BBC-Serie auf Arte: Aufgebrochene Mutterrolle
Cathy hat in der Serie „Mum“ für alle einen Rat. Aber wer ist für die psychisch robuste, unabhängige und herrlich erheiternde Mutter da?
Cathy (Lesley Manville, bekannt aus „The Crown“), ist 59 Jahre alt und frisch verwitwet. Zeit zu trauern hat sie aber nicht. Ihr Umfeld verfällt trotz punktueller Sensibilitätsbekundungen stets in alte Verhaltensmuster: Probleme aller Art müssen mit ihr, Mum, besprochen werden. Ihr unselbstständiger Sohn Jason lebt mit Freundin Kelly in Cathys Haus, leckt Erdnussbutter aus dem Glas, braucht sogar beim Bügeln seiner Hemden Unterstützung und ist bei Beziehungsproblemen auf Cathys Rat angewiesen.
Kelly weint sich die Augen über Jason aus, verteilt Kartoffelchips im ganzen Haus und sucht in Cathy eine Mutterfigur, die sie nie hatte. Cathys sympathischer, aber biografisch desorientierter Bruder Derek und seine Partnerin Pauline bringen weitere Beziehungsprobleme in Cathys kleines Haus.
Mum hält für ihr ganzes Umfeld stets offene Türe und eine Tasse Tee bereit.
Durch die Entscheidung, die britische Serie „Mum“ in linearer Ausstrahlung ab dem 5. September 2024 auf die deutschen Bildschirme zu bringen, bittet ARTE (und in der Arte Mediathek) einen unterrepräsentierten und in ihrer psychischen Robustheit und Unabhängigkeit herrlich erheiternden Muttertyp auf die Bühne: Cathy gibt zu unterschiedlichen Themen freundliche, vage Ratschläge, die eigentlich keine sind. Denn sie weiß, dass sie vor allem als Zuhörerin gebraucht wird. Nur mit Michael (Peter Mullan), Cathys Kindheitsfreund, der heimlich in sie verliebt ist, ist das anders. Mit ihm lacht sie in stillen Winkeln des Hauses über das Chaos und ist dabei Cathy, nicht Mum.
Drehbuchautor Stefan Golaszewski hat mit der mehrfach BAFTA-nominierten Serie ein Meisterstück über mütterlichen Humor erschaffen, das in seiner komödiantischen Sicherheit und seinem liebevollen Blick auf jede Figur ungeschlagen bleibt.
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