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Foto: Niloai Wolff/Fotoetage

Verdrängung der Drogenszene in BremenPlatzangst

Auf dem Hillmannplatz beim Bremer Hauptbahnhof kreuzen sich die Interessen. Anwohnende suchen die Ruhe im Zentrum – die Drogenszene die vor der Polizei.

B remen. Wer hier morgens mit dem Zug ankommt, stößt gleich vor dem Hauptbahnhof auf Menschen in dreckigen Schlafsäcken – und auf erstaunlich viel Polizei. Zu Stoßzeiten patrouillieren hier seit einer Weile sogenannte Quattro-Streifen: gemischte Teams aus Polizei, Ordnungsdienst, Bahn-Sicherheit und Bundespolizei. Eben haben sie mit blauen Gummihandschuhen einen Schlafsack auf der nahen Grünfläche gelupft – wie um zu sehen, ob die Gestalt darunter noch lebt –, gerade überprüfen sie die Getränkedosen einiger junger Männer auf Alkohol. Während hier heute allerdings nur Energydrinks zu finden sind, hockt sich gerade mal hundert Meter entfernt eine Frau schwer bestimmbaren Alters in einen Hauseingang, um „Stein“ zu rauchen: Crack, für das sie nicht mal zehn Minuten vorher an der Kaffeeschlange des Bahnhofsbäckers mit brüchiger Stimme geschnorrt hat.

Hier, in Sichtweite des Hauptbahnhofs, liegt der Hillmannplatz, der in letzter Zeit zum Gegenstand öffentlicher Debatten über offenen Drogenkonsum wurde – der sich auch wegen der Kontrollen am Bahnhof hierhin verlagert hat.

Der Platz ist eine ruhige Ecke im doppelten Sinn: Kommt man ums Eck, fallen direkt die zahlreichen Bäume und Sitzgelegenheiten auf. Für Autos gibt es an einem Ende des Platzes eine Wendeschleife, ansonsten ist es ein verkehrsberuhigter Ort, der zum Verweilen einladen könnte. An warmen Tagen versprüht er – für Bremer Verhältnisse – fast mediterrane Stimmung, zahlreiche Gastronomiebetriebe und zwei Hotels befinden sich in direkter Nachbarschaft. Auch das beliebte Kommunalkino City46 liegt am Rande des Platzes. Und während sich hier tatsächlich gerade eine Frau mit Rollkoffer zum Durchschnaufen auf eine Bank setzt, gibt es eben auch die andere Form von „Ruhe“. Die vor der Polizei nämlich.

Drogenkonsumierende und Dealer sind fast immer vor Ort, „die jungen Männer lungern herum“, wie manche An­woh­ne­r*in­nen es ausdrücken. Müll und rumliegende Spritzen sind auch ein Thema, es gab teils heftige Schlägereien. Im Polizeijargon ist der Hillmannplatz ein Ort „mit erhöhter Kriminalitätsbelastung“. Vor allem nachts fühlten sich Menschen nicht mehr ­sicher.

taz.salon

Über Drogenpolitik im Allgemeinen und die Bremer Situation im Speziellen diskutiert die taz in Bremen mit Betroffenen, Ver­tre­te­r*in­nen aus Betreuungsinstitutionen und Politik. Der taz Salon Drogenpolitik unter der Moderation von Franziska Betz findet statt am Dienstag, 27. August, ab 19 Uhr im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus. Anmeldung über taz.de/salon.

Die negativen Nachrichten prägten die Debatten der letzten Monate um den „Angstort“ Hillmannplatz, dessen neues Image ihm inzwischen offenbar bis in die Pfalz vorauseilt. Das sonst jährlich auf dem Platz stattfindende Weinfest im Rahmen der Wein-Sommer-Tour wurde abgesagt. Ein Teil der Winzer wollte nicht mehr, weil die Kundschaft zurückgegangen sei. Das liege vor allem daran, dass die Kundschaft sich unsicher fühle, berichtet Michael Berger, der Veranstalter des aus der Pfalz kommenden Wein-Sommers. Auch mit Personalmangel hätten sie zu kämpfen. Eigentlich wollen sie ohnehin gern einen zentraleren Ort für ihr Weinfest haben. Man kann den Eindruck gewinnen, die gegenwärtige Debatte um den Platz eröffnet da auch eine neue Verhandlungsbasis gegenüber der Politik.

Das Ringen um den öffentlichen Raum

So oder so: Das Ringen um den öffentlichen Raum kennt jedenfalls mehr Parteien als nur Drogenszene und Anwohnende und Geschäftsinhaber. Die organisierten im vergangenen Jahr privat einen Sicherheitsdienst. Der alteingesessene Wurstbudenbetrieb Kiefert schloss dieses Jahr seinen letzten Verkaufsstand zwischen Hauptbahnhof und Hillmannplatz. Gegenüber dem Weser Kurier berichteten die Inhaber, dass das an den Zuständen in der Bahnhofsgegend gelegen habe. Die offene Drogenszene sowie Schmutz und Kriminalität seien zunehmend auch für die Mitarbeitenden zur Belastung geworden.

Vergangene Woche debattierte auch die Bremer Bürgerschaft, das Landesparlament, über den Platz. Und während seitens der CDU die rot-grün-rote Landesregierung beschuldigt wurde, sich das Problem über die im Bundesvergleich hohe Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Ausländer „selbst eingebrockt“ zu haben, hält die Linke das für „gefährlichen Populismus“. Und die Grünen ergänzen, man schaffe eben „keine No-go-Areas“ – und müsse Leute wieder auf den Platz holen, statt die anderen zu vertreiben.

Jenseits der verstärken Polizeistreifen hat auch der sozusagen gewaltfreie Kampf um den öffentlichen Raum längst begonnen

Tatsächlich gibt es das auch schon: den sozusagen gewaltfreien Kampf um den öffentlichen Raum. „Tatkraft Hillmannplatz“ ist ein Projekt, in dem verschiedene Ak­teu­r*in­nen aus Kultur und Politik in den kommenden Monaten ein vielfältiges Programm auf dem Platz präsentieren.

Was das heißen soll, wurde den An­rai­ne­r*in­nen vergangene Woche bei einem Kennenlerntreffen erklärt. Und hier und da vielleicht auch übersteigerte Erwartungen entschärft: Dass Kulturschaffende nicht im Alleingang Sicherheits- und Drogenprobleme lösen könnten, erklärte „StadtNeudenken“-Organisatorin Susanne von Essen gleich zu Beginn, es gehe vor allem darum, den Platz in ein anderes Licht zu rücken. Das meint sie nicht nur metaphorisch, sondern auch wortwörtlich: Lichtinstallationen spielen eine zen­tra­le Rolle bei der Bespielung. Ansonsten soll es zum Beispiel eine Tanzperformance zum Mitmachen geben. Und jenseits von Kunst und Kultur auch einen neuen Polizeistützpunkt im Container, den einige in der Runde zustimmend nickend begrüßen.

Ebenfalls vor Ort ist Holger Tepe vom angrenzenden Kino City46: „Wir möchten den Platz beleben“, sagt er, und zeigen, dass es möglich ist, „tatkräftig zu sein“. Und Carl Zillich vom Projektbüro Innenstadt möchte „durch gute Erfahrungen Bilder schaffen, die das Image verändern“. Kulturveranstaltungen seien sehr wichtig, damit das im Sinne einer Schwarmstrategie „von unten“ aus der Bevölkerung heraus geschehe. Und vielleicht komme dann ja auch das Weinfest wieder.

Und die Drogenszene? Es lässt sich wohl kaum bestreiten, dass manche den „Verdrängten“ nicht unbedingt nachtrauern würden – so hässlich das Wort auch klingen mag.

Susanne von Essen, „StadtNeudenken“-Organisatorin, und Holger Tepe vom angrenzenden Kino City46 Foto: Nikolai Wolff/Fotoetage

Renate Heitmann von der Shake­speare Company, die den Platz ebenfalls kulturell bespielt, hat hingegen eher integrative Vorstellungen: Sie fände es gut, wenn sich ein Neben­ein­ander von Kultur und Szene ergebe. Und damit ist sie nicht allein. Houman Hadavi ist Gastronom am Platz und hat kein Problem mit Konsumierenden, die hier in der Ecke säßen und ihr Ding machen – sehr wohl aber mit den Dealern, die, wie er sagt, aggressiv seien und Druck auf Pas­san­t*in­nen und Kon­su­men­t*in­nen ausüben. Früher habe Hadavi die Drogenkonsumenten mit Resten aus dem Restaurant versorgt, aber inzwischen scheint er mit seiner Geduld am Ende.

Was in den Unterhaltungen mit verschiedenen Gesprächspartnern deutlich wird: Ja, der Platz ist zurzeit kein angenehmer Ort, vor allem nachts. Über das Kulturprogramm freuen sich die meisten deshalb. Aber dass das die Probleme des Drogenkonsums und Kriminalität über den Hillmannplatz hinaus löst, daran gibt es große Zweifel.

Und was die Probleme nicht des Platzes, sondern der Menschen angeht: Die werden durch Verdrängung in vielen Fällen verschärft. Beatrix Meier von der ambulanten Suchthilfe Bremen etwa empfindet die Zusammenarbeit der verschiedenen Ak­teu­r*in­nen bei der Drogenthematik zwar größtenteils als konstruktiv, aber man müsse aufpassen, nicht alles über „Ordnung regeln zu wollen“. Die mit den Kontrollen einhergehende Verdrängung in andere Gebiete mache ihre Arbeit schwieriger, weil sich die Orte des Konsums ständig verlagern. Auch könnte nicht überall ein weitreichendes Angebot vorgehalten werden. Es brauche aber niedrigschwellige Angebote in den Stadtteilen, wie es sie früher mal gegeben habe.

Eine sogenannte Toleranzfläche

Die Pläne für ein schon lange gefordertes zentrales Koordinierungszentrum begrüßt sie hingegen. Das soll nicht weit vom Hauptbahnhof entstehen, wo sich schon jetzt eine sogenannte Toleranzfläche zum Drogenkonsum befindet. Hier kommen immer wieder auch Street­wor­ke­r*in­nen vorbei, die viel lieber aber eine feste, betreute 24-Stunden-Anlaufstelle hätten. Wolfgang Adlhoch arbeitet bei der ambulanten Drogenhilfe „Comeback“ und beschreibt die Dramatik der Situation: „Viele der Konsumenten sind die ganze Nacht unterwegs, weil sie Angst haben, im Schlaf ausgeraubt zu werden“, sagt er, „und wenn sie dann morgens wieder zu uns kommen, schlafen sie erst mal – die sind völlig fertig.“

In das Kontakt- und Beratungszen­trum kommen mehr als 100 Leute täglich. Allgemein sei Bremen im Bereich der Sucht und Drogenhilfe theoretisch ganz gut aufgestellt, findet Adlhoch. Die Angebote seien sehr niedrigschwellig, man könne praktisch alles ohne Papiere machen. Wenn es allerdings um Wartezeiten und verfügbare Plätze gehe, sehe das schon anders aus. Auch ein Problem des Stadtstaats: „Viele Menschen kommen aus Niedersachsen, wollen dann hier in eine Notunterkunft. Aber die sind voll, und Bremen will nicht dafür bezahlen, wenn sie herausfinden, dass sie aus Niedersachsen kommen.“ Auch auf einen Entgiftungstermin könne man schon mal zweieinhalb Monate warten.

Und neue Drogen auf dem Markt verschlimmern die Situation. Crack und Fentanyl sind ein anderes Kaliber als selbst schwerer Alkoholmissbrauch oder Heroinkonsum. In Bremen sind die Substanzen noch verhältnismäßig neu. Es gibt viel Wettbewerb, günstige Preise und viel Druck unter den Dealern. Das Angebot ist groß.

Und es fehlen die Erfahrungswerte in der Szene: Eine kleine Dosis Fentanyl ist um ein vielfaches stärker als eine viel größere Menge Heroin. Diese Entwicklung macht auch alteingesessenen Profis in den Beratungsstrukturen Angst. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Toten in Deutschland im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Drogen mehr als verdoppelt, auf fast 2.227. In Bremen waren es im vergangen Jahr 27.

Wolfgang Adlhoch sagt, die Szene der Kon­su­men­t*in­nen und Dealer ist anders und viel größer als noch vor einigen Jahren. Die Toleranz nehme auch in einer Stadt wie Bremen ab, deren liberales Bürgertum die Nöte der Konsumenten oft wahrgenommen und auch verstanden habe. Die Vertreibung am Hauptbahnhof sei kaum auf gesellschaftlichen Widerstand getroffen.

wochentaz

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Die eine Lösung für ein so umfassendes gesellschaftliches Problem kann kein Akteur liefern, schon gar nicht allein. Das gilt auch für den Hillmannplatz. Die Kulturveranstaltung und mehr Polizeipräsenz werden vielleicht zu einer Aufwertung des Platzes führen. Aber die Folgen sind schon jetzt am anderen Ende der Stadt zu sehen. Ein neuer dezentraler Container für Menschen in prekären Lebenslagen auf der anderen Weserseite war von dem örtlichen Beirat sogar unterstützt worden: In der Neustadt mit größtenteils links-grünen Wäh­le­r*in­nen gehört es für viele Menschen zum Selbstverständnis, Notleidenden zu helfen. SPD, Grüne und Linke kamen hier bei der letzten Wahl auf zwei Drittel aller Stimmen.

Auch eine Konfliktpartei: Geschäfte am Hillmannplatz Foto: Nikolai Wolff/Fotoetage

Aber auch dort werden inzwischen die Beschwerden lauter über Müll auf Spielplätzen, Crackpfeifen auf Parkbänken und herumliegende Spritzen.

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11 Kommentare

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  • Ich arbeite in Frankfurt und fahre mit der Bahn. Um an meinen Arbeitsplatz zu kommen muss ich durch den Vorhof der Hölle laufen. Jetzt werde ich mir wohl mit einer Tanzperformance Mut machen. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll.

  • Es ist eine Binsenweisheit, dass die Verdrängung von Drogenkonsumenten und Dealern aus dem Umfeld von Bahnhöfen und anderen öffentlichen Räumen das sog. Drogenproblem nicht "lösen" kann. Die Nicht- Verdrängung löst das Drogenproblem aber ebensowenig. Es wird immer Menschen geben, die von (legalen oder illegalen) Drogen abhängig sind. Entscheidend ist, dass Bahnhöfe und öffentliche Gehwege primär dem Verkehr dienen und nach Möglichkeit angstfrei und sicher benutzbar sein müssen. Viele Menschen insbesondere auch Kinder und Jugendliche, sind auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und demzufolge auch der Gehwege in deren Nähe angewiesen und können nicht ausweichen. Und wenn die Politik diejenigen, die nicht darauf angewiesen sind, sondern das Auto benutzen können, zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen will, wird das mit Sicherheit nicht gelingen, wenn Bahnhöfe und ihr Umfeld in einem Zustand sind, der dazu führt, dass man sie nicht freiwillig aufsucht.

  • Als EX-User und Bremer, der das Dilema schon seit den 70gern kennt, wo es noch im Steintor war und es nach und nach verschwand, weil sich zunehmend der akademische Mittelstand im Viertel breit machte, kann ich nur sagen: Jegliche Drogenszene ist nicht integrierbar. Sie vergrößert sich und bringt niemanden was gutes. Wer sich helfen lassen will ist ok und es muss Anlaufstellen geben, ansonsten ist es wurscht wo die Leute bleiben, bloß weg aus den Zentren. Sorry, das sind Erfahrungswerte. Ach ja bin seit Jahrzehnten in der Suchttherapie tätig.

  • "Drogenszene" suggeriert eine Szene die es nicht gibt.



    W. S. Burroughs "Junkie" Zeiten sind aber mal sowas von lange vorbei.



    Was hier um die Bahnhöfe im Land abgeht ist Gotham-City vom Feinsten!



    Und "Stein" und Fentanyl sind nicht zu vergleichen mit den Drogen der Zeit aus der das Wort "Drogenszene" stammt.

    Ich bin selber Sozialarbeiter und kann ihnen allen versichern, da hilft in vielen Fällen keine Sozialarbeit. Sie verkommt bei diesen katastrophalen Verhältnissen zur puren Elendsverwaltung.



    Das Problem ist eines der Politik, Polizei und Justiz, nicht der Sozialarbeit.



    Die Ursachen liegen in meinen Augen in einer halbherzigen Bekämpfung massiven Strukturen des organisierten Verbrechens in ganze Deutschland. Manchmal wirkt es sogar als würde bewusst weggeguckt.

    Entweder der Staat fängt endlich mal damit an das organisierte Verbrechen zu bekämpfen oder der Drogensumpf (richtiges Wort) wird sich bis in den letzten Winkel der Gesellschaft ausbreiten. Das kennen wir aus Amerika (Stichwort: Wikipedia -> "Opioid epidemic")



    Und das wollen wir nicht. Kann niemand wollen.

    • @Thomas O´Connolly:

      Sie sprechen mir aus der Seele und der Gotham-City Vergleich ist sowas von zutreffend. Nur haben wir hier keinen geflügelten maskierten Rächer, wobei wir genau so einen ganz gut brauchen könnten.



      Das Problem sind die kriminelle Strukturen und das organisierte Verbrechen, welches auf Kosten dieser Menschen ein Vermögen macht. Sozialarbeit ist hier der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein.



      Politik, Justiz und Polizei müssen eine Null-Toleranz Strategie verfolgen und die Strukturen der Clans und Drogengeschäfte trockenlegen und tagtäglich verfolgen. Da hilft nur bessere personelle und materielle Ausstattung der Behörden und auch mehr Rechte was die Überwachung angeht.



      Mit Sozialarbeit und sozialen Projekten wird man die Probleme nicht lösen können, zumindest nicht in der heutigen Zeit.

  • Ich kenne kein Konzept, das in dem Bereich auf Dauer wirklich funktioniert hat. Es bleibt immer bei dem Dilemma, dass ab einer gewissen Anzahl Drogensüchtiger die unerwünschten „Begleiterscheinungen“ überproportional zunehmen. Dann werden auch die sozialsten Mitmenschen irgendwann ungehalten, spätestens wenn sie mit Ihrer Familie in der Nähe wohnen. Von daher sollte man meines Erachtens nicht zuviel Hoffnungen in die Integrationsfähigkeit der Drogenszene setzen, aber natürlich immer wieder versuchen kleine Verbesserungen zu erreichen. Wer krank ist, braucht Hilfe, wer keine will kein Mitleid, wer wie die Dealer krank macht, braucht eine klare Kante.

    • @vieldenker:

      Dem ist nichts mehr hinzufügen. Danke

  • Ich war (und bin immer noch, aber nicht mehr so stark) in Bremen sozial engagiert (auch wenn ich erst vor 5 Jahren aus Bayern hierher kam) und kenne die Verhältnisse nicht nur am Hillmannplatz sehr genau. Ebenso die Angebote der hiesigen Behörden.

    Wir haben in Bremen nicht nur trotz der Finanzverhältnisse eine erstaunlich gute Unterstützung der sozial ganz schwachen, sowohl durch die Landesregierung als auch z.B. durch die Innere Mission e.V. oder durch die "Suppenengel" ABER wenn in der Warteschlange bei den Suppenengeln die Gespräche z.B. darüber gehen, dass "Mann" der Zugang zu seinem Kind verwehrt wird (von Mutter oder Behörden) und gleichzeitig (von derselben Person!) davon gequasselt wird bei wem man den nächsten "Stein" (Crack!) am besten kauft. Oder dass man gerade die Entgiftung hinter sich hat (auf Kosten der GKV), aber eine Bierflasche von Aldi/Lidl in der Jackentasche hat.

    Dann zweifele ich an der Wirksamkeit/Sinnhaftigkeit aller dieser wirklich gut gemeinten Massnahmen/Angebote!

    • @Achim Schäfer:

      Das was Sie da erwähnen, sind natürlich auch extrem negative Beispiele. Man muss auch ehrlich sein, denn man wird mit solchen Programmen die Menschen nicht von der Sucht wegbekommen.



      Ich selber arbeite auch viel mit Menschen zusammen, die stark abhängig sind und viele bleiben es ein Leben lang oder werden es nach etlichen Entgiftungen und Entwöhnungen immer wieder.

  • Ich habe ja das Vergnügen seit einiger Zeit meinen Töchtern zu liebe fast alle Dienstfahrten mit der Bahn zu erledigen. In 2024 war ich dafür schon an den Bahnhöfen in Mannheim, Ludwigshafen, Frankfurt und Hamburg zu Gast. Meine Firma bucht für mich das Hotel bisher immer bahnhofsnah für einfache An und Abreise. Die Verhältnisse im Umfeld aller Bahnhöfe in den alten Ländern würde ich durchweg als dystopisch beschreiben. In Hamburg hat mich der Kunde ab Tag 2 persönlich am Hotel abgeholt, weil er es für zu riskant hielt dort zu Fuß unterwegs zu sein. Ich kann meinen Mitbürgern hier in der sächsischen Provinz kaum Übel nehmen solche Zustände hier eher nicht zu wollen. Wie die 2 unterschiedlichen Ansätze funktionieren, sehen wir hier in Görlitz ja ganz deutlich. Auf der polnischen Seite der Stadt ist Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verboten und die Polizei sorgt für Ordnung und Sauberkeit auf den Straßen und Parkanlagen. Dafür trifft sich die polnische Trinkerszene jetzt bei uns und randaliert scheinbar vollkommen ungestört jede Nacht auf öffentlichen Plätzen. Vielleicht sollten wir es auch mal mit einer Tanzperformance versuchen?

  • Herumliegende Spritzen und Crackpfeifen in der Innenstadt oder auf Spielplätzen haben dort nicht zu suchen. Man muss gegen die Dealer und Hintermänner vorgehen, die die Leute mit dem Stoff versorgen.



    Trotz allem kann ich die Bürgerinnen und Bürger verstehen, wenn sie die Süchtigen und das teils aggressive Treiben nicht in der Innenstadt bzw. Öffentlichkeit sehen wollen. Wer will dort schon mit Kindern langgehen oder seine Kinder dort langschicken. Sowas hat in Innenstädten nichts zu suchen.



    Es sollten Schutzräume geschaffen werden für die Abhängigen und Süchtigen, in denen eine kontrollierte Abgabe und auch das Konsumieren stattfinden kann und jeder seine Utensilien auch vernünftig entsorgen kann.