Spitzenspiel in der Männer-Bundesliga: Rückkehr der Energie
Der FC Bayern hat sich schnell wieder Respekt erarbeitet. Leverkusen versteift sich beim 1:1 auf das Abriegeln des eigenen Strafraums.
Um das hervorzuheben, genügt fürs erste ein kurzer Rückblick. Vor einem Jahr trafen Bayern und Bayer ebenfalls früh in der Saison aufeinander, auch damals endete die Partie mit einem Remis (2:2), und doch sind die beiden Spiele nicht miteinander zu vergleichen. Im September 2023 überrannten die Münchner den Gegner in der Anfangsviertelstunde, konnten das Niveau aber nicht halten.
Wie in den Spielen davor und auch hinterher so oft, gab es beim Rekordmeister einen unerklärlichen Leistungsabfall zu beklagen. Gegen Spitzenmannschaften wie Leverkusen, aber eben auch gegen Teams, die jahrelang Sorge hatten, gegen die Bayern unterzugehen – und oft genug auch untergegangen sind.
Das Duell am Samstag galt deshalb als Prüfstein für die Mannschaft, für den Trainer nach einem famosen Saisonstart mit 29 Toren in sieben Pflichtspielen – allerdings meist gegen Vereine, die schon früher des Öfteren untergegangen sind gegen den FC Bayern. Vielleicht hat Leverkusen, womöglich auch der Rest der Bundesliga, darauf gehofft, dass bei den Münchnern die Angst zurückkehren könnte, wenn etwas Unvorhergesehenes, Ungeplantes passiert.
Vollgas und Glaube
In den Minuten nach der Bayer-Führung durch Robert Andrich, dem ein von Aleksander Pavlović unnötig verursachter Eckball vorausgegangen war, zum Beispiel. Aber die Bayern unter Kompany, das hat dieses Duell gezeigt, sind nicht mehr die Bayern der vergangenen Saison, sondern spielen eher wie die alten Bayern, die, die zehn Jahre lang mehr oder weniger deutlich die Bundesliga beherrscht hatten. Der größte Unterschied zum vergangenen Jahr, sagte Alonso, sei „die Energie“ bei den Bayern. „Sie geben Vollgas und glauben an sich.“
Die Reaktion auf den Rückstand war die, die man viele Jahre gewohnt war vom Rekordmeister. Nur acht Minuten später fiel das 1:1, durch Pavlović. Sportvorstand Max Eberl sprach von einem „Ausrufezeichen“, das die Mannschaft „mit der Art, wie sie Fußball gespielt hat“, setzte. Dass es bei diesem einen Treffer blieb, hat wiederum mit Leverkusen zu tun, das anders als in den Spielen zuletzt mit einer aufmerksamen Defensivleistung überzeugte.
„Herausragend“ sei die Abwehrarbeit gewesen, findet Bayer-Kapitän Granit Xhaka. Mit dem Ball allerdings, gab er zu, „hätte man mehr machen können“. Aber dafür hätten sie den Ball öfters haben müssen. Leverkusen brachte es nur auf gut 30 Prozent Ballbesitz und schoss zweimal aufs Tor, die Münchner dagegen 18 Mal.
Sich gegen die Offensive der Bayern mit konsequentem Abriegeln zu helfen, ist ein probates Mittel. Dass sich nun aber jene Mannschaft, die selbst über ein beachtliches Angriffspotential verfügt und von sich behaupten kann, auf Augenhöhe mit den Münchnern zu sein, darauf reduziert, bedeutet nichts Gutes für die Bundesligasaison, zumindest nicht, wenn man auf einen ähnlichen Verlauf hofft wie im vergangenen Jahr.
Neues Selbstbewusstsein
„Die Freude, wie wir auftreten, die Akribie, mit der wir verteidigen, wie wir gegen den Ball agieren, den Ball zurückerobern wollen, das macht was mit dem Gegner“, sagte Eberl. Es wäre übertrieben zu behaupten, der Meister hätte sich einschüchtern lassen von den dominanten Bayern. Aber dass er nicht sein Spiel durchdrückte, sondern vor allem auf den Gegner reagierte, sagt viel aus.
Innerhalb von ein paar Wochen scheint es dem FC Bayern gelungen zu sein, sich den im vergangenen Jahr verloren gegangenen Respekt zurückzuholen. Kompany hat der Mannschaft nicht nur einen neuen Spielstil verpasst, sondern auch Selbstbewusstsein und Disziplin.
Er findet offensichtlich den richtigen Ton im Umgang mit den Spielern, zumindest loben alle seine Kommunikation, seine Ansprache. Etwas detaillierter wurde am Samstag Innenverteidiger Min-Jae Kim, der mit seinem Kollegen Dayot Upamecano bei den wenigen Vorstößen der Leverkusener über die Mittellinie souverän klärte. Kompany, sagte der Südkoreaner, erkläre „noch viel konkreter“, was er wolle.
Konkreter als Thomas Tuchel also, unter dem Kim, einst als bester Verteidiger der italienischen Serie A ausgezeichnet, in seinem ersten Bayern-Jahr von einer Unsicherheit in die nächste getaumelt war. Kompany ist wohl so konkret, dass Kim kapiert, was er machen soll. Der Trainer habe ihm zum Beispiel erklärt, sagte der Verteidiger, dass er den Abstand zu seinem Gegenspieler verringern müsse. Klingt doch ziemlich einfach.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar