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Ein fast vergessener KriegKämpfe in Syrien wieder aufgeflammt

Arabische Stämme greifen mit Unterstützung des Assad-Regimes vom US-Militär gestützte kurdische Rebellen an. Es geht vor allem um Öl- und Gasfelder.

Beengte Umstände und zu wenig Nahrungsmittel: Vertriebenenlager an der türkisch-syrischen Grenze Foto: Anas Alkharboutli/dpa

ISTANBUL taz | Der schon fast vergessene Krieg in Syrien ist letzte Woche wieder aufgeflammt. Bei den heftigsten Gefechten seit über einem Jahr sind am 7. und 8. August in Ostsyrien mindestens elf Zivilisten, darunter sechs Kinder, und eine unbekannte Anzahl von Kämpfern getötet worden. Laut Berichten türkischer und arabischer Medien, die von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London bestätigt wurden, gab es heftige Gefechte in Ostsyrien in der Provinz Deir ez-Zor am Euphrat.

Danach sollen arabische Stämme, die in der Provinz leben, eine Stellung des SDF angegriffen und so die Kämpfe ausgelöst haben. Das SDF ist ein Zusammenschluss von mit den USA verbündeten Milizen, der von der kurdischen YPG dominiert wird. Das SDF war im Nordosten Syriens gegründet worden, um gemeinsam mit den USA den „Islamischen Staat“ (IS) zu bekämpfen. Seit dem Sieg über den IS kon­trolliert der kurdisch dominierte SDF das gesamte Gebiet nordöstlich des Euphrats.

Immer wieder gibt es Konflikte zwischen den arabischen Stämmen in dem Gebiet und den Kurden, die die politische und militärische Kontrolle ausüben. Bei ihrem Angriff auf die SDF-Stellung in der Nähe von Deir ez-Zor, der größten Stadt am Euphrat nahe der irakischen Grenze, wurden die Stämme von Truppen des Regimes von Baschar al-Assad und schiitischen Milizen aus dem Irak unterstützt. Nach türkischen Presseberichten brachte die kurdische YPG mit US-Unterstützung 700 Mann Verstärkung in die Region und konnte nach mehreren Tagen den Angriff abwehren.

Während das Regime das Territorium südwestlich des Euphrats kontrolliert, stehen die kurdischen Milizen und ihre US-Unterstützer nordöstlich des Euphrats. Insgesamt sollen sich dort noch rund 800 US-Soldaten aufhalten, die sich auch auf Luftunterstützung durch Kampfjets verlassen können. Das Gebiet ist nur dünn besiedelt, aber dort liegen die Öl– und Gasfelder Syriens und zwar auf der von YPG und den US-Truppen kon­trollierten Seite des Flusses. Als der damalige US-Präsident Donald Trump im Herbst 2018 den größten Teil der US-Truppen aus Syrien abzog, blieb ein kleinerer Teil vor Ort mit dem Auftrag, die Öl– und Gasfelder zu sichern.

Assad-Regime will wieder komplette Kontrolle

Der jetzige Angriff erinnert an eine Militäraktion im Februar 2018, als russische Wagner-Söldner im Auftrag des Assad-Regimes schon einmal in Ostsyrien angriffen, um die Kontrolle über die Öl– und Gasfelder zu bekommen. Damals starben laut New York Times fast 300 russische Söldner. Laut türkischen Medien sollen Regimetruppen mit russischer Unterstützung nun begonnen haben einen neuen Stützpunkt auf ihrer Seite des Euphrats aufzubauen. Für das finanziell völlig marode Assad-Regime wäre die Rückgewinnung der Öl– und Gasfelder ein wichtiger Erfolg.

Insgesamt hofft das Assad-Regime sowieso wieder die komplette Kontrolle über das syrische Territorium zu bekommen. Darüber wird im Moment hinter verschlossenen Türen insbesondere mit der Türkei verhandelt, die ja einen Teil Syriens entlang der türkischen Grenze besetzt hält. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan scheint bereit, diese Gebiete aufzugeben, wenn Assad dafür bereit ist, einen großen Teil der syrischen Flüchtlinge aus der Türkei wieder aufzunehmen. Das hat bereits zu heftigen Protesten unter den bisherigen syrischen Verbündeten der Türkei geführt.

Der türkische Außenminister Hakan Fidan traf sich deshalb am Freitag mit Vertretern der wichtigsten syrischen Oppositionsallianz der Nationalen Koalition, um über einen „realistischen Dialog“ mit dem Assad-Regime zu sprechen, der zu einer UN-unterstützten politischen Lösung führen soll.

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