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Teuerung unter VorkrisenniveauInflation, aber normal

Im September sank die Geldentwertung auf 1,6 Prozent – so niedrig wie vor Beginn der Teuerungswelle. Energie verbilligte sich sogar gegenüber August.

Vor allem für Energie mussten Verbraucher im September 2024 deutlich weniger zahlen als im August Foto: Jochen Tack/imago

Berlin dpa/taz | Die Inflation in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gefallen. Im September lagen die Verbraucherpreise nur noch um 1,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Niedriger war die Teuerungsrate zuletzt im Februar 2021. Vor allem für Energie mussten Verbraucher im September deutlich weniger zahlen als im August (minus 7,6 Prozent), während die Preise für Lebensmittel leicht zulegten und sich Dienstleistungen verteuerten.

Dass die Inflation weiter zurückgeht, wird der Kaufkraft der privaten Haushalte zugutekommen. „Seit dem zweiten Quartal haben die Reallöhne wieder das Niveau von vor der Energiekrise erreicht; jeder weitere Zuwachs ist nun ein wirkliches Plus in den Portemonnaies der Verbraucher*innen“, sagte Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin Konjunktur im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, der taz. „Auch psychologisch dürften die sich stetig verringernden Inflationsraten die Haushalte zuversichtlicher stimmen. Das wird die Kauflaune der Kon­su­men­t*in­nen wohl ankurbeln, was die anstehende Erholung der deutschen Wirtschaft stützen dürfte.“

Schon in den vergangenen Monaten hat sich der Preisauftrieb deutlich abgeschwächt. So lag die Inflationsrate im August bei 1,9 Prozent nach 2,3 Prozent im Juli. Die viel beachtete Kerninflation ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel ging leicht zurück von 2,8 auf 2,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat August blieben die Verbraucherpreise unverändert.

Weitere Entspannung erwartet

Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflation weiter sinkt. In ihrem kürzlich veröffentlichten Herbstgutachten rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,2 Prozent – nach 5,9 Prozent 2023. Im kommenden Jahr werde die Inflation dann nur noch bei 2,0 Prozent liegen.

Der Rückgang der Inflation hat bisher aber nicht die Konsumlaune der Verbraucher angekurbelt. Laut jüngstem GfK-Konsumklimaindex verharrte die Stimmung im September auf sehr niedrigem Niveau.

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6 Kommentare

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  • Jau...die Märchenstunde geht weiter. Einfach den Bereich so legen, dass es passt. Wenn sich zB innerhalb von 2 Jahren der Preis für eine Packung Blindnieten verdoppelt hat, ist das eine Inflation von 50% im Jahr, JEDER der ZB bei Amazon öfter das Gleiche kauft stellt das bei ALLEN Produkten fest. Wenn man dann hört, nönö es sind nur 2% kann man die WAND hochgehen. SO werden Menschen mürbe gemacht.

    • @Mohammed Wasiri:

      Die Preise bei amazon sind sicherlich eine gute Vergleichsreferenz, aufgrund der Größe des Anbieters.

      Allerdings würde ich solche Anbieter generell nicht empfehlen: die kurzfristigen Vorteile für den Kunden werden durch mittelfristige Nachteile nicht aufgewogen: Verlust des Einzelhandels vor Ort, Verlust von besser qualifizierten Arbeitsplätzen als in diesem Versandhandel, Verlust von Steuereinnahmen, und vor allem eine unglaubliche Marktkonzentration.

      Als die ersten Kaufhäuser in den Städten eröffnet wurden, welche die Kleinen durch Preiskampf brachen, wurde bereits gewarnt, dass die Kaufhäuser die Preise massiv heben würden, sobald sie die Konkurrenz in den Bankrott getrieben hätten

      Diesselbe Warnung muss man heute aussprechen, nur in viel größeren Maßstäben. Dieser Prozess ist schleichend, aber deswegen nicht weniger destruktiv

      Deswegen sind Ihre Beobachtungen, wenn auch im Moment vlt der Inflation geschuldet, nur der Anfang einer weitergehenden Preisspirale, sobald es ersteinmal kein geschlossenes Netz an Einzelhandel gibt, so meine Vermutung.

      • @Werner2:

        Ihrer Einschätzung hätte 1981 noch zugestimmt. Leider gibt es keinen kleinen Einzelhandel mehr , da dieser einen VERTRAG mit einem ZULIEFERER schliessen muss. Es ist ja nicht so, dass der Händler bei "Nieta" anruft und 1 Paket Nieten bestellt. Heute ist es so, dass der Händler sein Ladenlokal zur Verfügung stellt, und vom Grosshändler alles aufgefüllt bekommt. Da kann er nix machen, und beim Preis schon gleich gar nicht.

  • "Der Rückgang der Inflation hat bisher aber nicht die Konsumlaune der Verbraucher angekurbelt. Laut jüngstem GfK-Konsumklimaindex verharrte die Stimmung im September auf sehr niedrigem Niveau."

    Wie auch, der Rueckgang der Inflation ist ja auch Folge der miesen Konsumlaune und den schlechten wirtschaftlichen Bedingungen. Ein Steigen der Inflation bewegt zum Konsum, da der Kauf zum spaeteren Zeitpunkt teurer waere.

  • Tolle Nachrichten! Wann kann ich dann damit rechnen, meine Lebensmittel im Supermarkt wieder zu den Preisen vor 3,5 Jahren einzukaufen?

    Ach, das geht doch nicht? Doch nicht so tolle Nachrichten?

    • @Werner2:

      Is wie mit den Arbeitslosen und allen anderen Zahlen: Seitdem die Menschen "Statistikhörig" gemacht wurden, werden bei jeder Berechnung einfach die Bezugsgrössen diametral verändert OHNE es dazuzuschreiben.