Urlaub mit meinem Mann: Mit Akkustaubsauger beim Wildcampen

Ich dachte, es wäre erstrebenswert, ohne Kinder nur mit meinem Mann zu verreisen. Nach dem Urlaub weiß ich, welch große Herausforderung darin liegt.

Ein Gerät, das Matthias mögen könnte: hat keinen Akku, braucht aber nur eine Steckdose Foto: Jacek Halicki / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Mein Mann und ich waren in diesem Jahr nur noch mit unserer 15-jährigen Tochter unterwegs. Ein wenig hatten wir zuvor damit geliebäugelt, sogar alleine fahren zu können – ich bin in diesem Alter jedenfalls ohne meine Eltern weggefahren. Unsere Tochter empfand es allerdings als geradezu empörend, dass wir während der vorhergehenden Überlegungen zur benötigten Größe des neuen Campinggefährts immer wieder verkündeten, dass sie ja ohnehin bald nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren wolle. Sie erkundigte sich genervt, woher wir eigentlich wüssten, was sie will und ob nicht vielmehr wir diejenigen seien, die lieber allein fahren möchten.

Nach dem Urlaub weiß ich nun, dass ich es damit nicht eilig habe: Zu zweit wegfahren wird definitiv eine noch größere Herausforderung für meinen Mann und mich. Wir sind es offensichtlich nicht mehr gewohnt, uns so sehr auf der Pelle zu hocken.

Zuhause ist es Matthias schon zu eng, wenn beim Kaffeekochen morgens eine zweite Person in der Küche ist. Jetzt musste der Arme drei Wochen lang zu dritt in einem Raum in Küchengröße verbringen, der gleichzeitig auch noch Bad, Schlaf- und Wohnzimmer darstellte. Und das, wo ihm schon das Geräusch auf den Senkel geht, wenn ich in meinem Tee herumrühre. Schon vor 25 Jahren im VW-Bus hat mein Mann immer fleißig mit einem kleinen Handfeger den Sand aus dem Wagen gefegt. Damals hatten wir weder Kühlschrank noch Toilette an Bord – auf was wir heute beide nicht mehr verzichten wollen.

Aber worauf Matthias im Urlaub auch nicht mehr verzichten kann – und ich traue mich kaum das offen zuzugeben – ist sein geliebter Akkustaubsauger. Beim Wildcampen! Wir sind definitiv beide noch verkauzter als früher.

Dieser Urlaub hat gezeigt: Mein Mann und ich sind definitiv noch verkauzter als früher

Natürlich habe ich mich über seinen Staubgesauge fleißig lustig gemacht. Oder darüber, dass er ständig vergnügt neben seinem Solarpanel saß und in seiner App verfolgte, wie viel Watt er damit gerade erzeugt, um so sein Bier zu kühlen und natürlich den Staubsauger-Akku aufzuladen. Was er uns dann andauernd laut verkündete. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass mein Mann hörspielartig alles Mögliche bekanntgibt. Zum Beispiel, wenn er sich ein Sandwich macht oder auf die Toilette muss – dabei entgeht einem im Wohnmobil weder das eine noch das andere.

Im Urlaub sitze ich nie einfach herum. Und Staubsaugen tue ich schon gar nicht. Ich bin eigentlich durchgängig damit beschäftigt, Schwemmholz, Strandgut, Steine oder anderes Zeugs zu sammeln und daraus Kunst zu basteln (natürlich nicht ohne dabei alles um mich herum gnadenlos vollzusanden). Leider durfte ich nur eine Kiste Werkzeug mit auf die Reise nehmen und die Bohrmaschine passte nicht mehr rein.

Zugegeben, es war dennoch eine große Kiste. Die Box hatte ich so komprimiert gepackt, dass es mir kein zweites Mal gelang, sie wieder zusammen zu puzzeln. Danach musste allerhand Krams von mir in Matthias’ Kiste beim Staubsauger liegen, von der er behauptet hatte, sie sei voll.

Aber ich kenne das schon: Mein Mann behauptet ständig irgendetwas sei komplett voll, zum Beispiel unser Gartenhaus oder die Küchenschublade mit den Tupperdosen. Ich wäre dagegen in der Lage, dort locker nochmal das Vierfache hineinzustapeln. Ich muss jedoch zugeben, dass ich auch meine Eigenarten habe: Im Urlaub eine Sammlung plattgefahrener und getrockneter Tiere anzulegen, ist wohl nicht weniger schrullig als ständig staubzusaugen – und eindeutig ekliger.

Zusammenfassend könnte ich sagen, dass beim Urlaub im Camper grundlegende Ehekonflikte so deutlich wurden, dass die mitgereiste Teenagerin doch langsam eine Ahnung davon bekommen hat, warum sie nächstes Jahr möglicherweise wirklich nicht mehr mitfahren will.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Geboren 1973 in Hamburg. Seit sie Kinder hat schreibt die Bilderbuchillustratorin hauptsächlich Einkaufszettel und Kolumnen. Unter dem Titel „Die schwer mehrfach normale Familie“ erzählt sie in der taz von Ihrem Alltag mit einem behinderten und einem unbehinderten Kind. Im Verlag Freies Geistesleben erschienen von ihr die Kolumnensammlungen „Willis Welt“ und „Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg“. Ihr neuestes Buch ist das Kindersachbuch „Wie krank ist das denn?!“, toll auch für alle Erwachsenen, die gern mal von anderen ätzenden Krankheiten lesen möchten, als immer nur Corona. Birte Müller ist engagierte Netzpassivistin, darum erfahren Sie nur wenig mehr über sie auf ihrer veralteten Website: www.illuland.de

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.