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Klauen, Bedrängen, ProvozierenWie die AfD ein Volksfest stört

Beim Bohtfelder Herbstmarkt in Hannover war die AfD nach Fehlverhalten im Vorjahr ausgeladen. Trotzdem bedrohten ihre Anhänger Teilnehmer:innen.

Für manche klingt der Slogan der niedersächsischen AfD durchaus bedrohlich Foto: Julian Stratenschulte/dpa

B unt und vielfältig: Am vergangenen Wochenende fand der 27. Bothfelder Herbstmarkt in Hannover statt. Die Eröffnungsrede hielt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), zu dessen Wahlkreis Bothfeld gehört. Danach boten Vereine und Organisationen aus dem Stadtteil Kunst und Kultur an. An den zwei Tagen wechselten sich bei dem Straßenfest Rock und Pop mit Jazz und Swing ab. Streetfood-Wagen, Kunsthandwerk, eine Modenschau der Feuerwehr, der Chor einer Kleingartenvereins, sogar der Star-Wars-Fanklub hatte seinen Auftritt. Eine friedliche Feier – bis die AfD kam.

An verschiedenen Ständen habe es Provokationen gegeben, berichtet Martina Raab, Stadteilgruppensprecherin von Bündnis 90/Die Grünen. Beim Infostand der Grünen seien mehrere Hände voll Buttons und Sticker mit der Aufschrift „bunt statt braun“ entwendet worden. AfD-Anhänger*innen gingen auch die „Omas gegen rechts“ an.

Die Bothfelderin An­drea Kinze berichtete den Grünen, als sie sich bei dem Netzwerk informieren wollte, habe sie gesehen, wie mehrere „Männer der AfD sich vor den Omas aufbauten und sie umzingelten“. „Ich wohne seit über 20 Jahren hier in Bothfeld und jetzt kommt die AfD und randaliert auf unserem schönen Stadtteilfest“, sagte sie.

In diesem Jahr schüchterte das Verhalten der AfD aber auch explizit nicht nur politische Ausstellende ein. „Die AfD patrouillierten sehr offensichtlich mit ihren hellblauen Shirts und musterten den Stand unseres Kindergartens bedrohlich, der sich sehr aktiv für Inklusion und Vielfalt einsetzt“, berichtet Jannika Theil, Vorsitzende des Elterninitiativ-Kindergartens Einsteinstr. e. V. Laut einer Pressemitteilung der Grünen sagt sie weiter, dass sie diese Anfeindung aus Bothfeld gar nicht kenne. „Wir sind seit über 50 Jahren hier im Stadtteil verankert“, sagt Theil. Die AfD-Anhänger dagegen „müssten aus ganz Niedersachsen gekommen sein, denn sie trugen Shirts mit Aufschriften aus den unterschiedlichsten Kreisverbänden“.

Provokationen schon im Vorjahr

Bereits im vergangenen Jahr war die AfD auf dem Markt provokant aufgetreten. Mit Folgen: „Nachdem sich alle demokratischen Parteien bei den Veranstaltern dafür eingesetzt hatten, dass die AfD nach so einem Verhalten nicht mehr an der Veranstaltung teilnehmen darf“, habe die Gemeinschaft Bothfelder Kaufleute die Partei ausgeladen, sagt Raab. Diese Ausladung hatte die Partei nun unterlaufen, indem sie einen Stand neben dem Veranstaltungsgelände anmeldete. Jugendliche des ansässigen Sportvereins hatten irgendwann genug von den Provokationen und bildeten eine Menschenkette um den AfD-Stand.

Bei anderen Festen wie dem Märchenfest im Stadtteil Sahlkamp sei es unlängst zu ähnlichen Vorfällen gekommen, weiß Raab. Die ehemalige Stadtbezirksmanagerin hat lange den Stadtbezirk Bothfeld-Vahrenheide betreut. Sie betont: „Es darf nicht sein, dass die AfD unser vielfältiges und friedliches Zusammenleben in den Stadtteilen stört.“

Das Agieren der AfD in Niedersachsen offenbart, dass die Strategie Raumergreifung nicht nur im Osten der Republik verfolgt wird. Die Partei sucht die Konfrontation durch Provokation.

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Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
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4 Kommentare

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  • "Wehret den Anfängen!" Insofern die AfD sich gern als Opfer inszeniert, wäre es interessant zu beobachten, was die angebräunten gesamtniedersächsischen Blauhemden gegen eine Mehrheit wehrhafter Demokraten vermöchten.

  • Die Behörden könnten sowas unterbinden, indem sie Allgemeinverfügungen erlassen, die einen Auftritt in AfD-Uniformierung in dem Bereich des Festes und auch der Umgebung verbieten. Darüber hinaus müssen Polizei und Ordnungsamt Präsenz zeigen, und im Falle von Einschüchterungsversuchen umgehend Platzverweise erteilen und durchsetzen.

    • @HaMei:

      AfD-Uniformierung? Was ist das? Fiese Scheitel und schlechte Janker? Geschmacklosigkeit kann man leider nicht verbieten, politische Uniformierung ist seit Anbeginn der BRD verboten.

  • Zeit, der Antifa beizutreten.