Süden Beiruts ist eine der Hochburgen der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz.
Augenzeugen zufolge soll der Angriff einem Ziel in einem südlichen Vorort Beiruts gegolten haben. Es seien zwei Explosionen zu hören gewesen sein.
„Mein gesamtes Haus hat gebebt“, berichte eine Bewohnerin der Deutschen Presse-Agentur. Auf den Straßen herrschte Panik. Mehrere Krankenwagen waren im Einsatz. Der Fernsehsender der Hisbollah, Al-Manar, berichtete von Verletzten, darunter sollen auch Kinder sein.
Israels Armee hatte zuvor eigenen Angaben zufolge rund 140 Geschosse aus dem Libanon registriert. (rtr/dpa/taz)
Hisbollah meldet Raketen-Angriff auf Israel
Die radikal-islamische Hisbollah hat eigenen Angaben zufolge am Freitag sieben israelische Ziele mit Katjuscha-Raketen angegriffen. Laut israelischem öffentlichem Rundfunk wurden etwa 150 Raketen aus dem Südlibanon auf Israel abgeschossen. Nach Angaben der israelischen Ambulanz lagen Berichte über Opfer zunächst nicht vor. (rtr/taz)
Israel greift rund hundert Hisbollah-Ziele an
Nach den massiven Explosionswellen im Libanon hat Israel lauteigenen Angaben zahlreiche Angriffe auf Waffensysteme der Hisbollah-Miliz im Nachbarland ausgeführt. Die seit Donnerstagnachmittag erfolgten Luftangriffe trafen „rund hundert Raketenwerfer“, die bereit waren, „sofort für den Beschuss von israelischem Gebiet eingesetzt zu werden“, wie es in einer Mitteilung der israelischen Armee hieß. Unterdessen erklärten US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dass eine diplomatische Lösung des Konflikts weiterhin möglich sei.
„Niemand hat Interesse an einer Eskalation“, sagte Macron in einer an das libanesische Volk gerichteten Videoansprache, die in den Online-Medien veröffentlicht wurde. Frankreich stehe an der Seite des Libanon. Er rief die politische Führung in Beirut dazu auf, einen Krieg zu verhindern. „Der Libanon kann nicht mit der Angst vor einem bevorstehenden Krieg leben“, sagte er. „Wir müssen dieses Schicksal ablehnen“
Macron telefonierte laut Angaben des Präsidialamtes am Donnerstag mit dem libanesischen Regierungschef Nadschib Mikati, dem Parlamentsvorsitzenden Nabih Berri und Armeechef Joseph Aoun. Zudem habe Macron mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, rief die Hisbollah zur Einstellung ihrer „terroristischen Angriffe“ auf Israel auf. Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah könnte die Angriffe auf Israel stoppen – „und ich garantiere Ihnen, dass wir in diesem Fall Israel die Notwendigkeit klarmachen würden, sich seinerseits ruhig zu verhalten“, sagte Miller am Donnerstag in Washington.
Solange die Hisbollah aber ihre Angriffe fortsetze, „wird Israel selbstverständlich militärische Maßnahmen zur Verteidigung ergreifen“, sagte Miller. Die USA setzten sich weiterhin bei allen Parteien dafür ein, den Konflikt nicht zu eskalieren und die Spirale der Gewalt nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Am Ende dieser Bemühungen solle eine Waffenruhe im Gazastreifen erlangt werden. Die Sprecherin des Weißen Hauses sagte: „Eine diplomatische Lösung ist die beste Option.“ Präsident Biden halte diese für möglich.
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem am Dienstag und Mittwoch hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz zeitgleich explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden 37 Menschen getötet und fast 3000 verletzt. Die Hisbollah macht Israel verantwortlich und drohte Vergeltung an. Nasrallah räumte am Donnerstag einen „schweren Schlag“ gegen seine Miliz ein. Israel habe mit den Explosionen „alle roten Linien überschritten“, erklärte er in einer Fernsehansprache.
Auch die Schutzmacht der Hisbollah, der Iran, drohte Israel mit einer „vernichtenden“ Reaktion. „Solche terroristischen Akte, die zweifellos auf die Verzweiflung und die wiederholten Misserfolge des zionistischen Regimes zurückzuführen sind, werden bald mit einer vernichtenden Antwort der Widerstandsfront beantwortet werden“, erklärte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, laut iranischen Staatsmedien in einer Nachricht an Nasrallah.
Als „Widerstandsfront“ oder „Achse des Widerstands“ versteht sich eine militärische Koalition gegen Israel bestehend aus dem Iran und seinen regionalen Verbündeten, darunter die Hisbollah, die islamistische Palästinenserorganisation Hamas und die jemenitischen Huthi-Rebellen.
Die israelische Armee bekräftigte unterdessen ihre Entschlossenheit, „weiterhin die Infrastruktur (…) der Hisbollah zu zerstören, um den Staat Israel zu verteidigen“. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hatte erklärt, der Krieg verschiebe sich für Israel in Richtung Norden, also Richtung Libanon. Ziel sei es, den vor den Angriffen der Hisbollah geflohenen Bewohnern Nordisraels eine Rückkehr zu ermöglichen. Israel nahm bisher keine Stellung zu den Explosionswellen, für die es verantwortlich gemacht wird.
Der libanesischen Vertretung bei den Vereinten Nationen zufolge wurden die Kommunikationsgeräte der Hisbollah mit Sprengstoff versehen, bevor sie in das Land gelangten. „Erste Untersuchungen haben ergeben, dass die betroffenen Geräte professionell mit Sprengsätzen präpariert wurden, bevor sie in den Libanon gelangten, und dass sie durch das Senden von E-Mails an die Geräte zur Explosion gebracht wurden“, heißt es in einem Schreiben der Vertretung an den UN-Sicherheitsrat, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Die israelischen Angriffe seien „in ihrer Brutalität beispiellos“ und gefährdeten die diplomatischen Bemühungen um eine Ende des Konflikts im Gazastreifen und im Süden des Libanon, hieß es weiter.
Auf Antrag Algeriens hat der UN-Sicherheitsrat für Freitag eine Dringlichkeitssitzung einberufen, an der auch der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib teilnehmen soll, wie diplomatische Quellen AFP mitteilten. (afp)
Herkunft der detonierten Hisbollah-Pager weiter unklar
Im Zusammenhang mit der Frage nach der Herkunft der im Libanon explodierten Pager der Hisbollah-Miliz hat die taiwanische Staatsanwaltschaft Ermittlungen im Umfeld von möglichen Herstellerfirmen eingeleitet. Zwei Personen, darunter der Chef der Firma Gold Apollo, Hsu Ching-kuang, wurden mehrfach als Zeugen befragt, wie taiwanische Ermittler am Freitag mitteilten. Gold Apollo geriet in den Fokus nach dem die „New York Times“ berichtet hatte, Israel habe Sprengstoff in eine Lieferung von Pagern des Unternehmens eingebaut.
Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge wurden Hsu und eine Frau von einer weiteren Firma am Donnerstag mehrfach befragt und anschließend entlassen. Die Ermittler würden „so schnell wie möglich klarstellen“, ob taiwanische Firmen in die Explosionen involviert waren oder nicht, teilte das von der Staatsanwaltschaft beauftragte Ermittlungsbüro mit.
Taiwanischen Medien zufolge hat die befragte Frau, Wu Yu-jen, Verbindungen zur Firma BAC Consulting KFT. Wu soll demnach eine Firma namens Apollo Systems in Taipeh aufgebaut haben. BAC hatte die Pager, die später im Libanon explodierten, hergestellt, wie Gold Apollo nach dem Bericht der „New York Times“ am Mittwoch erklärte. Gold Apollo habe eine „langfristige Partnerschaft“ mit der in Budapest ansässigen BAC aufgebaut, um seine Marke zu verwenden, hatte das Unternehmen mitgeteilt.
Das in den Medienberichten erwähnte Modell werde „von BAC hergestellt und verkauft“. Ein Sprecher der ungarischen Regierung erklärte daraufhin, BAC verfüge über keinerlei Niederlassung in Ungarn. Die Chefin des Unternehmens bestritt ebenfalls, die Geräte hergestellt zu haben und erklärte, lediglich als Zwischenhändlerin zu arbeiten
Dem taiwanischen Ermittlungsbüro zufolge wurden in Taipeh zudem vier Räumlichkeiten untersucht, die sich in Stadtvierteln befinden, in denen Gold Apollo und Apollo Systems ansässig sind.
Auch in Bulgarien gibt es Ermittlungen im Zusammenhang mit den Pagerexplosionen. Der Geheimdienst untersucht laut eigenen Angaben die mögliche Verwicklung einer im Land ansässigen Firma.
Bei der gleichzeitigen Massenexplosion hunderter Pager in Hisbollah-Hochburgen im Libanon waren am Dienstag mindestens zwölf Menschen getötet und weitere 2800 verletzt worden. Die Hisbollah machte Israel für den mutmaßlichen Angriff verantwortlich. Analysten zufolge hat Israel die Geräte vor der Auslieferung präpariert, so dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt explodieren konnten. Die Hisbollah verwendet aus Sicherheitsgründen Pager für die interne Kommunikation. (afp)
US-Fluglinie streicht Direktflüge von New York nach Tel Aviv
Aufgrund der Spannungen in der Region verlängert die US-Fluglinie Delta die Aussetzung ihres direkten Flugverkehrs zwischen den USA und Israel bis Ende des Jahres. Delta-Flüge zwischen dem New Yorker Flughafen JFK und Tel Aviv würden bis zum 31. Dezember „aufgrund anhaltender Konflikte in der Region“ pausiert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Dies bedeute, dass es zwischen den USA und Israel keine direkten Flüge mehr gebe, bestätigte Delta gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Ursprünglich war die Verbindung bis Ende Oktober ausgesetzt worden. Auch die Lufthansa hatte angesichts der weiter eskalierenden Gewalt in Nahost ihren Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran am Donnerstag verlängert, allerdings nur bis zum kommenden Dienstag. Auch der Lufthansa-Flugstopp für die libanesische Hauptstadt Beirut war bis zum 26. Oktober verlängert worden. Air France setzte seine Flüge nach Beirut und Tel Aviv zunächst bis zum heutigen Freitag aus. (afp)
Israel hebt im Norden Ausgangsbeschränkungen auf
Israel hat die am Vortag verhängten Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen für mehrere Ortschaften im Norden des Landes und auf den besetzten Golanhöhen wieder aufgehoben. Dies teilt das Militär mit. Die Einschränkungen waren verhängt worden, nachdem das israelische Militär am Donnerstagnachmittag eine intensive Angriffswelle gegen Stellungen der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons gestartet hatte.
Dies hatte die Sorge vor einer massiven Eskalation des seit Monaten andauernden gegenseitigen Beschusses an der Grenze verstärkt. Nach Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen im vergangenen Oktober hatte die mit der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation verbündete Hisbollah immer wieder Ziele in Israel beschossen. Israel reagierte mit Gegenangriffen. (rtr)
Großbritannien fordert sofortigen Waffenstillstand zwischen Israel und Hisbollah
Der britische Außenminister David Lammy fordert einen sofortigen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah. „Wir sind uns alle sehr, sehr einig, dass wir eine politische Verhandlungslösung wollen, damit die Israelis in ihre Häuser in Nordisrael und die Libanesen in ihre Häuser zurückkehren können“, sagte Lammy nach einem Treffen mit den Außenministern aus Frankreich, den USA und Italien in Paris.
Zuvor hatte die Sprecherin des Weißen Hauses in Washington, Karine Jean-Pierre erneut vor einer Eskalation der Situation gewarnt. Am späten Donnerstagabend hatten israelische Kampfjets nach eigenen Angaben Ziele der Hisbollah im Südlibanon bombardiert und Hunderte von Raketenwerfern zerstört.
Laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden 52 Bombeneinschläge im gesamten Südlibanon registriert. Nach Informationen aus libanesischen Sicherheitskreisen handelte es sich dabei um die schwersten Luftangriffe seit Beginn des Konflikts im Oktober. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück