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Die WahrheitDie Völkerfreunde sind wieder da!

Im Osten herrschen ab sofort wieder solide Verhältnisse. Putin hat Sachsen und Thüringen von grünen Männchen annektieren lassen. Brandenburg wartet.

Foto: Paul Amsel

Wir brauchen eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg“, fordert der Brandenburger SPD-Ministerpräsident auf seiner Wahlkampfveranstaltung, doch dann wendet sich Dietmar Woidke unsicher an die maskierten Männer. Zahlreiche Uniformierte ohne Hoheitsabzeichen haben sich unter die Wähler auf dem Marktplatz der Oderstadt Schwedt gemischt. „Diplomatie? Das wird man ja noch sagen dürfen?“, fragt der Politiker. Ein Herr mit Maschinengewehr nickt, Woidke atmet auf.

Der Wahlkampfendspurt in Brandenburg steht im Zeichen der Ukraine-Politik des Bundes, die gerade im Osten auf Widerstand stößt – neuerdings sogar auf bewaffneten.

„Wie hältst du es mit Russland?“ war schon zur Gretchenfrage der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen geworden – doch scheint dort die Frage entschieden, seit Putins Regierungspartei „Einiges Russland“ in beiden Ländern ein kaum abzulehnendes Koalitionsangebot gemacht hat.

„Unabhängige Stimmenauszählungen haben ergeben, dass Thüringer und Sachsen zu 99 Prozent für einen Anschluss an Moskau gestimmt haben“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow auf einer selten gewordenen Pressekonferenz. „AfD und BSW sind zwar lupenreine Kremlparteien, aber wir sind das Original“, rechtfertigte er die neue russische Westerweiterung. „Wir respektieren bloß die Ergebnisse des Referendums.“

„Herzlich Willkommen, Saksoniya und Tyuringiya!“, begrüßte Präsident Putin kurz darauf in deutscher Zunge die beiden neuen Oblaste. Zuvor hatte er im Staatsfernsehen eines seiner prächtigen Dekrete präsentiert, die er nach Art Iwan des Schrecklichen mit Oppositionellenblut auf der Haut seiner Feinde zu unterschreiben pflegt: Ab sofort, also unverzüglich, gelten die beiden östlichen Bundesländer als westliche Bundesländer der russischen Föderation.

Möglich gemacht hat den Anschluss eine juristische Lücke, die sich an den Verfassungsgerichten Sachsens und Thüringens aufgetan hat: Bei der letzten Sitzung waren sämtliche Richter aus dem Fenster gestürzt und mussten durch eilig ausgeschnittene Pappkameraden ersetzt werden.

Moskaus bester Mann aus einem Kellerlabor unter dem Kreml

„Ein bedauerlicher Unfall“, erklärte der russische Verhandlungsführer. In einem verplombten Zug hatte Moskau seinen besten Mann in den Westen geschickt – einen Tschekisten mit eingefrorenen Gesichtszügen, die dem des Präsidenten aus dem Botox-Gesicht geschnitten scheinen. Angeblich werden die Putin-Doubles in einem Kellerlabor unter dem Kreml täglich frisch aus Fußnägeln des Originals geklont. Immerhin konnte das Eingreifen des Apparatschiks eine Regierungsbeteiligung der AfD final verhindern. Allerdings wird auch keine andere politische Kraft an der Einparteien-Koalition beteiligt.

„Vielleicht haben wir uns zu weit aus dem Fenster gelehnt, als wir von einem Wahlsieg der CDU gesprochen haben“, gab Thüringens Spitzenkandidat Mario Voigt zu, nachdem er angeschlagen aus dem Verhandlungskeller der wiedereröffneten Erfurter Stasizentrale wankte.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat es nicht so weit kommen lassen. In Bärenfellmütze und Kossoworotka-Hemd zeigt er demonstrativ jene Russlandnähe, die er zuvor gern mündlich zum Ausdruck gebracht hat. Stolz verweist der frisch geschmierte Oligarch, der für seine Regimenähe mit dem Monopol auf die sächsischen Butterstollen belohnt wurde, auf die Tradition der Ost-CDU als Blockpartei. „Die Blockflöte spielt die Musik, aber sie komponiert sie nicht“, zitierte Kretschmer ein altrussisches Bojaren-Sprichwort.

Auch Thüringens AfD-Chef Höcke hat dem Moskowiter seine Männerfreundschaft durch Kotau angetragen. Das Putin-Double hat den rechtsradikalen Dorfschullehrer daraufhin zum Verweser des Festungsrayons Eichsfeld ernannt, wo er mit einer Reiterarmee Insurgenten bekämpfen und die Westgrenze gegen Barbareneinfälle aus Gayropa schützen soll. Ferner darf er endlich auch in der Öffentlichkeit seine geliebte SA-Uniform tragen und sich „Ataman von Weiß-Supremistan“ nennen. Allerdings besteht Höckes Homeland fürs völkische Völkchen nur aus einem Wäldchen im Eichsfeld und dem Wohnzimmer seines Kumpels Kubitschek in Schnellroda.

Besser hat es Putin-Fan Sahra Wagenknecht getroffen. Für langjährige Dienste um die deutsch-russischen Beziehungen auf Kosten osteuropäischer Länder wurde die Rechtslinks-Politikerin nicht nur mit dem Sankt-Georgs-Gängelband an der Rüschenbluse ausgezeichnet, sondern zur Generalsekretärin befördert. „Ich wollte schon immer Schreibarbeiten für einen Helden der Roten Armee erledigen“, erklärte Wagenknecht, die als Stenotypistin wieder einen jener traditionellen Frauenberufe ausüben darf, die unter der Gender-Terrorherrschaft der „skurrilen Minderheiten“ so gut wie verboten waren.

In der alten Bundesrepublik stößt die Rückkehr des Ostens hinter den Eisernen Vorhang vor allem auf Gleichgültigkeit oder Erleichterung. Westlichen CDU-Granden wie Norbert Röttgen oder Roderich „Fridolin“ Kiesewetter gilt der Untergang der Bonner Republik schon lang als „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Und wenn Friedrich Merz nun Zurückweisungen von Flüchtlingen an der Grenze fordert, dürfte er vor allem die innerdeutsche im Blick haben.

Moskaus Augenmerk richtet sich nun aufs slawische Brandenburg

Bundeseremit Olaf Scholz, der sein Quartier wieder im Bonner Kanzleramt aufgeschlagen hat, reagiert auf die andauernden russischen Provokationen mit der schärfsten Waffe in seinem Arsenal, dem passiv-aggressiven Schweigen. Denn nach dem erfolgreichen Referendum in Saksoniya und Tyuringiya richtet sich Moskaus Augenmerk auf Brandenburg. Auch diese slawisch geprägte Region gehört nach Meinung des Kreml zur „russki mir“, der russischen Zivilisation, die es zusammenzuführen gilt.

„Die Ruppiner Rus war ein Vorläuferstaat Russlands“, erklären schwerbewaffnete Aktivisten japanischen Touristen in der Fontane-Stadt Neuruppin. Und in der Lausitz haben prorussische Separatisten die Volksrepublik Sorbien ausgerufen. Angeleitet werden auch sie von jenen grünen Männern, die zwischen Prignitz und Neiße mittlerweile allgegenwärtig sind.

In Schwedt, das in „Schwedtlogorsk“ umbenannt werden soll, ist inzwischen sogar ein Raketenwerfer unbekannter Herkunft auf dem Marktplatz aufgetaucht. Die Lenkwaffe wird von Uniformierten auf Dietmar Woidke gerichtet. „Wir müssen so schnell wie möglich dafür sorgen, dass Frieden in Europa herrscht“, formuliert der Ministerpräsident diplomatisch. Der maskierte Herr mit Maschinengewehr nickt.

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16 Kommentare

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  • Komischer Humor. Das Ganze in Gay mit Alfred Dreggers Kameradentreffen und dem rapiden Nachlassen des Alphabetisierungsstandes nach der Übernahme wäre vermutlich nicht lustig. Aber verstanden haben es jetzt hoffentlich alle. Um in der neuen Sprachregelung zu bleiben: Das eine ist einfach achtsam, das andere toxisch. Inwiefern das hilfreich oder aufklärerisch sein soll, erschließt sich mir (natürlich völlig humorlosem Menschen) nicht.

  • ..seltsam, wenn man als CSU-Wähler nur noch die Tat lesen kann.....

    ....verkehrte Welt.....

  • Herrr vorrr RAAAGEND!



    Putin Held Feliks Edmundowitsch Dzierżyński läßt - Grü🚀🚀en! Woll



    ( für Spätgeborene: „…war ein polnisch-russischer, bolschewistischer Berufsrevolutionär, der 1917 die sowjetische Geheimpolizei Tscheka gründete.!“)

    Geschichte ad usum delphini avec reader digest zu mohntown! Herrlich 👍🏻



    & 🦾 🦾🦾🦾🦾



    Tonn End - die Stalinorgel get them all.

    unterm——listen 🎶🎶and have a look



    www.youtube.com/watch?v=l_KdQl9xd1k



    &



    de.wikipedia.org/w...er%C5%BCy%C5%84ski



    &



    de.wikipedia.org/w...ha_(Raketenwerfer)



    &



    de.wikipedia.org/w...ierzynski%E2%80%9C



    & Putintown an der Moskwa



    "Schluss mit der Junta" – Demonstranten auf dem Denkmal Feliks Dzierzynskis in Moskau am 22. August 1991



    Hardliner in Russland wollen den Gründer der sowjetischen Geheimpolizei Feliks Dzierzynski rehabilitieren. Sein vor 30 Jahren gestürztes Denkmal soll in die Moskauer Innenstadt zurückkehren. Jetzt fand darüber eine Abstimmung statt – mit überraschenden Ausgang.



    hubertus-knabe.de/...uer-denkmalstreit/

    Egal - дружба druzhba & “willst du nicht mein Bruder sein - schlag ich dir den Schädel ein“ •

  • Imperien zerfallen an sich selbst. Schneller wenn sie nach Außen wachsen.

    Das ist eine historische Konstante.

    Diese einfache Lektion hat ganz sicher auch der selbsternannte Feldherr Putin verstanden. Wenn nicht, wird er sie lernen müssen.

    Die Geschichte rollt nur in eine Richtung ...



    Daran wird auch ein neuer Zar nichts ändern.

  • Und wie in jeder Satire gibt es einen Wahrheitskern. Ein Ableger der Partei Einiges Russland verhandelt ja bald um Regierungsbeteiligung in Sachsen und Thüringen.

  • Das sind ja schöne Perspektiven für den Corinna Stegemann Club.



    Die Heinzens-Triaden jetzt als russische Variante aus dem Kellerlabor unterm Kreml.



    Wie heißt wohl Kellner und Trinkgeld auf russisch?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Denke eher, der C.S.C. wird nach Westen rübermachen, soweit nicht schon dort. Freiheit u. Satire dürften nicht gerade das sein, was man im neuen Oblast zu schätzen wissen wird.

      Unsere Kriminelle Unvereinigung hingegen könnte Karriere machen. In Zeiten schlimmen Umbruchs (mir ist echt gruselig bei dieser Satire) sind Typen wie sie gefragt:

      Schrunz wird Justizminister im Oblast. Als Auftragsmörder hat er seine Skrupellosigkeit unter Beweis gestellt. Er wird es aber nur vorläufig. Bis die in Westhaft sitzende Malsack-Winkemann ausgetauscht sein wird. Gegen Schroppmann, der als BKA´ler u. Spion in Brandenburg aufgegriffen wurde.

      Röder jun. haut sich naürlich aus allem raus. Als Alkoholschmuggler mit besten Verbindungen, dient er sich Björn Höcke an. Er und seine braunen Mannen brauchen jede Menge Alkoholika und Westwaren für ihre Gelage. Das Russenzeug, wie sie untereinander sagen, tauge doch nichts.

      Pack schlägt und verträgt sich. Röder heuert für seine Deals die Triaden-Brüder an und holt sie in verwarlosten Zustand von Kiosk und Doornkat weg. Und Schrunz, einem guten Tropfen nicht abgeneigt, gibt allen dafür die Amnesie, äh, Amnestie.



      Schrecklich.



      Es wird furchtbar werden.

      • @Moon:

        Eine furchtbar gute Reise ¿!?



        Nix ist hier noch weise!?¿

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          From the dark side of the moon aus betrachtet. Satire hat eine dunkle Seite, sonst funktioniert sie wohl nicht, sagt nichts "wahres".



          Hoffen wir, dass sowas wie "Oblast Brandenburg" nicht doch wahr wird.

          Noch ist hier etwas Sommer und in den gehe ich jetzt hinaus - solange es noch geht.

  • Sehr gut!

  • Sollte das Satire sein sollen geht der Schuss nach hinten los.

    • @Jens Barth:

      Warum?

      • @Suryo:

        Vermutlich fällt das unter "Ich habe ja gewiss Humor*, sauber..."

        *zum Lachen ... Weinkeller

        • @Earl Offa:

          Weinkellner im Hobbykeller unterm Kreml.



          So geht Trinkgeld...

  • Wo genau ist der Humor? Man packe Klischees, Vorurteile und den üblichen Leitmedien-Kram westdeutscher Prägung in einen Text und nennt es "Humor"?



    Natürlich darf auch ein Verweis auf die Stasi nicht fehlen - die Dauerpeitsche wirkt nach 35 Jahren deutscher Einheit medial immer noch... Vielleicht merkt man es im linksliberalen und grünen Kernberlin nicht, aber diese Form von Humor ist diskriminierend. Die Probleme Ostdeutschlands könnte man benennen und analysieren, auch die Ursachen. Dazu muss man sich aber an die eigene Nase fassen - das tut weh.



    Vielleicht cancelt sich der Autor mal selbst, oder Ihr cancelt einfach alle Ossis.

  • Ein großartiges Werk!

    "Und in der Lausitz haben prorussische Separatisten die Volksrepublik Sorbien ausgerufen"



    Ist der einzige Satz der nicht stimmig ist. Sorbische Kultur ist nichts aus dem sich nationale Bestrebungen konstruieren lassen.