Boykott deutscher Botschaften: Taliban akzeptieren Visa nicht mehr
Die Machthaber in Afghanistan wollen in Berlin und Bonn ausgestellte Pässe oder Visa nicht mehr anerkennen. Dahinter könnte Kalkül stecken.
Betroffen sind neben der afghanischen Botschaft in Berlin und dem Generalkonsulat in Bonn auch Vertretungen in Österreich, der Schweiz, Belgien, Polen und weiteren Ländern innerhalb und außerhalb Europas. Das Außenministerium forderte Afghanen im Ausland sowie Ausländer auf, konsularische Dienstleistungen andernorts in Anspruch zu nehmen. Im Generalkonsulat in München sei dies etwa noch möglich, teilte das Außenministerium in einer weiteren Nachricht auf X mit.
Begründet wird die Entscheidung mit Handlungen der Botschaften, die „willkürlich“ und „ohne Koordination“ seien. Die neue Regelung dürfte jedoch vor allem als Versuch gewertet werden, Kontrolle über die im Ausland aktiven Vertretungen zu erhalten.
Bislang hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. In einigen Ländern wie China, Russland, Pakistan oder dem Iran haben etwa Botschafter der Taliban ihre Arbeit aufgenommen. In anderen Ländern operieren Botschaften, die mit der alten, vom Westen gestützten Regierung in Verbindung stehen. Die Taliban haben im August 2021 erneut die Macht in Afghanistan übernommen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen